Die zur Gartenschau 2017 aufgestellte Bronze-Skulptur "Online Romance (Lady)" soll nun – wie weitere fünf Bronze-Exemplare – von der Stadt gekauft werden.Foto: Tourismus und Stadtmarketing Bad Herrenalb Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Fraktionsübergreifender Antrag: Bronze-Skulpturen sollen in Bad Herrenalb bleiben

"Kauf der Strassacker Skulpturen" lautet einer der neun Tagesordnungspunkte bei der Bad Herrenalber Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 28. April, in der Neusatzer Bronnenwiesenhalle. Vorige Woche teilte die Stadt noch mit, dass die Gartenschau-Überbleibsel bis Ende Mai an den Hersteller zurückgegeben werden müssen.

Bad Herrenalb. Der Beschlussantrag unterteilt sich folgendermaßen: "Der Gemeinderat beschließt den Kauf von sechs Strassacker-Figuren zu einem Kaufpreis von 68 490 Euro brutto" und es soll einer außerplanmäßigen Auszahlung in Höhe dieses Betrags zugestimmt werden. Das Ziel definiert die Stadtverwaltung so: Bad Herrenalb steigere die Attraktivität des Standortes für die Einwohner und Touristen.

In der Sitzungsvorlage wird ausgeführt: "Zur Gartenschau 2017 wurden der Stadt Bad Herrenalb von der Firma Strassacker GmbH&Co.KG mehrere Exponate zur Ausstellung im Kurpark und auf der Schweizer Wiese überlassen. Nach der Durchführung der Gartenschau wurde der Großteil der Figuren zurückgeführt, da nach der Entfernung der Umzäunung das Diebstahlrisiko von der Versicherung als zu hoch eingestuft wurde." Die restlichen bis heute ausgestellten sechs Figuren sollten bis Ende Mai zurückgegeben werden (wir berichteten). Laut Überlassungsvertrag habe sich die Stadt Bad Herrenalb dazu verpflichtet, die Figuren in einem neuwertigen Zustand zurückzuliefern. Die Transportkosten gingen zu Lasten der Stadt. Die Figuren seien versichert. "Die üblichen Gebrauchspuren wie Kratzer etc. sind von dem Versicherungsschutz ausgenommen. Die Höhe der Wiederherstellungskosten kann nicht genau beziffert werden", heißt es des Weiteren.

Der Gemeinderat habe am Dienstag, 20. April, mehrheitlich und fraktionsübergreifend einen Antrag auf den Erwerb der gegenwärtig nur überlassenen Strassacker-Figuren gestellt. "Der Kaufpreis in Höhe von 68 490 Euro ist noch nicht verhandelt." Der finale Kaufpreis werde in der Gemeinderatssitzung bekannt gegeben. Aus der Bürgerschaft gebe es bereits Initiativen, den Ankauf durch Spenden zu unterstützen. Im Haushaltsplan sei der Erwerb der Figuren nicht veranschlagt worden. Es handelt sich um eine außerplanmäßige Auszahlung im investiven Bereich. Außerplanmäßige Auszahlungen seien gemäß Gemeindeordnung nur zulässig, wenn ein dringendes Bedürfnis besteht und die Finanzierung gewährleistet sei. "Es ist zu prüfen, welche geplanten investiven Maßnahmen nicht zur Umsetzung kommen sollen, um die Finanzierung des Erwerbs der Figuren zu sichern. Die außerplanmäßige Auszahlung bedarf der Zustimmung des Gemeinderats", steht in der Vorlage.

Deutliche Spuren und teilweise Beschädigungen

Mehrheitlich und fraktionsübergreifend (UBV, Grüne PLUS, Freie Wähler, CDU) habe der Gemeinderat den Antrag gestellt, einen Erwerb der Figuren vorzunehmen. Hier die Begründung: "Im Nachgang zur Gartenschau 2017 wurden der Stadt Bad Herrenalb mehrere Strassacker-Exponate als Leihgabe zur weiteren Ausstellung im Kurpark und auf der Schweizer Wiese überlassen. In den nachfolgenden Jahren bis heute wurden die Exponate vielfach als positives Element und kultureller Beitrag von Bürgern und Besuchern der Stadt Bad Herrenalb wahrgenommen. In der öffentlichen Betrachtung sind die Exponate zu einem Bestandteil der Kuranlagen geworden. Eine Rückgabe der Exponate wäre ein Verlust an Attraktivität und Anziehungskraft für Besucher des Kurparkes und der Schweizer Wiese."

Letztendlich seien die verbliebenen Exponate auch ein Teil der Nachhaltigkeit und Erinnerung an die erfolgreiche Gartenschau 2017. Die Listenpreise der Exponate relativierten sich durch die im Überlassungsvertrag festgehaltene Kondition einer Rückgabe im "neuwertigen Zustand", Reparaturen gingen zu Lasten der Stadt. Dreieinhalb Jahre Leihgabe hätten deutliche Spuren und teilweise Beschädigungen hinterlassen, man müsse also von einem erheblichen Betrag an Wiederherstellungskosten ausgehen – nicht nur von Transportkosten.

Es erscheine daher widersinnig, einen hohen Geldbetrag für eine Rückgabe der Exponate aufzuwenden und gleichzeitig einen Verlust an nachhaltiger Wertigkeit des Kurparks und der Schweizer Wiese zu erleiden.

"Online Romance (Lady)" ist am teuersten

Der Sitzungsvorlage ist auch ein Verzeichnis der 24 Bronzeskulpturen beigefügt – so, wie bei der Gartenschau 2017 darauf aufmerksam gemacht wurde.

Die sechs Exemplare, die nun in der Siebentälerstadt bleiben sollen, sind so aufgeführt: "Junge mit Flöte", Künstler: Pawel Andryszewski, 9400 Euro; "Mädchen mit Flöte", Künstler: Pawel Andryszewski, 8670 Euro; "Stelzenläufer", Künstler: Klaus Gehlen, 4980 Euro; "Online Romance (Lady)", Künstler: Michal Trpák, 22 840 Euro; "Unglaublich", Künstlerin: Eva Roucka, 9800 Euro; "Mädchen mit Violone", Künstler: Rinaldo Bigi, 12 800 Euro.

Entscheidungbedauert

In ihrer Mitteilung von vergangener Woche teilte die Stadt mit: Man bedauere die Entscheidung der Edition Strassacker, die Skulpturen bis Ende Mai zurückgeben zu müssen, könne diesen Schritt aus wirtschaftlicher Sicht aber nachvollziehen. Bürgermeister Klaus Hoffmann erklärte, man suche bereits nach Alternativen. "Das wird aber leider einige Zeit dauern", so der Rathauschef, "denn wir müssen nicht nur geeignete Kunstwerke finden, sondern auch die Finanzierung und die versicherungstechnischen Fragen klären".