Landrat Helmut Riegger (rechts) war einer der Ersten, der Klaus Hoffmann zum Wahlsieg gratulierte. Foto: Kugel

Parteiloser Kandidat ist neuer Bürgermeister. Wahlbeteiligung liegt bei 47,47 Prozent. Mit Kommentar

Bad Herrenalb - Was für ein Krimi: Klaus Hoffmann wird neuer Bürgermeister in Bad Herrenalb. Mit 39,42 Prozent und damit nur 19 Stimmen mehr gewann er den zweiten Wahlgang am Sonntag vor der Favoriten aus der ersten Wahl, Sabine Zenker (38,79 Prozent). Marc-Yaron Popper landete mit 20,68 Prozent der abgegebenen Stimmen abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Wer wird neuer Bürgermeister in Bad Herrenalb? Diese Frage wurde beim zweiten Wahlgang der Bürgermeisterwahl endgültig geklärt. Und im Vergleich zur ersten Wahl hatten die Bad Herrenalber theoretisch eine noch größere Auswahl. Denn diesmal traten sogar 35 Kandidaten an. Da allerdings der mit Abstand größte Teil der Bewerber aus den Reihen der Satirepartei "Die Partei" kam, war bereits im Vorfeld klar, dass auch bei der Neuwahl mit Sabine Zenker, Klaus Hoffmann und Marc-Yaron Popper die drei Kandidaten das Rennen unter sich ausmachen würden, die schon am 20. Oktober die meisten der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen konnten.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Bereits zur Schließung der Wahllokale im Bad Herrenalber Kurhaus zeichnete sich eine noch schlechtere Wahlbeteiligung als im ersten Wahlgang ab.

Pünktlich um 18 Uhr wurden die Wahllokale geschlossen und die Spannung stieg im Kurhaus, in dem sich immer mehr Bürger einfanden, um zu erfahren, wer in den kommenden acht Jahren ihr Bürgermeister sein würde. Als erste der Favoriten traf Zenker im Kurhaus ein.

Bereits um 18.15 Uhr war mit Neusatz der erste Wahlbezirk ausgezählt. In seinem Wohnort konnte dort – wie bereits bei der ersten Wahl – Hoffmann mit 51 Prozent die meisten Stimmen erringen. Dahinter folgte Zenker mit 33,8 und Popper mit 15,2 Prozent. Das nahmen die mittlerweile zahlreich erschienenen Herrenalber Bürger aber noch gelassen hin. Wer konnte da auch ahnen, dass sich solch ein Kopf-an-Kopf-Rennen entwickeln würde, bei dem sich die Mehrheiten mit jedem ausgezählten Wahlbezirk aufs Neue ändern würden.

Nur eine Minute später folgte der Bezirk Bad Herrenalb II. Hier lag Zenker mit 43,4 Prozent deutlich vor Hoffmann mit 33,6 Prozent, Popper erhielt 22,1 Prozent.

Als dritter Wahlbezirk war Rotensol um 18.25 Uhr ausgezählt. Hier lag wieder Hoffmann vorne. Er erhielt dort 43,7 Prozent, während Zenker auf 36,1 Prozent der Stimmen kam. Der Karlsruher Rechtsanwalt Popper kam hier auf 19,6 Prozent. Somit war spätestens jetzt klar, dass es auf einen Zweikampf zwischen Hoffmann und Zenker hinauslaufen wird.

Bernbach, ausgezählt um 18.39 Uhr, war erwartungsgemäß ein Heimspiel für Zenker. Sie erhielt 47,4 Prozent, Hoffmann 29,8 und Popper 22,4 Prozent.

Und so stieg die Spannung im mittlerweile brechend vollen Kurhaus immer weiter an. Denn nach vier von sechs ausgezählten Wahlbezirken hatte Zenker einen hauchdünnen Vorsprung. Sie hatte 40,3 Prozent, während Hoffmann mit 39,2 Prozent zurücklag. Popper kam auf 20 Prozent der Stimmen.

