Das Kinderhaus Dobeltal in Bad Herrenalb – es gibt jetzt fortlaufend Feintests, um festzustellen, wie sich die Werte in der Raumluft verändern. Foto: Glaser

Lösemitteldämpfe im Speiseraum machen weitere Messungen notwendig. Sieben Erzieherinnen sind krank gemeldet.

Bad Herrenalb - Der neue Kindergarten in Bad Herrenalb wird laut Bürgermeister Norbert Mai vom 3. bis 14. März vorübergehend geschlossen.Seit der Eröffnung des Kinderhauses Dobeltal im Januar 2014 klagen immer mehr Erzieherinnen über Unwohlsein, Kopfschmerzen, Hautausschlag und so weiter (wir berichteten). Inzwischen sind nach Auskunft der Leiterin insgesamt sieben Erzieherinnen krank gemeldet. Auch Eltern von Kindern haben mitgeteilt, dass ihre Kinder über Hautrötung, Kopf- und Bauchschmerzen sowie Schlaflosigkeit klagen.

"Die von uns daraufhin in Auftrag gegebene Raumluftmessung hat ergeben, dass zwei der drei gemessenen Räume durchschnittliche Werte aufzeigen, aber im Speiseraum eine erhöhte Belastung festgestellt wurde", heißt es in einer Pressemitteilung von Bürgermeister Norbert Mai. Dieser Wert liege nach deren Auskunft aber immer noch unterhalb des zulässigen Grenzwertes. "Der Speiseraum wurde daraufhin geschlossen, gesteuert aufgeheizt und regelmäßig gelüftet."

Sieben Erzieherinnen sind krank gemeldet

Zudem habe ein Bodenbelagsgutachter Proben entnommen und zur Untersuchung mitgenommen.

In Folge habe das Gesundheitsamt das Kinderhaus besichtigt und das Raumluftgutachten hinsichtlich einer Gesundheitsgefährdung zu Rate gezogen. "Die Behörde kam zu dem Ergebnis, dass nach den gemessenen Werten keine akute Gesundheitsgefährdung besteht und das Kinderhaus in Betrieb bleiben kann. Zu diesem Ergebnis kam auch unser Betriebsarzt", informiert der Bürgermeister.

Am vergangenen Dienstag wurden weitere Luftraummessungen im Speiseraum vorgenommen. In ein paar Tagen wird das Ergebnis vorgelegt. "Am 18. Februar hat uns auch der Bodenbelagsgutachter das Ergebnis seiner Untersuchung mitgeteilt. Demnach befinden sich im Bodenbelag, im Klebstoff und in der Spachtelmasse keine Gesundheitsgefährdenden Stoffe." Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse sehe der Gutachter keine Notwendigkeit einer Sanierung bezüglich des Bodenaufbaus oder sonstiger Sanierungsmaßnahmen. Er schlage vor, in den nächsten Wochen der Nutzung verstärkt zu lüften.

Um frühzeitig und umfassend über die bereits eingeleiteten und geplanten Maßnahmen zu informieren, wurde am Dienstagabend zu einem Elternabend eingeladen. Dabei waren auch: Joachim Wetzig vom Landratsamt, Abteilung Gesundheit und Versorgung, Andrea Neuwirth, Kinderärztin, Michael Haug, Luftgutachter vom Büro Lowitzki, Kian Brandt, Projektleiter der Firma Säbu, die das Kinderhaus gebaut hat. Wie die stellvertretende Hauptamtsleiterin Anett Deller, zuständig für die Kindergärten, zuvor gegenüber unserer Zeitung mitteilte, sei dazu die Presse nicht eingeladen.

"Verständlicherweise haben die Eltern es nicht akzeptiert, dass die Gutachter mit niedrigen Messwerten argumentiert und eine Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen haben. Auch wenn die Messwerte stimmten, so muss es doch irgendetwas im beziehungsweise am Gebäude sein, was bei den Kindern und Erzieherinnen allergische Reaktionen auslöst", teilt der Bürgermeister des Weiteren mit. "Im Benehmen mit der Kindergartenleiterin und den anwesenden Eltern habe ich festgelegt, den alten Kindergarten wieder in Betrieb zu nehmen, bis endgültig geklärt ist, was die Ursache dafür ist. Die Eltern haben sich bereit erklärt, am Umzug mitzuwirken. Auch werden die Kindergärten in den Ortsteilen in Anspruch genommen. Auch wurde festgelegt, dass am nächsten Tag ein Gespräch mit dem Elternbeirat folgen soll, um das weitere Vorgehen zu besprechen."

Gesteuert heizensowie regelmäßig lüften

Im Nachgang zum Elternabend am Dienstag wurde somit am Mittwochabend ein Gespräch mit dem Elternbeirat geführt: "Dort wurde einstimmig festgelegt, dass das Kinderhaus Dobeltal nicht in den alten Kindergarten umziehen wird. Wir haben uns darauf verständigt, dass das neue Kinderhaus für zwei Wochen geschlossen wird. Die Schließung ist geeignet, damit nach Vorgaben der Gutachter und dem Gesundheitsamt das Gebäude gesteuert geheizt und regelmäßig gelüftet werden kann", so Bürgermeister Mai. Eltern, die keine Möglichkeit hätten, ihr Kind zu Hause oder von einer Tagesmutter betreuen zu lassen, könnten ihr Kind in den Kindergärten der Ortsteile unterbringen. Alle Eltern seien gestern Vormittag darüber informiert worden. "Danach werden die Kinder namentlich den Kindergärten zugeteilt. Es ist gewährleistet, dass es eine ausreichende Anzahl an Ganztagesplätzen geben wird und die Kinder mit Mittagessen versorgt werden können. Eltern, die ihr Kind in dieser Zeit zu Hause betreuen, erhalten die Hälfte der gezahlten Kindergartengebühr erstattet."

Es werden jetzt fortlaufend Feintests durchgeführt, um feststellen zu können, wie sich die Werte in der Raumluft verändern. Dabei ist vorgesehen, Messungen in allen Räumen durchzuführen. "Sollte sich zeigen, dass die Messwerte nicht die von uns und den Gutachtern erhofften Erfolg bringen, werden die Kinder in bereits erfolgter Absprache mit der Schulleitung im Hauptschulgebäude vorübergehend betreut werden."

Der Elternbeirat habe sich sehr konstruktiv in die Gespräche eingebracht und sei sehr kooperativ gewesen. "Auch die Erzieherinnen, die es in diesen Tagen nicht immer einfach hatten, zeigen sich sehr engagiert und sind mit dieser Vorgehensweise besonders einverstanden." Das Stadtoberhaupt bedankt sich im Voraus bei den Eltern für ihr Verständnis.