Ferienheim: 80 Kinder aus Peru zu Gast in Aschenhütte / Vom Wald begeistert / Sprachkenntnisse werden verbessert
Fast schon schwärmerisch lässt Benedikt Schürholz seinen Blick übers untere Gaistal an der Aschenhütte schweifen: "In Peru vermisse ich die grünen Wälder wie sie hier im Schwarzwald zu finden sind."
Bad Herrenalb. Er ergänzt: "Unsere Schüler aus Arequipa kommen aus einer hektischen Millionenstadt und können sich gar nicht vorstellen, dass es so etwas Wunderbares wie hier überhaupt gibt."
Bereits zum dritten Mal ist der stellvertretende Schulleiter vom Colegio Max Uhle aus Arequipa mit seinen Schülern der zehnten Klasse zu Gast im "Ferienheim Aschenhütte".
Die 80 Jugendlichen aus der deutschen Schule in Peru kommen aus Arequipa, der Hauptstadt der gleichnamigen Region im Süden des südamerikanischen Anden-Staates – rund 10 000 Kilometer entfernt aus einem der aufstrebendsten Länder Lateinamerikas. Für diese Reise haben die Eltern für die Sprösslinge schon lange gespart. In der Schule zahlt man ein Schulgeld und zudem einen Sonderbeitrag, der zur Reise ausgeschüttet wird.
Besonderes Ziel
Der Besuch der Deutschen Jugend in Europa (djo)-Bildungsstätte Aschenhütte hat ein besonderes Ziel. "Wir führen einen Schüleraustausch aus, wo unsere Zehntklässler alle gemeinsam nach Deutschland kommen, um bei Gastfamilien zwei Monate lang zu studieren."
Schürholz ist von dem Jugendheim begeistert: "Wir sind mitten im Wald! Das ist für viele gar nicht vorstellbar, insbesondere für unsere Jugendlichen, die aus einer verkehrschaotischen Stadt wie Arequipa kommen. Wir lernen hier zum ersten Mal Wandern und Gehen. Denn in Arequipa hält man die Hand hoch – und dann fährt man mit dem Taxi."
Sicher bewegen
Die Natur rings um die Aschenhütte steht ebenso wie die Räumlichkeiten des Jugendheimes zu Beginn des Auslandsstudiums für eine längere Einführungsphase zur Verfügung. Damit sich die Jugendlichen sicher bewegen können, gewisse Regeln im Kopf haben und auch die alltäglichen praktischen Dinge des Lebens kennenlernen, wurde während ihres knapp 14-tägigen Aufenthalts ein Sprachkurs integriert, der praktisch ausgerichtet ist.
Überall verteilt
"Wir machen morgens Theorie und nachmittags gehen die Jugendlichen in die Stadt und interviewen Leute, versuchen Preise in Erfahrung zu bringen, oder versuchen eine Fahrkarte nach Karlsruhe zu kaufen – also rein praktische Dinge, die Sicherheit geben", so Schürholz.
Für eine geografische Aufgabe mussten die Jugendlichen den Herrenalbern eine ganz besondere Frage stellen: Ist Bad Herrenalb eine Stadt oder ein Dorf?
Im Stadtbild von Bad Herrenalb treten die Jugendlichen noch in Gruppen auf, aber nach der Einführungsphase sind sie auf sich alleine gestellt. Danach sind sie von Hamburg nach München, Frankfurt und Nürnberg in ganz Deutschland verteilt. Es gibt an keiner deutschen Schule eine Doppelbesetzung mit den Gastschülern aus Peru.
Zebrastreifen fasziniert
Für die Schüler geht es in erster Linie darum, ihre deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Deshalb ist auch der Schulbesuch am Wohnort der Gastfamilie so wichtig, um das gesprochene Wort von möglichst vielen Stimmen zu hören.
Der Aufbau einer aktuellen und lebendigen Beziehung zum deutschen Sprachraum ist ein weiteres Element des Programms. Ziel ist, damit den Wunsch zu wecken, in Deutschland zu studieren. Spannend sind dabei die ersten Tage.
Der stellvertretende Schulleiter Schürholz berichtet: "Faszinierend für unsere Jugendlichen ist der Zebrastreifen. Den gibt es zwar auch in Peru, doch das ist dort mehr ein Ornament auf der Straße." Dass in Deutschland der Mensch Vorfahrt hat, konnten die Kinder kaum glauben. Daher haben sie immer wieder ihren Fuß auf den Zebrastreifen gesetzt, um zu testen, ob die Autos wirklich halten.
Bis Anfang Dezember werden die Peruaner an verschiedenen Orten Deutschlands viele neue Eindrücke auf ihrer Studienreise sammeln, bevor es dann wieder zurück in ihre Heimat geht. Bleiben aber wird der erste Eindruck vom Ferienheim inmitten der Natur.