Förster Bernhard Brenneis vom Revier Dobel-Eschbach freut sich an der Ziegenherde im Eyachtal. Er ist sich ihrer großen Bedeutung bewusst. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Die Ziegen genießen die Weidezeit am Salmannsgrundbach im vorderen Eyachtal. Gras,

Die Ziegen genießen die Weidezeit am Salmannsgrundbach im vorderen Eyachtal. Gras, Kräuter, Blätter knabbern sie weg. Gehölzverbiss ausdrücklich erwünscht, wie Förster Bernhard Brenneis, Dobel-Eschbach, schmunzelnd erklärt.

(geg). Der Salmannsgrund ist nicht nur Forstrevier-, Gemarkungs- und Landkreisgrenze. Wie Heimatexperte Bernhard Kraft aus Dobel ausführt, war die Fläche bereits im 15. Jahrhundert sogenannte Wildbann-Grenze, also Grenze des Jagdbereichs zwischen Württemberg und Baden. Der zweite Name für das Gelände lautet Mißlesgrund, also feuchter Grund, Beleg dafür, dass hier über Jahrhunderte der Bachlauf Wasser brachte und bringt.

Dobel/Neuenbürg. Die rund 60 Tiere, überwiegend Burenziegen, von Theodor Hellinger aus Karlsbad, sind mit einer Mission vor Ort: von August bis September sind sie, im zweiten Jahr, als vierbeinige Landschaftspfleger im Einsatz. Das Forstamt Enzkreis hatte sich auf Initiative von Förster Brenneis 2017 erfolgreich mit dem Ziegenbeweidungsprojekt für das 100 000-Euro-Waldnaturschutzprogramm von ForstBW beworben.

Ziel ist bei dessen Förderung, mit historischen Waldnutzungsformen Kulturlandschaft zu erhalten. In diesem Fall die bestehenden Freiflächen nicht zuwachsen zu lassen. Und dies geht bei der Topografie im Eyachtal mit Steilhängen und engen Taleinschnitten nicht unter Einsatz von großen Maschinen. Bei der sogenannten Stoßbeweidung über etwa vier Wochen fressen die Tiere die Flächen nahezu frei. Ziegen sind Mischfresser und vertilgen anders als Schafe auch Gehölztriebe, sogar bis zu einer Wuchshöhe von bis zu zwei Metern, indem sie sich zum Fressen auf die Hinterbeine stellen.

Dornenranken und Farn lassen sie übrigens stehen, "aber es reicht", so der Revierförster, "wenn man dann noch einmal durchgeht und diese entfernt".

Ebenso wie die zweite beweidete Fläche im Eyachtal, die beim Tröstbachhof, ist der Salmannsgrund für die Ziegen ideal. Hier sind mit dem durchlaufenden Bach, den Felsen im hinteren Bereich für die Hufpflege und dem Baumbestand Wasser und Rückzugsschutz natürlich gegeben.

Genau gesagt ist der Salmannsgrund nur zur Hälfte im Revier von Förster Brenneis. Der Bach nämlich, der sich in den offenen Hang von beiden Seiten eingegraben hat, ist Reviergrenze zum Forstrevier Dobel-Höhe, welches zur Dobler Gemarkung gehört und damit zum Landkreis Calw. Während Brenneis’ Revier an dieser Stelle auf Dennacher Gemarkung verläuft und im Enzkreis liegt.

Äpfel zur Begrüßung

Brenneis und sein Revierkollege Dominik Leitz stellen in guter Kooperation die gemeinsame Fläche zur Verfügung. Die Ziegen kümmert das sowieso nicht. "Sie kommen gerne ins kühle Eyachtal", beschreibt Brenneis, "und für uns ist ihr Einsatz wichtig, die Flächen würden sonst schnell verbuschen". Oft kommt er vorbei, bringt zur Begrüßung ein paar Äpfel mit: "Schauen Sie, Ziege ›11647‹ – erkennbar an ihrer Ohrmarke – die mit dem hellbraunen Kopf –, die kommt immer als Erste. Ich glaube, sie kennt sogar mein Auto, wenn ich herfahre."

Grundsätzlich jeden Tag ist Herdenbesitzer Hellinger vor Ort. "Dieses Jahr mit einem deutlich mulmigeren Gefühl als noch im vergangenen", gesteht Förster Brenneis. Denn das große Thema im Forst der Region hat längst alle Tierhalter eingeholt: der Wolf. Der komplette Landkreis Calw, wie auch angrenzende Gemarkungen aus dem Enzkreis wie die von Dennach (Stadt Neuenbürg) stehen komplett unter der Förderkulisse Wolfsprävention. Will heißen: Den Tierhaltern werden besondere Fördermaßnahmen bis zu 90 Prozent bezuschusst, doch diese müssen auch konsequent umgesetzt sein. So muss der Weideschutzzaun mindestens 90, besser 120 Zentimeter hoch sein. Die Stromstärke muss mindestens 5000 Volt betragen und der Strom gut geerdet sein. Außerdem soll die unterste stromführende Litze nicht mehr als 20 Zentimeter über dem Boden verlaufen. Damit ein Wolf im Ernstfall nicht unter dem Zaun hindurchschlüpfen kann.

"Die Befürchtungen der Tierhalter sind sehr ernst zu nehmen", betont Förster Brenneis, der seit einem guten halben Jahr auch Wildtierbeauftragter des Enzkreises ist: "Als ich die Stelle antrat, war der Wolf noch kein solches Thema."

Täglich Anfragen

Seit dem Schafsriss bei Nonnenmiß bewältigt er fast täglich Anfragen aller Interessensrichtungen: von Naturschützern, von Landwirten, vom Landwirtschafts- oder dem Veterinäramt, vom Forstamt oder von Gemeinden. "Auch Anrufe von Privatleuten gehören dazu", erzählt Brenneis: Wenn man sonntags mit Familie zur Grünhütte wandern wolle – ob da nicht der Wolf komme?

"Die Tierhalter wie Herr Hellinger mit seinen Ziegen hier", erklärt der Wildtierbeauftragte und Revierförster, "sind verständlicherweise angespannt. Sie haben Mehrarbeit durch das notwendige sorgfältigere Einzäunen. Früher wurde eingezäunt gegen Ausbruch, heute zuallererst und zusätzlich gegen Einbruch. Ich hoffe, die Ziegen sind trotzdem auch nächstes Jahr wieder da. Wir sind angewiesen auf sie."