Umfrage bei Gastronomen nach Wiedereröffnung. Auflagen für manche schwer umsetzbar.
Bad Herrenalb/Dobel - Nach Wochen, in denen sie sich einzig mit Abhol- und Lieferservice gastronomisch einbringen konnten, so Matthias Wedner vom Bad Herrenalber "Park Restaurant" im Kurhaus und "Villa Lina", wurden große Hoffnungen in die Wiederöffnung, schrittweise ab 18. Mai, gesetzt.
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Mit dem Café König lädt seit vergangenem Freitag auch der letzte Gastrobetrieb der Siebentälerstadt wieder Gäste ein. Hygienekonzept, Abstand der Tische voneinander, Platz anweisen lassen - alles haben die Gastronomen bestmöglich umgesetzt. Allein: Die Kunden bleiben bisher vielfach aus.
"Das Tagesgeschäft liegt bei etwa 20 Prozent im Vergleich zu vor Corona", sagt Wedner, "auch in anderen Betrieben wie der ›Alten Post‹. Bei Abbas Wehbe vom ›Abbas‹ läuft es durch seine Stammkundschaft etwas besser."
Viel Frust nach Eröffnungshoffnung
Nadine Trost von der Spechtschmiede nennt ihren Biergarten als Pluspunkt bei schönem Wetter: "Es geht etwas schleppend, aber die Gäste sind vernünftig." Klare Worte spricht Silvio Przybylowicz von der "Klosterscheuer": "Betriebswirtschaftlich ist das jetzt ein Totalschaden. Die Leute sind abgeschreckt durch die Datenerfassung in Listen. Das Bedienen mit Maske drinnen wie draußen ist eine Zumutung für Gast wie Mitarbeiter. Wir haben die Kosten. Ich überlege, wieder zu schließen."
Viel Frust schwingt mit nach der großen Eröffnungshoffnung. Wedner nennt Zahlen: "Von meinem Mitarbeiterstamm sind die meisten in Kurzarbeit. Sukzessive arbeiten sie jetzt wieder, ein Glücksspiel wie viele. Bei den Azubis konnte ich das gar nicht machen. Die hätten Kurzarbeit finanziell nicht überlebt." Also kocht Wedner im Moment teilweise selbst, die Lehrlinge bedienen - schwierig.
Von seinem Gastro-Team, das bei Großveranstaltungen wie bei den Ettlinger Schlossfestspielen zum Einsatz gekommen wäre, mag er schon gar nicht reden. Von 34 geplanten Hochzeiten in seinen Bad Herrenalber Restaurants sind bereits 24 abgesagt. Die Verhandlungen mit Verdienstausfallversicherung, für Soforthilfen oder Kredite seien ein schwieriges und zähes Ringen. Von der Dehoga, aber auch über Christa Sagawe vom Tourismus- und Stadtmarketing gab und gibt es Richtlinien und Vorschriften, die erforderlich waren und sind.
Sagawe ist in engem Kontakt und Austausch. "Distanz und Hygiene machen Sinn - Letzteres schon immer!", stellt Wedner klar, "die Verunsicherung bei den Gästen ist aber groß. Und die Älteren fehlen, sie gehen weniger raus, außerdem fehlten anfangs die Übernachtungsmöglichkeiten."
Wenig befriedigend auch für Bürgermeister Schaack
Die Hotels werden, jetzt, da sie offen sind, noch eher verhalten genutzt, weiß Sagawe. Über die Tourismusverbände würden Anstrengungen gemacht, die Region zu unterstützen. Mit der für die weitere Region angelegten Kampagne "Mit Abstand schön" möchte die Stadt selbst zusätzlich Ausflügler und Tagesgäste anlocken. Aktionen mit Gastgebern, vor allem für Tagesgäste seien geplant - wie auch immer durchführbar. So wird das "Park Restaurant" die Bewirtung beim Auto- und Kulturkino am zweiten Juniwochenende übernehmen. Wedner bestätigt, dass Aktionen etwas bringen: "Am vorletzten Donnerstag hatten wir ein Musikerduo da – natürlich nur Hintergrund- und keine Tanzmusik - da waren die Leute da."
Übersichtlich ist die Auswahl geöffneter Gastronomie derzeit in Dobel. Das "Wagnerstüble" hatte erstmals am Pfingstwochenende geöffnet und war dabei - mit abstandsbedingt nur vier möglichen Tischen - bereits wieder ausgebucht, gibt Renate Kieferle Auskunft: "Danach werden wir weitersehen." Für Tagesgäste ist damit momentan der Imbiss "First Kitchen" von Guido Koch einziger Anlaufpunkt auf der Höhe. Auch wenn im Innenraum nur ein einziger Tisch gestellt werden darf - das gute Wetter lässt manchen Motorradfahrer oder "Mittagspause-Macher" den Weg herfinden. Am Wochenende ist hier allerdings zu. Wenig befriedigend auch für Dobels Bürgermeister Christoph Schaack, der immer wieder in Kontakt mit seinen Gastronomen steht: "Die Corona-Auflagen sind für manche schwer umzusetzen, daher öffnen sie noch nicht."
Es kommen wieder Touristen
Die "Eyachmühle" hat seit 20. Mai wieder geöffnet und das beliebte Ausflugsziel Eyachtal hat auch im Restaurant bisher für echte Zufriedenheit gesorgt. "Seit der Wiederöffnung ist fast alles wie immer, kaum ein Gästerückgang", so eine optimistische Marlen Oelsner am Pfingstmontag, "das gute Wetter tut ein Übriges. Die Terrasse ist belegt, die Leute sind schon immer gewohnt vorzureservieren. Wir haben gut zu tun. Nur drinnen im Restaurant möchten nicht so viele sitzen. Also hoffen wir, dass das Wetter bis November anhält."
Dank des sonnigen Wetters kann dann auch Matthias Wedner am Pfingstmontag in Bad Herrenalb feststellen: "Pfingsten sind jetzt wieder etwa 50 Prozent der Gäste da. Nicht überragend wie in vergangenen Jahren, aber deutlich mehr als die eineinhalb Wochen davor. Es kommen doch auch einige Touristen, Zimmer werden wieder gebucht."