Sein zweites Wohnzimmer: auf "seinem" Dorfplatz verweilt Hermann Schneider auch heute noch gern. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ex-Ortsvorsteher Hermann Schneider blickt zurück / 2010 eingeweihte Rotensoler Ortsmitte sein "Baby"

Ein "Reigschmeckter" der am längsten amtierende Ortsvorsteher im Bergort Rotensol? In der Tat. Der gebürtige Oberbayer Hermann Schneider war nicht nur fünf Jahre Bad Herrenalber Stadtrat und 31 Jahre Rotensoler Ortschaftsrat, sondern auch 20 Jahre davon Ortsvorsteher.

Bad Herrenalb-Rotensol. "Für mich war immer klar: Ich bin einer von acht. War die Mehrheit in einer Diskussion für eine andere Entscheidung, habe ich die akzeptiert und nach außen vertreten", erklärt der 63-Jährige einen Teil des Geheimnisses seiner Kontinuität – "klar in der Sache, aber freundschaftlich mit den Menschen. Die Stärken der Kollegen schätzen und nutzen. Diese Devisen hab ich auch von meinen Vorgängern gelernt." Und: "Das Gespräch mit den Menschen war mir immer wichtig. Ich brauche das auch." Bei der Gesamtstadt Bad Herrenalb war ihm der gute Kontakt zur Verwaltung immer wichtig.

Größter Stolz

Sein "Baby", das er "nach langer Schwangerschaft und einigen Geburtswehen" mit ins Leben bringen konnte, nennt er scherzhaft die im Jahr 2010 eingeweihte Rotensoler Ortsmitte. Es ist das Projekt, auf das er mit dem größten Stolz zurückblickt. Hat Schneider doch die Entwicklung mit Abriss des alten Feuerwehrhauses oder später Teil-Refinanzierung über Verkauf des alten Rathauses mitverfolgt und mitgetragen. "Mit allen Kompromissen, die dazugehören", wie er erklärt. Weiterer Baustein seines Erfolgs ist wohl das stete Hineinwachsen in Themen und Aufgabe gewesen. Nicht lange nachdem der junge Metzger und Koch 1973 für weitere Lehrjahre ins "Lamm" kam, lernte er seine spätere Ehefrau Birgit kennen, eine Ur-Rotensolerin. Er wuchs hinein in Landwirtschaft und Fuhrunternehmen von deren Vater Fritz Pfeiffer und erklärt dazu: "Der Fritz war selbst Ortsvorsteher. Mit den Anliegen des Ortes haben wir uns sogar im Kuhstall auseinandergesetzt. Ich hab ausgemistet und mein Schwiegervater derweil die Kundschaft bedient." Auch Schneiders eigene Kinder, längst erwachsen, kennen den Vater eigentlich nur als im Ortschaftsrat engagiert. "Es war manchmal herausfordernd", gesteht er, "Landwirtschaft, Fuhrgeschäft, Ortschaftsrat – und die Familie unter einen Hut zu bekommen". So freut er sich, jetzt stückweise "weniger fremdbestimmte Termine" zu haben.

Er erinnert sich auch an schwierige Zeiten: "An einem meiner ersten Sitzungstage erfuhren wir von der Schließung unserer Sparkassenfiliale. Dem Rückgang der Infrastruktur von Post bis Kaufläden hatten wir wenig entgegenzusetzen." Bis heute schätzt er daher umso mehr das Verdienst der Akademie Henssler mit Übernachtungsgästen, nachdem die Zahl der Kurgäste in den 1970er-Jahren dramatisch zurückgegangen war.

Schneider erinnert sich an die Widerstände gegen einen Mobilfunkmast vor 20 Jahren – "… und dann kam kein Betreiber!" – ebenso wie an den stetigen Einsatz für eine Breitband-Grundversorgung in den vergangenen Jahren, um schnelles Internet in den Ort zu bekommen. "Jetzt steht die Einweihung des Hot Spots am Dorfplatz kurz bevor", freut er sich. Denn er hat auch gelernt: "In der Kommunalpolitik muss man in anderen Zeiträumen denken als in der freien Wirtschaft."

Er ist stolz auf die 850-Jahr-Feier im Jahr 2000 und darauf, die Moste im ehemaligen Schulhaus in Neusatz vor wenigen Jahren gut untergebracht und wiederbelebt zu haben. Gemeinsam mit den Neusatzern, mit denen die Zusammenarbeit "einfach funktioniert". So wie bei den Genusswanderungen. Oder bei dem Projekt, das "sicher die Amtsperiode des nächsten Ortschaftsrats prägen wird", dem Neubau des gemeinsamen Kindergartens. Um selbst nicht ganz so abrupt aus dem stets gern geleisteten Ehrenamt gerissen zu werden, bleibt er, "bis der Rat das anders möchte", verantwortlich für die Pflege des Dorfplatzes und Vermietung der Remise. "Der neue Ortschaftsrat wird sicher anders funktionieren als der bisherige", sieht Schneider klar, "aber er wird funktionieren. Die sechs erfahrenen Kollegen sind ein Plus für den neuen Ortsvorsteher."

Selber wird er die Arbeit des neuen Rates "sicher gern weiter beobachten, aber mich stark zurückhalten", erklärt der Ex-Ortsvorsteher schmunzelnd. Dann schwingt er sich auf sein E-Bike – ein Hobby, dem er demnächst ein bisschen ausgiebiger frönen kann.