Es war einmal: Mit dem Erlös des ersten Benefizkonzerts in Höhe von 1500 Euro wurde die Jugendarbeit in Bad Herrenalb unterstützt. 2005 hatte der damalige evangelische Pfarrer Rohrbach-Koop den Jugendclub "Youth Booth" im Keller der alten Grundschule ins Leben gerufen. Das Bild zeigt von links: Rohrbach-Koop, Stefan Klee, Sparkasse Bad Herrenalb, Sabine Zoller, Initiatorin der Benefizkonzerte, Bürgermeister Norbert Mai und Brigitte Fried, Pfarrerin Klosterkirche. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizveranstaltungen: Die Bad Herrenalberin Sabine Zoller, Initiatorin von "Klassik im Kloster", engagiert sich seit 14 Jahren

Benefizveranstaltungen seit 2006, das bedeutet bislang: Spenden in Höhe von 48 000 Euro, 45 Konzerte und Auftritte von 1700 Kindern. Acht Mal erlebten die Besucher an Weihnachten internationale Künstler. Wer sich mit der Bad Herrenalber "Klassik im Kloster"-Initiatorin Sabine Zoller unterhält, der erfährt, dass viel Zeit investiert werden muss. Und nicht unerhebliche Kosten anfallen.

Bad Herrenalb. Zoller holt internationale Musiker und Sänger ebenso wie junge Talente in die Siebentälerstadt. Die vielfältigen Konzerte sind mittlerweile weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.

"Ich war drei Mal Lions-Präsidentin in Bad Herrenalb und habe 2006 die Benefizkonzerte aus der Taufe gehoben", blickt die 58-Jährige zurück. Dann habe sich der Club 2012 aufgelöst. "Aber ich wollte die Konzerte weiterhin am Leben erhalten", so Zoller. Den Konzerten wurde ein Namen gegeben, "Klassik im Kloster" ist inzwischen ein eingetragenes Markenzeichen. Ein Logo folgte, genauso wie eine Webseite (www.klassik-im-kloster.com). Diese wurde jedoch im Dezember 2018 gehackt. "Derzeit muss die neue Seite noch mit Leben gefüllt werde", informiert die Organisatorin. Doch eins nach dem anderen: Schließlich kann alles nur in ihrer Freizeit erledigt werden.

Was vor 14 Jahren mit einem Konzert in der Klosterkirche begann, hat sich zu einem Konzept entwickelt, das aufgeht. Schließlich kamen bis jetzt mehr als 48 000 Euro für soziale Projekte zusammen.

Organisatorin, Veranstalterin und Moderatorin – bei Zoller laufen alle Fäden zusammen. Wobei die Veranstaltungen nun auch in Freudenstadt eine Heimat gefunden haben. Logisch, dass sich die Bad Herrenalberin nach 45 erfolgreichen Veranstaltungen bereits mit den Konzerten zu 15 Jahre "Klassik im Kloster" im Jahr 2020 beschäftigt.

"Wer in der Klosterkirche ein Konzert erlebt, spürt die besondere Atmosphäre", weiß die Initiatorin. Die Künstler fühlten sich wohl und zelebrieren mit Leidenschaft ihren Auftritt, der nicht selten mit stehenden Ovationen Belohnung finde.

Schon in den Jahren 2006, 2007 und 2008 lockten swingende Melodien viele Besucher zu den ersten Konzerten. Allerdings: Erfolg währt nicht ewig. Eine neue Idee musste her. Mit dem Ausnahmesänger Arno Raunig gelang der Sprung in die klassische Musik. Der einstige Wiener Sängerknabe sang sich mit dem "Concilium Musicum Wien" 2009 in die Herzen der Zuschauer. Ein Jahr später begeisterte er die Besucher mit einem Ave-Maria-Abend.

Durch die Zusammenarbeit mit Raunig kam Zoller auf die Idee, Kinderchöre aus der Region für "Klassik im Kloster" zu gewinnen. 2009 war der Nachwuchschor der Aurelius Sängerknaben gemeinsam mit dem "Cantus Juvenum"-Chor aus Karlsruhe zu Gast.

Das war die Geburtsstunde für eine rasant anwachsende Schar an Talenten, die sich als "Junge Chöre" Jahr um Jahr auf einen Auftritt freuen. "Bereits 2016 konnte die magische Zahl von 1000 Jugendlichen gesprengt werden", zeigt sich Zoller stolz. Besonderer Beliebtheit erfreut sich seit 2017 das Sommerkonzert zugunsten von Waisenkindern in Indien.

