Der erschöpfte Karl-Friedrich war laut Nathali Gubler nicht auf der Suche nach Ersatzeltern. Foto: Polizei Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Eichhörnchenexpertin Nathali Gubler rät dazu, eine Rückführung zur Mutter zu versuchen

Von Arnfried Mehne

Karlsruhe. Die Nachricht sorgte wohl für einige Belustigung: Wie die Polizei aus Karlsruhe am Donnerstag mitteilte, verfolgte ein Eichhörnchen einen Mann so vehement, dass dieser nicht mehr weiter wusste und die Polizei zur Hilfe rief. Das von dem Verfolgten auf den Namen Karl-Friedrich getaufte Jungtier wurde daraufhin in eine Auffangstation gebracht.

Doch die Nachricht sorgte nicht nur für Belustigung, auch zahlreiche Informationen, dass Eichhörnchen das nur tun würden, wenn sie ihre Eltern verloren hätten und somit auf der Suche nach "Ersatzeltern" seien, waren unter dem Beitrag auf der Facebookseite des Schwarzwälder Boten zu lesen.

Wir haben uns mal bei Experten umgehört und sind der Frage nachgegangen, ob das denn stimmt. Doch sowohl von Seiten des Veterinäramts des Landkreis Calw als auch von Seiten der Eichhörnchenauffangstation in Karlsruhe wurde das vehement verneint. Aus dem Veterinäramt war noch zu hören, dass es sein könne, es aber keineswegs die einzige Möglichkeit sei, dass das Tier seine Eltern suche. So könne das Tier beispielsweise durch eine Anfütterung die natürliche Scheu verloren haben und den Menschen so als Nahrungsquelle identifiziert haben. Die Auffangstation aus Karlsruhe geht hier noch einen Schritt weiter: "Das ist völliger Quatsch". Viel eher sei das auf das junge Alter von Karl-Friedrich und einem ausgeprägen Spiel- und Erkundungstrieb zurückzuführen.

Generell wird Kritik am Umgang mit Karl-Friedrich laut: "Da es früh am Morgen passiert ist, hätte man definitiv eine Rückführung zur Mutter versuchen müssen und nicht direkt in eine Auffangsstation bringen sollen", sagt Nathali Gubler. Wie diese Rückführung versucht hätte werden sollen, erläutert Gubler so: "In dem man es ein wenig triezt und dabei versucht dem Eichhörnchen Laute zu entlocken". Diese würde das Muttertier auch über einige Entfernung hören und wäre, wenn möglich, sofort gekommen. Durch Menschenauflauf und Polizeieinsatz sei dies jedoch ungleich schwerer geworden.

Richtiges Verhalten?

Den Aufruf, dass man in so einem Fall das Tier sofort zu einem Tierarzt bringen müsse, hält Gubler für "völligen Quatsch". "So werden die Tiere durch die Autofahrt großem zusätzlichen Stress ausgesetzt". Außerdem würden Tierärzte häufig den Fehler machen, die zahlreichen Flöhe, die ein Eichhörnchen habe, sofort mit der "Chemiekeule" zu behandeln und dabei neurologische Einschränkungen in Kauf nehmen würden. Gubler empfiehlt, die Jungtiere zu beobachten und abzuwarten, in den meisten Fällen würden die Mütter ihren Nachwuchs spätestens in der Dämmerung zurück ins Nest bringen.