Die Therme soll bald in neuem Glanz erstrahlen. Foto: Carasana

Gemeinderat billigt zwölf Millionen teures Konzept. Saunadorf soll Knaller werden.

Bad Herrenalb - Aus den Zuhörerreihen im Kurhaus kamen nach der Abstimmung Bravo-Rufe: Der Bad Herrenalber Gemeinderat sagte am Mittwochabend in Sachen Siebentäler Therme Ja zum vorgelegten Beschlussantrag.

Die Zusammenfassung bei den Wirtschaftlichkeits-Analysen "Technik und neue Angebote" sieht bei der "Revitalisierung Siebentäler Therme" folgendermaßen aus:  Technik und Gebäude (ohne Förderung, ohne Einsparungen): 2.756.000 Euro; neue Angebote (ohne Förderungen der Investitionen): 9.305.000 Euro. Unterm Strich kommen somit bei der Grobschätzung (zuzüglich maximal 20 Prozent Baunebenkosten) 12.061.000 Euro zusammen. Bei Zielerwartung ist zu lesen: "In zehn Jahren könnte sich die Siebentäler Therme im Ergebnis um circa 30 Prozent verbessern. Dies erfordert ein Höchstmaß an Mitarbeiter-Motivation, Marketing-Effizienz und starke Unterstützung der Kommune."

Die Verwaltung wurde beauftragt, anhand der vorgestellten Konzeption "Weiterentwicklung Siebentäler Therme" die Förderanträge beim Land Baden-Württemberg zu stellen. Letztendlich gab es sieben Ja- und drei Neinstimmen sowie eine Enthaltung.

Die Details mit Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen stellte Günther Eichelmann, Geschäftsführer des Unternehmens Dorena, vor. Er freute sich außerordentlich, Infos geben zu können. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen machte er darauf aufmerksam, wie wichtig Alleinstellungsmerkmale seien.

Zisterzienser im Fokus

Beim Flächenbedarf erklärte Eichelmann, man müsse "in ein anderes Flurgrundstück rein". Der Eingangsbereich der Therme sollte vorsichtig überarbeitet werden.

Der Knaller sei das Saunadorf. Das Kulissen-Motto laute Zisterzienser – im Übrigen gelte es, sich mehr dem Thema Mönche anzunehmen. Sole-Seen gebe es bislang nur zwei in Deutschland. Der Geschäftsführer schwärme davon, wie ein nachts beleuchteter Sole-Dom auf der Schweizer Wiese aussehen könnte. Allerdings könnten einen solchen lediglich zwei Architekten planen.

895.000 Euro Verlust

Karina Herrmann, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bad Herrenalb, erwähnte das Jahresergebnis 2018 – bei der Siebentäler Therme gebe es einen Verlust in Höhe von von 895.000 Euro. Bei einem vom Unternehmen Dorena prognostizierten Plus von 245.000 Euro pro Jahr blieben aber immer noch 650.000 Euro übrig. Allerdings ergäben die Investitionen in Technik und die Anbindung neuer Anlagen weitere Ersparnisse. Somit käme ein Minus von rund 500.000 Euro zustande. Wobei Zuschüsse das Ergebnis weiter verbessern könnten. In den ersten fünf Jahren sei freilich nicht davon auszugehen, dass die Siebentäler Therme mit einer schwarzen Null betrieben werden kann.

Andreas Tockhorn (BF-BHA) meinte, er wolle genau wissen, was der Haushalt "heute, morgen und übermorgen" verkraften könne. Das müsse die Verwaltung darstellen. Es gehe ihm nicht ums Geld für die Neukonzeption, schließlich sei beim Exit-Szenario auch deutlich geworden, dass eine Schließung sechs Millionen Euro kosten würde. Tockhorn verweigerte seine Zustimmung, er sprach von einem Blankoscheck und Harakiri.

Bürgermeister Norbert Mai sagte, wenn es kein Ja zum Zuschussantrag gebe, verliere man wieder ein Jahr. Darauf habe er keine Lust mehr. Es gehe auch um ein positives Signal für die Öffentlichkeit. Mit den Zahlen werde verantwortungsvoll umgegangen.

Klaus Hoffmann (CDU) sprach von vielen Fragen beim Blick in die Dorena-Unterlagen. Die Zahlen müssten besser aufbereitet werden.

Gertraud Maier (UBV) plädierte dafür, der Verwaltung zu vertrauen. Man sollte die Ärmel hochkrempeln und dürfe keine Steine in den Weg werfen. Christian Romoser (CDU) sprach bei dem Antrag von einer "formellen Geschichte". Im Übrigen beinhalte der Gemeinderatsbeschluss vom 22. Mai diese Vorgehensweise.

Kein Spielraum

Hermann Ruff (SPD) erinnerte an die früheren Kommunalpolitiker, die über Jahre für die Therme gekämpft hätten. Deshalb komme von ihm ein klares Ja. Zumal die Krankheiten zunehmen würden und die Gesundheit eine wichtige Rolle spiele.

Als bislang nicht vorgenommene Preiserhöhungen angesprochen wurden, sagte Eichelmann: Leider stehe man immer im Wettbewerb. Mehr zu verlangen sei sehr gefährlich, die Kunden informierten sich und bewerteten genau die angebotene Leistung. In der Vergangenheit habe es dafür keinen Spielraum gegeben.

Bei der vorgestellten Konzeption handle es sich um ein Kostengebilde mit Annahmen, so der Bäder-Experte. Würde doch eine komplette Planung ein paar Hundertausend Euro kosten. Das sei zur jetzigen Zeit unverantwortlich.

Rüdiger König (UBV) erklärte, er habe mit Blick auf die Folgekosten riesiges Bauchweh. Er wolle die Auswirkungen auf den Haushalt vorgelegt bekommen und einen ausgefüllten Zuschussantrag sehen – den Bürgern werde sonst die Realität vorenthalten. Wolle man die Therme erhalten, müssten zudem andere Verlustbringer angegangen werden.

Dass es teils emotional im Gremium zuging, zeigte zum Beispiel die Aussage von Romoser, der meinte, keine Lust mehr zu haben, "das Gesülze anzuhören".

Als Manfred Senk (GL) den Vorschlag machte, den formulierten Förderantrag in der Gemeinderatssitzung am 25. September vorzulegen, um diesen dann bei einem O.K. sofort losschickten zu können, erklärte der Rathauschef: Zeitlich sei dies nicht machbar.

Mai machte mehrmals deutlich, dass nur ein Zuschussantrag gestellt werde. Man vergebe nichts. Eichelmann erklärte, man sei extrem variabel. Zu jeder Zeit könne es eine Änderung geben.

Zu guter Letzt votierte das Gremium übrigens einstimmig dafür, dass die Stadt Bad Herrenalb nach wie vor nach einem Betreiber oder Investor für die Siebentäler Therme sucht.