Für den 15. Geburtstag prognostiziert die Organisatorin die Zahl von 2000 Jugendlichen, die dann bei "Klassik im Kloster" einen Auftritt hatten. Nach wie vor sind es die jungen Talente, die gefördert werden sollen.

Enormer Aufwand

"Der organisatorische Aufwand ist enorm. Viele Veranstalter scheuen die damit verbundenen Kosten", klärt die Initiatorin auf. Auch für ein Benefizkonzert wie "Klassik im Kloster" sei stets ein finanzieller Kraftakt zu stemmen. Da seien die Mieten für die Kirche und das Gemeindehaus. Nicht zu vergessen die GEMA-Gebühren. Außerdem macht Zoller darauf aufmerksam, dass unter anderem die Anreise der Künstler die Podeste, die Verpflegung der Kinder, die Gage für Chor und Orchester, die Programmhefte, die Eintrittskarten sowie die Helfer ebenfalls bezahlt werden müssten.

Aktuelle Themen

"Mittlerweile sind zwischen 100 und 120 Kinder bei einem Adventskonzert zu erleben und seit fünf Jahren fahren drei Busse mit 150 Jugendlichen besetzt nach Freudenstadt, um am dritten Samstag im Advent ihren Klangteppich im Theater im Kurhaus auszubreiten", erzählt Zoller.

Als Historikerin präsentiert die Veranstalterin gerne aktuelle Themen. So gab es zum 200. Geburtstag von Franz Liszt die Gelegenheit, die späten Kompositionen des Klaviervirtuosen als Orgelmusik zu erleben. Der Landeskantor der evangelischen Kirche in Österreich, Matthias Krampe, spielte fünf Jahre in Folge mit eigens dafür transkribierten Werken namhafter Komponisten. Ergänzt wurden die Sommerkonzerte durch weitere Künstler, die mit historischen Kostümen zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach aufspielten oder mit ausgelassener Walzerseligkeit die Epoche des Biedermeier mit speziell gekleideten Darstellern und Johann Strauß Melodien begleiteten. 1000 Orchideen gab es zur "Musik der Romantik" 2015, als Musiker aus Thailand Werke von Schumann, Brahms und Schostakowisch präsentierten und dazu die Botschafterin des Königreiches Thailand persönlich anwesend war.

Etwas Besonderes sind des Weiteren die internationalen Weihnachtskonzerte, zu denen am zweiten Sonntag im Advent eingeladen wird.

Dieses Jahr stehen bei "Klassik im Kloster" am 8. Dezember eine "Ligurianische Weihnacht" mit Knopfakkordeon, Dudelsack und fünf Musikern aus dem Nordwesten Italiens sowie zwei Auftritte der "Jungen Chöre" am 7. Dezember in Bad Herrenalb und am 14. Dezember in Freudenstadt auf dem Programm.

Bis zu 40 000 Exemplare

Das Ganze kommt freilich auch der Stadt Bad Herrenalb zugute. Es handelt sich sozusagen um Werbung der besonderen Art. Werden doch pro Konzert eigens entwickelte Flyer und Poster bis zu einer Auflage von 40 000 Exemplaren verteilt. Die Programmhefte, die inzwischen fast wie Broschüren aussehen, haben einen Umfang von bis zu 50 Seiten. Sie vermitteln Wissenswertes zur Kultur im nördlichen Schwarzwald und werden gratis an alle Konzertbesucher ausgegeben. Darüber hinaus bietet ein fest etablierter Kulturbonus im Dezember allen Konzertbesuchern freien Eintritt in sechs regionale Museen.

Der Erlös der Benefizkonzerte ging an die Walcker-Orgel und wurde für den Kauf von neuen Podesten für die Klosterkirche verwendet. Zudem flossen Gelder an Kinderchöre, Schulorchester und Waisenkinder in Indien.

Es ist generell bemerkenswert, dass "Klassik im Kloster" kein Verein ist. Es gibt also keine Mitglieder oder gar einen Förderkreis. Zoller ist somit eine Allrounderin, die sich mit viel Energie und einer großen Portion Überzeugungsarbeit für ihr Projekt einsetzt. Und inzwischen mit ihren Konzerten mehr als 10 000 Gäste begeistert hat. "Ich freue mich über jede Unterstützung", sagt Zoller. Sei es finanzieller oder organisatorischer Art. Schließlich will sie noch einiges bewegen. Und bekanntlich geht’s gemeinsam noch besser.