Das änderte sich auch nicht, als der Bezirk Bad Herrenalb I ausgezählt war. Hier lag wiederum Hoffmann mit 42,5 Prozent deutlich vor Zenker (36,3) und Popper (19,5 Prozent). Somit war klar, dass die Briefwähler die Entscheidung bringen mussten. Denn nach fünf Bezirken gab es noch immer keinen eindeutigen Sieger.

Wahlbeteiligung liegt bei 47,47 Prozent

Um 18.54 Uhr war es dann so weit und Bürgermeister Norbert Mai trat ans Mikrofon. Und er genoss es sichtlich, die Spannung hinauszuzögern. Zunächst begrüßte er Landrat Helmut Riegger sowie die vielen anwesenden Bürgermeisterkollegen aus den anderen Kommunen. Mai sagte, dass die Wahlbeteiligung mit 47,47 Prozent sogar noch etwas geringer war als bei der ersten Wahl (47,8). 6503 Wahlberechtigte habe es gegeben, 3087 hätten ihre Stimme abgegeben.

Dann aber, als die Spannung förmlich mit Händen zu greifen war, verkündete er endlich das Wahlergebnis – und begann mit einem Schmunzeln hinten bei den Ergebnissen, was zu Geraune bei den Bad Herrenalbern führte, die endlich wissen wollten, wer die Wahl gewonnen hatte. Als Mai den Namen des Siegers nannte, gab es dann viele überraschte, ja sogar ungläubige Gesichter – auch bei den Kandidaten. Der 59-jährige Hoffmann erreichte 1199 Stimmen und damit 39,42 Prozent. Auf Stadtkämmerin Zenker entfielen 38,79 Prozent und mit 1180 Stimmen nur 19 weniger als auf Wahlsieger Hoffmann.

"Ich bin total überwältigt, dass es zu Platz eins gereicht hat", sagte der designierte Bürgermeister nach seinem Wahlsieg im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten und fügte an: "Es ist großartig. Einfach großartig." Aber wahrscheinlich gehe es ihm wie vielen Sportlern nach einem großen Erfolg: "Ich habe es noch gar nicht realisiert."

Im Vorfeld habe er gedacht, dass es knapp werden könnte. Er habe geglaubt, dass er es noch drehen könne, obwohl noch drei Kandidaten im Rennen waren und er sich entscheiden musste, wie er mit dieser Situation im Wahlkampf umgehen will. Gemeinsam mit seinem Team habe er dann entschieden: "Wir bleiben bei den Sachthemen. Das hat sich ausgezahlt." Und er schaut bereits nach vorne: "Das wird nicht langweilig in den nächsten Wochen." Denn für ihn stehen nun gleich zwei Übergaben an - bei seiner bisherigen Arbeit als Geschäftsführer der Karlsruhe Tourismus GmbH und hier in Bad Herrenalb, wo er am 17. Januar 2020 die Stelle als Bürgermeister in Bad Herrenalb antreten wird.

Bürgermeister für alle

Bei seiner ersten Rede nach der Verkündung des Wahlergebnisses bedankte sich Hoffmann für das Vertrauensbekenntnis und rief der versammelten Menge zu: "Ich möchte ein Bürgermeister für alle sein." Der Wahlkampf sei in den vergangen drei Wochen sehr hart gewesen. Und an seine härteste Konkurrentin Zenker gerichtet, sagte er: "Ich brauche eine starke Kämmerin an meiner Seite. Das ist mein Angebot an dich." Diese Aussage brachte ihm den bislang größten Applaus von den versammelten Bad Herrenalber Bürgern ein.

"Ich bin angetreten, um Bürgermeisterin zu werden", das sagte Zenker, als sie kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses gefragt wurde, wie es denn nun weitergehe. Bei der Wahl habe man "mit allem" rechnen müssen. Kleiner Zusatz: vor allem in Bad Herrenalb. 19 Stimmen Unterschied - das müsse man demokratisch sehen. Sie sei auch in den vergangenen drei Wochen immer unterwegs gewesen. Es gelte, das Ergebnis zu akzeptieren. Auch lange nachdem Noch-Bürgermeister Mai einen Blumenstrauß an den Wahlsieger überreichte, war Zenker eine begehrte Gesprächspartnerin der Anwesenden.

