Am Tübinger Landgericht wurde das Urteil gesprochen. Foto: Bernklau

Einmal lebenslang und einmal 13 Jahre Gefängnis. 47-Jähriger starb durch mehrere Schüsse.

Bad Herrenalb/Dobel/Tübingen - Lebenslänglich und 13 Jahre Haft: Das sind die Urteile des Landgerichts Tübingen gegen die beiden Angeklagten im Prozess um den Mord an einem irakischen Autohändler in der Nähe von Dobel (Kreis Calw) des vergangenen Jahres.

Im Prozess um die Ermordung des kurdisch-irakischen Autohändlers aus Baden-Baden im Wald zwischen Dobel und Bad Herrenalb (Kreis Calw) sind am Donnerstag vor dem Tübinger Landgericht die Urteile gesprochen worden. Ein 49-jähriger früherer syrischer Geheimdienstler und sein 23-jähriger Ziehsohn aus Mazedonien wurden wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslanger Haft beim Älteren, zu 13 Jahren beim Jüngeren verurteilt. Sie waren im Wesentlichen geständig.

Ermittlungen der Soko "Tanne" führen zu Tatverdächtigen

Der junge Mazedonier kooperierte angesichts erdrückender Indizien schnell mit der Polizei und bekam deshalb den Strafnachlass. Das Urteil gegen diesen jüngeren Angeklagten ist nach Angaben des Landgerichts Tübingen vom Donnerstagnachmittag bereits rechtskräftig, da auf Rechtsmittel verzichtet wurde.

Die zunächst unbekannte Leiche des Mannes war in einer Septembernacht 2018 mit drei – jeweils für sich schon sofort tödlichen – Schussverletzungen aufgefunden worden. Vierwöchige akribische Ermittlungen der Karlsruher Sonderkommission "Tanne" führten erst zum Fund des Tatfahrzeugs am pfälzischen Rheinufer bei Maximiliansau, dann zur Identifizierung des Toten und schließlich zur Festnahme der beiden dringend Tatverdächtigen aus Karlsruhe – und zum Fund der im Rhein versenkten Tatwaffe, einer alten Schweizer Armeepistole Luger "Parabellum".

Hintergrund des Mordes waren betrügerische Asyl-Scheingeschäfte der Freundin beziehungsweise Ziehmutter der Angeklagten mit einem Gesamtschaden von rund 170.000 Euro, die der später Erschossene anzeigen wollte.

Das nächtliche Verbrechen mitten im Forst des Nordschwarzwalds soll sich nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft so abgespielt haben: Nach Angaben des Kripobeamten, der die Vernehmungen beider Männer nach ihrer Festnahme leitete, fuhren die beiden Verurteilten im Audi des Baden-Badener Autohändlers, einem auffälligen Rechtslenker, vom Treffpunkt bei Mann Mobilia Karlsruhe in Richtung Bad Herrenalb und Dobel. Vorgeblich, so die Ermittlungen und Geständnisse, sollte es in einer Rehaklinik ein klärendes Treffen mit der Schuldnerin geben.

Während der Fahrt kam es wohl zu lautstarkem Streit, bis der Jüngere vom Rücksitz aus den Fahrer mit einem fünf Millionen Volt starken Elektroschocker attackierte. Nachdem der Geschockte zitternd ausgestiegen war, schoss der angeklagte Syrer zweimal auf den Mann und gab dem am Boden liegenden danach einen Fangschuss in den Hinterkopf.

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