Das Pelzmärtle und das Christkind waren in Bad Herrenalb zu Gast. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Pelzmärtle und Christkind verteilen an Heiligabend kleine Geschenke / Begeisterung wächst Jahr um Jahr

Trotz Regenschauer gab es an Heiligabend von allen Kindern viele Verse für das Pelzmärtle und das Christkind, die weihnachtlichen Gabenbringer aus dem Gaistal.

Bad Herrenalb. Auf dem Rathausplatz wimmelt es von Gästen. Alles scheint sich hier zu treffen. Heißer Glühwein lädt eine bunte Mischung aus Einheimischen, Zugereisten und Touristen zum Verweilen ein und beim gemütlichen Plausch wünscht man sich ein frohes Fest. Um das Warten auf das Christkind zu verkürzen, spielt am Nachmittag des Heiligen Abends traditionell der Musikverein Bad Herrenalb-Gaistal unter Leitung von Bernd Stiegeler weihnachtliche Weisen – und trotz einsetzendem Regen verringert sich die Zahl der Schaulustigen nicht.

Jahr um Jahr wächst die Begeisterung für das Schellengeläut am 24. Dezember und das Brauchtum, das die Gaistäler Jugend mit dem Christkind und der winterlichen Schreckgestalt, dem Pelzmärtle, pflegen. Eine Tradition, die bis heute das "Gaistäler Geheimnis" bewahrt und keinem verrät, wer in den Kostümen steckt.

Eingenäht in ein mit Glocken behängtes Strohkostüm und in Begleitung einer verschleierten Christkindlesgestalt erscheint das "anonyme" Gaistäler Paar pünktlich um 16 Uhr in Herrenalb. "Der Rathausplatz ist unsere erste Station", erklärt Henrik Nofer, der gemeinsam mit Nadine König und Marcel Huck darüber wacht, dass der fein ausgeklügelte Zeitplan klappt. "Wir haben im Gaistal, der Aschenhütte, auf dem Zieflensberg und im Höfle noch rund 35 Häuser zu besuchen und bis wir damit fertig sind, wird es sicherlich nach Mitternacht".

Vorsichtig wird zunächst die respekteinflößende und für Kinder unheimliche Bescherfigur in die Menschenmenge geschoben. Hier droht die wilde Gestalt zunächst mit Rutenhieben, lässt sich dann aber doch erweichen, und beschert folgsamen Kindern süße Gaben, die das Christkind aus seinem Korb hervorzaubert.

In den Sack stecken

Für die unerschrockene Sophie (4) und ihren Bruder Filius (5) aus Herrenalb eine bereits bekannte Sache. Mutig tragen sie ihre Verse vor und zeigen damit ihrem Cousin Leonhard (6) aus Karlsruhe, wie man damit zu einer Belohnung kommt. Während Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879) in seinem Pelzmärtel-Gedicht noch schummrig beschreibt: "Es wird schon finster um und um – der Pelzemärtel geht herum", erinnert sich auch Fritz Barth (geboren 1927) in Calmbach, dass ihm die Erwachsenen mit dem Pelzmärtle drohten. Er habe sich "ängstlich in der Stube unter dem Tisch" verkrochen. Als er schließlich erwischt wird und der Pelzmärtle versucht, ihn "in den Kartoffelsack zu stecken", berichtet der Erzähler: "Das war vielleicht ein Geplärre", und "nachts träumten wir von den Angstmachern".

Im Zeitalter der Kinderrechte ist davon nicht mehr viel zu spüren. Die Zeiten haben sich geändert, wie Emilia aus Köln beweist. Die Fünfjährige ist mit ihren Eltern bei der Tante in Herrenalb zu Gast und kennt als Rheinländerin die rasselnden Schellenstränge von den Fastnachtsnarren. Strahlend lässt sie sich daher auf dem Arm vom Vater sitzend mit dem Pelzmärtle und dem Christkind ablichten und hat so für die Zukunft stets ein Erinnerungsbild an ein schönes Weihnachtsfest im Schwarzwald.