Tagung "Nachhaltiges Reiseziel" in Bad Herrenalb. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus: Netzwerktreff in Herrenalb

Ökologische, ökonomische und soziale Kriterien bestimmen den Tourismus von morgen.

Bad Herrenalb. "Der Tourismus ist uns im Schwarzwald ins Stammbuch geschrieben", erklärt René Skiba. Was ihn als Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald bewegt, ist die Herkunft dieser Tradition, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Doch das Gastgeberbewusstsein "ist teilweise an verschiedenen Stellen ein Stück weit verloren gegangen."

Für den Touristiker gilt es daher, eine attraktive Visitenkarte für die Region zu erstellen, um damit den Tourismus als Wirtschaftsfaktor zu forcieren. Als Servicegesellschaft geht es ihm darum, neue Impulse zu geben, um mit neuen Plattformen Nachhaltige Reiseziele zu schaffen.

Gemeinsam mit der Beratungs- und Zertifizierungsorganisation TourCert sowie Kate Umwelt und Entwicklung hatte Skiba daher zu Beginn der Woche Touristiker und Destinationsmanager aus ganz Deutschland zu einer Exzellenzinitiative rund um das Thema "Nachhaltige Reiseziele" eingeladen. Als auserkorenes Ziel der Netzwerkveranstaltung galt der Gedankenaustausch, um "mit gleichgesinnten Regionen aktuelle Herausforderungen der Branche zu diskutieren und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten."

Mit 1,3 Millionen Übernachtungen und 30 000 Betten in mehr als 200 Betrieben zählt die Region Nördlicher Schwarzwald seit 2016 zu einer der ersten Tourismusdestinationen in Baden-Württemberg, die die Auszeichnung "Nachhaltiges Reiseziel" tragen. Für den Auftakt der Netzwerkveranstaltung wurde daher bewusst das beste Tagungshotel Deutschlands, das von der WIN-Charta des Landes Baden-Württemberg 2018 für nachhaltiges Wirtschaften ausgezeichnete Schwarzwald-Panorama in Bad Herrenalb gewählt. Hier haben Tagungsgäste und Urlaubsreisende die Möglichkeit, ihren Aufenthalt komplett CO2-neutral zu verbringen. Mit der Auszeichnung "Nachhaltiges Reiseziel" darf sich auch der Kurort Bad Herrenalb schmücken. Die Fair-Trade-Stadt zählt neben Bad Dürrheim und Bad Mergentheim zu den drei einzigen von bundesweit 350 Kurorten, die sich dafür engagiert, "sich ökologisch, ökonomisch und sozial weiterzuentwickeln", sagte Sabine Zenker, Stadtkämmerin der Kurstadt.

Mit Einbindung der Elektromobilität in die touristische Angebotspalette hat Bad Herrenalb seit 2016 nicht nur drei Ladesäulen für E-Bikes und E-Autos installiert, sondern auch das alte Wasserkraftwerk im Kurpark saniert. Der Strom, der dort produziert wird, kann für die Elektro-Ladestationen und die auf LED umgestellte Straßenbeleuchtung eingespeist werden. Ein Kreislauf der sich auch in finanzieller Hinsicht lohnt und zudem von Besuchern und Gästen honoriert wird.

"Heute geht es nicht um mehr Tourismus, sondern um den richtigen Tourismus", argumentiert Marco Giraldo von TourCert. Mit seinem Zertifizierungsunternehmen legt er die Grundlagen für die Qualifizierung von Hotels, Gastronomie und ganzen Regionen. Für die touristische Wertschöpfungskette müssen "Werte, die von Herzen kommen", wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. "Mutige Unternehmer, die ihre Verhaltensmuster ändern schaffen die Veränderung", so sein Credo für den angestrebten Wandel im Tourismus. Beispiele aus dem Saarland punkteten mit dem Thema Genuss, der Nordschwarzwald mit E-Mobilität, die Sächsische Schweiz mit einem Umweltteam und der Ostseefjord Schlei mit einem Bonus-Pass in der regionalen Gastronomie. Insgesamt gab es bei der Netzwerktagung einen interessierten Austausch aller Beteiligter.