Ian Sigman vor dem Falkenstein hält das Fenstermotiv "Falkenstein" als Ausdruck in Händen. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Falkensteinfelsen: Ian Sigman aus den USA auf Spurensuche in Bad Herrenalb / Eindrucksvolles Fensterbild

Der Panoramablick von den imposanten Falkensteinfelsen in Bad Herrenalb hinunter ins Tal begeistert. Um diese markante Felsenformation im Schwarzwald persönlich in Augenschein zu nehmen, reiste Ian Sigman mit seiner Familie eigens aus Kalifornien an.

Bad Herrenalb. Bei einem Gespräch im Ziegelmuseum von Bad Herrenalb war Wissenswertes darüber zu erfahren.

Der Grund für diese mehr als 9000 Kilometer lange Reise ist ungewöhnlich. Denn schon seit Kindertagen sind Sigman die Falkensteinfelsen vertraut. Er kennt sie als optisch eindrucksvolles Fensterbild aus seinem Elternhaus in Oakland. "Das große Fenster ist das verbindende Element zwischen Unter- und Obergeschoss und auf dem Treppenabsatz kommt man dem Bild ganz nah", sagt Sigman, den die Lichtquelle mit viel Helligkeit und optischer Tiefenwirkung sichtlich fasziniert. Oakland ist eine Stadt in Kalifornien, die am östlichen Ufer der Bucht von San Francisco liegt und gänzlich andere landschaftliche Reize zu bieten hat, als Felsen und eine kleine Stadt.

"Schon als Kind war ich fasziniert von dieser herrlichen Landschaft", schwärmt Sigman und präsentiert auf seinem Handy ein Foto, das in typischen Formen und Farben des Jugendstils den Falkensteinfelsen in einem Format von drei auf zwei Metern zeigt. Gerade in einem Fenster wirkt Buntglasmalerei durch Tages- und Sonnenlicht auffallend schön. Kein Wunder also, dass die Landschaftsmalerei auf einer rund sechs Quadratmeter großen Fensterfront ihre Wirkung nicht verfehlt und somit bleibende Eindrücke hinterlässt.

Signiertes Kunstwerk

Das Buntglasfenster zeigt die filigran durchbrochene Felsenformation, die die Hälfte der bemalten Fensterfläche einnimmt und dabei den Blick auf ein liebliches Tal mit einer Ansiedlung freigibt. Das Kunstwerk ist signiert. Doch statt Künstler ist als Schriftzug "Herrenalb with Falkenstein" zu lesen. Die englische Bezeichnung "with" deutet auf eine Produktion des Fensters in den Vereinigten Staaten, doch "Herrenalb" und "Falkenstein" sind deutlich der deutschen Sprache zuzuordnen und damit für Sigman auch Beweggrund, den Ursprung der ungewöhnlichen Landschaftsdarstellung zu erforschen.

Bei seinen Recherchen zu "Falkenstein" fand Sigman zunächst die Gemeinde Falkenstein im Landkreis Cham (Regierungsbezirk Oberpfalz) in Bayern und wurde erst durch Herrenalb auf das markante landschaftliche Wahrzeichen der Stadt im Schwarzwald aufmerksam. Das nun wieder forcierte den Wunsch, mehr über Werk und Auftraggeber zu erfahren.

1974 hatte sein Onkel das Haus gekauft, das seine Eltern drei Jahre später übernahmen. Doch wem gehörte es zuvor? Über die Stadtverwaltung in Oakland gab es Einsicht in die Bauunterlagen und so konnte er den Namen des Architekten Alfred W. Smith erfahren. Dieser baute 1909 das Haus im Auftrag von Josef Reinhardt Kälin, der 1903 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Nach Recherchen von Sigman ist Kälin 1930 in Oakland gestorben, doch sein Geburtsort lag im Schwarzwald. 1850 erblickte Kälin das Licht der Welt in Herrenalb.

Kreis schließt sich

Über die Gründe, warum Kälin in das als gelobtes Land öffentlich gepriesene Amerika ausgewandert ist, und warum er den Falkenstein in seinem Haus so markant als Fensterfront platzierte, konnte Sigman nicht in Erfahrung bringen. Daher lag es nahe, sich direkt in Bad Herrenalb kundig zu machen.

Nach einem ersten Telefonat mit der Touristik und einem zweiten mit Sigrid Fiebig als Leiterin des ortsansässigen Herrenalber Museums wusste Sigman, dass die Originalvorlage seines Fensterbildes zwar aus dem Schwarzwald stammt, aber aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Buntglasstudio der Firma Dombrink in Oakland gefertigt wurde. Was blieb, war die Sehnsucht, die Landschaft und den Falkenstein mit eigenen Augen zu erleben. Nachdem dann im vergangenen Jahr seine Tochter Zoe just vor dem Falkenstein-Fensterbild ihrem zukünftigen Ehemann Sander das Ja-Wort versprochen hatte, wurde der Entschluss gefasst, vor der Hochzeit gemeinsam nach Bad Herrenalb zu fahren.

Bei strahlendem Sonnenschein wanderte die kleine Reisegruppe auf den Falkenstein und traf sich mit Fiebig im Ziegelmuseum. Nach einer Führung zeigte Fiebig als gelungene Überraschung eine mehr als 100 Jahre alte Postkarte aus ihrer eigenen Sammlung. Die Karte zeigt das Falkenstein-Felsenmotiv, das Vorlage für das Buntglasfenster gewesen sein könnte. Wie Fiebig berichtet, liegt die "Villa" Pension Pauline aus dem Besitz der Familie Kälin genau gegenüber den Falkensteinfelsen. Damit schließt sich der Kreis der Recherchen für Sigman.

Souvenirs als Erinnerung

Für die Erfüllung weiterer Wünsche überreichte Sigrid Fiebig den Herrenalber Schutzziegel mit Logo, Teufelsbock und Stadtwappen von Herrenalb an die nachfolgende Generation, denn bereits tags darauf wurde Hochzeit in Belgien gefeiert. Zur Erinnerung an Bad Herrenalb gab es Souvenirs in der Touristik und schlussendlich wurde die Reise mit einem gemeinsamen Erinnerungsfoto vor den Falkensteinfelsen dokumentiert.