Für Noch-Schultes Norbert Mai war es eine "absolut spannende Angelegenheit". Er habe gewusst, dass es zwischen den beiden einen offenen Ausgang geben würde. Nun habe Hoffmann gewonnen und "das ist doch in Ordnung". Er kündigte an, eine ordentliche Übergabe zu machen.

Auch der Calwer Landrat Helmut Riegger gratulierte dem Gewinner. "Ich sehe, Sie sind überwältigt." Es sei ein harter Wahlkampf gewesen, so der Landrat, der, an Zenker gerichtet, sagte: "Demokratie ist ein hartes Spiel." Er bot Hoffmann eine "gute Zusammenarbeit mit dem Kreis Calw an". Es gebe viele Aufgaben, denen sich Hoffmann nun stellen müsse, so Riegger, der versicherte: "Wir stehen an der Seite von Bad Herrenalb." Und an die Bürger, die den neuen Schultes nicht gewählt hatten, richtete er sich mit den Worten: "Geben Sie dem neuen Bürgermeister eine Chance." Im Gespräch mit unserer Zeitung sprach der Landrat von einem "überraschend knappen, spannenden Ergebnis". Man sehe, dass es ein harter Wahlkampf war. Nun sei es wichtig, "dass alle wieder an einem Strang ziehen", denn es kämen viele Aufgaben auf den neuen Bürgermeister zu.

Vorläufige Ergebnis

Das vorläufige Ergebnis der Bad Herrenalber Bürgermeisterwahl vom 10. November: Klaus Hoffmann: 1199 (39,4 Prozent); Sabine Zenker: 1180 (38,8); Jörg Lesser: 3 (0,1); Michael Pfeiffer: 16 (0,5); Marc-Yaron Popper: 629 (20,7); Tobias Robbyn Becker: 1 (0,03); Samuel Johannes Speitelsbach: 0; Sabine Kader: 1 (0,03); Florian Lucas Adragna: 0; Falko Görres: 1 (0,03); Sascha Schlüter: 0; Lutz Kiehne: 0; Fabian Grün: 0; Tony Krahl: 0, Daniel Pfeiffer: 1 (0,03); Max Thomas Braun: 4 (0,1); Nico De Zorzi: 0; Birgit Beate Dickas: 1 (0,03); Torge Heinisch: 0; Andreas Zimmermann: 2 (0,07); Melody Bayer: 1 (0,03); Christian Peter Scheeff: 1 (0,03); Ute Riebold: 0; Nils Benjamin Elgin Waschner: 0; Tobias Veith: 0; Rebecca Ansin: 0; Frederik Heil: 0; Florian Gerd Wrobel: 0; Bettina Kiehne-Weinreich: 0; Roland Walther Hardt: 0; Marcel Rühle: 0 ; Nicole Heinisch: 0; Christian Heinisch: 0; Markus Eberhard Vogt: 0; Michael Brüggemann: 1 (0,03), Christian Romoser: 1 (0,03).

Kommentar: Hauchdünn

Was für eine Überraschung: Seit 2008 ist Sabine Zenker Kämmerin der Stadt Bad Herrenalb und ab 17. Januar 2020 sitzt Klaus Hoffmann auf dem Chefsessel des Rathauses. Zenker ist ihrer Favoritenrolle nicht gerecht geworden. Lag sie doch im ersten Wahlgang mit mehr als zehn Prozentpunkten vor dem künftigen Schultes. Gekämpft hat sie aber bis zum Schluss. Dass die Zweit- und Drittplatzierten, Hoffmann und Marc-Yaron Popper, beide noch mal antraten, spielte Zenker – wie vermutet – nicht in die Hände. Mit seinen teils provokanten Äußerungen hat Popper nicht punkten können. Ob er damit Hoffmann unterstützte? 19 Stimmen sind eine hauchdünne Mehrheit. Das zeigten auch die überraschten Gesichter der Kandidaten. Für den Noch-Geschäftsführer der Karlsruher Tourismus GmbH gilt jetzt: Er wird an seinen Wahlkampfaussagen gemessen.