Beladen mit Kübelpflanzen: von Karlsbad ging’s nach Bad Herrenalb. Drei Fahrten waren nötig, um 100 Pflanzen zu transportieren.Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Blütenpracht: Bad Herrenalber Kübelpflanzen kommen aus dem Winterquartier / Transporter vom Bauhof im Einsatz

Für mediterranes Flair setzt Bad Herrenalb seit der Gartenschau 2017 auf ein blühendes Kübelpflanzen-Heer, das in der Innenstadt ebenso wie auf den Höhenorten Menschen erfreut.

Bad Herrenalb. Doch wieso blühen im Nordschwarzwald die Oleander schon im Mai, wenn sich bei den Pflanzen von privaten Gartenfreunden erst jetzt die Knospen bilden?

Der Grund liegt an einer fachmännischen Überwinterung im Folienhaus. "Das ist eine Noppenfolie, also eine Luftpolsterfolie, die einen höheren Isolierwert hat und damit rund acht Grad höhere Innentemperatur im Verhältnis zur Außentemperatur halten kann. Das ist in Zeiten von Energiesparthemen besonders wichtig, da wir damit eine konstante Temperatur ohne zusätzliche Heizleistung gewährleisten können", erklärt Ralf Jansen. Der Inhaber der gleichnamigen Baumschule in Karlsbad ist seit der Gartenschau Ansprechpartner für Harald Flittner, wenn es ums Überwintern der rund 100 blühenden Kübelpflanzen der Kurstadt geht. Für den Chef vom Bauhof ist diese Art der "Einlagerung" eine pflege- und zeitsparende Alternative, zumal die ausladenden und teilweise bis zu zwei Meter hohen Gewächse auch in den Wintermonaten entsprechend viel Raum und Licht benötigen. "Wenn es im Dezember Minusgrade gibt, arbeiten wir mit einer thermostatgesteuerten Gebläseheizung, die uns eine konstante Temperatur ermöglicht." Das optimale Wohlfühlambiente liegt nach Aussage von Jansen bei rund fünf Grad Celsius für die Pflanzen. "Wenn es wesentlich wärmer wird, steigt die Luftfeuchtigkeit und dann fühlen sich auch Schädlinge im grünen Blattwerk wohl." Daher werden die eingelagerten Schützlinge während der Pflegemonate von November bis Mai von den Pflanzenprofis immer wieder gründlich untersucht und gegebenenfalls auch gegen Blattpilze und Schädlinge entsprechend behandelt.

"Im Februar bekommen die meist mediterranen Gewächse zudem ihren ersten Schnitt, damit die neuen Triebe bis zum Mai ordentlich wachsen können", so Jansen, der das auch fachmännisch begründet. "Wir halten damit die Gewächse in einer gleichmäßigen Wuchshöhe, was insbesondere viele unserer privaten Besitzer freut. Denn ab einer bestimmten Größe passen die oftmals jahrelang gehegten und gepflegten Lieblingspflanzen dann einfach nicht mehr auf ihren angestammten Sonnenplatz auf dem Balkon." Mehr als 1000 Pflanzenschützlinge werden mittlerweile bei Jansen betreut und Jahr um Jahr erst nach den sogenannten Eisheiligen ausgeliefert.

Insbesondere in diesem Jahr, nach den sonnig-warmen Apriltagen, sind die eiskalten Mai-Nächte eine große Gefahr für Oleander und Olivenbäume, Hibiskus und Palmen. Nachdem am vergangenen Montag im Schwarzwald die Höhenlagen nicht nur mit Bodenfrost, sondern auch mit Schnee bedeckt waren, zählt die Kalte Sophie am Freitag zu den letzten Frosttagen im Mai.

Mit vereinten Kräften

Insbesondere mediterrane Blütensträucher wie der Oleander profitieren von der Pflege im Pflanzenhaus und treiben bereits im April ihre Knospen aus. "Das ist vom Zeitraum her geradezu perfekt", so Jansen, der sich darüber freut, dass die ausgelieferten Kübelpflanzen dann vor Ort zu den ersten Sträuchern zählen, die in Farben von hell- und dunkelrosa, lachsfarben, hellgelb, weiß und roten Blüten geradezu übersät sind. "Wer seine Kübelpflanzen in dunklen Hallen oder Garagen überwintert, muss damit rechnen, dass sich die Knospen erst jetzt bilden und die Blüten dann eben rund acht Wochen später aufgehen." Die Mittelmeer-Stars begeistern aber durch ihre große Blütenfülle. Der aus Marokko und Südspanien stammende immergrüne Strauch zählt zu einer der beliebtesten Kübelpflanzen, die einst dem Adel und reichen Bürgern vorbehalten war. Während einst die südländischen Schönheiten adelige Orangerien schmückten, ziert sich nun die Stadt Bad Herrenalb mit diesen bunt blühenden Blütenbäumen bereits ab Mitte Mai.

Mit vereinten Kräften wurden daher am Mittwoch die Bad Herrenalber Kostbarkeiten in Karlsbad auf die Transporter vom Bauhof verladen. Für die 100 rund 60 bis 100 Kilogramm schweren Kübelpflanzen waren zudem insgesamt drei Lastwagenfahrten nötig, um Oleander, Liguster-Kugeln und Kirschlorbeer-Pflanzen zurück in die Kurstadt zu transportieren. "Wir können die Pflanzen beim Transport nicht so eng stellen, denn sonst gibt es Druckstellen oder Äste brechen ab", berichtet Flittner, dessen Team einen gesamten Tag lang damit beschäftigt war, die Sommerboten an ihren angestammten Standorten zu platzieren. Von der Ettlinger Straße über die Kurpromenade bis zum Herrenalber Rathaus und an den Höhenorten Bernbach, Rotensol und Neusatz sind dann erneut einen ganzen Sommer lang die blühenden Gewächse zu bewundern.