Die Natur war und ist beruflich wie im Ehrenamt sein Anliegen: Reinhold Rau, Vorsitzender der IG Gartenschau, im Fantasiegarten. Foto: Schwarzwälder Bote

Engagement: Reinhold Rau wird auch "Mister Gartenschau" genannt / Beispielhafte Bürgerprojekte der Interessengemeinschaft

Wer hätte es gewusst? Die ersten Skizzen zur Organisation von Bad Herrenalbs erfolgreicher Gartenschau 2017 entstanden drei Jahre davor während einer Feierlichkeit in der Baiersbronner Schwarzwaldhalle – auf einer Serviette, von Reinhold Rau kurzerhand zweckentfremdet.

Bad Herrenalb. Bis heute lebt das positive Flair der Schau fort in der Interessengemeinschaft (IG) Gartenschau, unter deren Dach mittlerweile acht Bürgerprojekte vereint sind. Ihr Vorsitzender ist wiederum Rau.

Als "Mister Gartenschau" wird der jüngst in den Ruhestand verabschiedete Dezernent für Land- und Forstwirtschaft und Verbraucherschutz am Landratsamt Calw verdientermaßen bezeichnet. Nicht erst seit jener Serviette 2014 in Baiersbronn. Bereits aus der Landesgartenschau 2012 in Nagold brachte er Erfahrung mit.

Dann kam eben jene Veranstaltung 2014 in Baiersbronn, bei der Bad Herrenalbs Bürgermeister Norbert Mai den zufällig neben ihm sitzenden Rau fragte: "Wie kriegt man die Aufbauorganisation einer Gartenschau 2017 hin?" Er könne sich das "ein bissle anders vorstellen" als der Rathauschef zunächst, begann Rau auf jene Serviette zu skizzieren. Und am Ende des Tages wurde diese sogar abfotografiert. „"Und noch ein bissle anders wurde schließlich das gesamte Projekt", schmunzelt Rau heute.

Mai warb damals: "Sie wären der richtige Mann für die Organisation!" Dass er da "seinen Chef fragen müsse", hatte Rau entgegnet und bereits zwei Wochen später auf einer Veranstaltung in der Siebentälerstadt Nägel mit Köpfen gemacht: Landrat Helmut Riegger habe grünes Licht gegeben, wenn er, Rau, "sich das zumuten wolle.". Soweit neben seiner beruflichen Tätigkeit eben möglich, hatte Rau Ja gesagt, also Unterstützung und Beratung zugesagt.

Entwicklungs-Etappen

Gemeinsam mit Bürgermeister Mai, Kämmerin Sabine Zenker und dem Gemeinderat hatte er sich an die Gartenschau-Entwicklungs-Etappen gemacht. "Er hat die Lok auf die Schiene gesetzt", formuliert es der Bürgermeister nicht erst heute. Rau, dem der Landrat in seiner Verabschiedung aus dem Landratsamt die "offene Art, fachliche Expertise sowie pragmatische Herangehensweise an komplexe Sachverhalte" bescheinigte, brachte genau jene in die Vorbereitung ein. Auch wenn es manchmal "gepoltert" habe und er deutliche Worte in Richtung Gartenschauausschuss habe sprechen müssen – gerade bei sehr heterogenen Vorstellungen, so Rau im Rückblick, "erklärte mir mancher Stadtrat doch, dass genau dies notwendig war". Für den 65-Jährigen gab es nie einen Zweifel: "Das wird keine gute Gartenschau, sondern eine sehr gute".

"Mister Gartenschau" übernahm – nicht nur von Berufs wegen – Verantwortung auf der Gartenschau seiner Heimatstadt für die Auftritte von Landschaftspflege und Forst BW sowie den Landkreispavillon. Und "so ganz nebenher" nutzte er seine gute Vernetzung, andere zu motivieren wie beispielsweise die Landschaftspflegergruppe: "Macht ihr da mit?"

Scheiben geputzt

Der Stall samt Tieren als Besuchermagnet wurde installiert. Und wer während der Schau zu einem öffentlichen Termin an den Landkreispavillon kam, der konnte Rau durchaus als Ersten dort antreffen: Bevor er seine repräsentative Aufgabe als Gastgeber für Prominenz aus Kultur oder Politik wahrnahm, war er sich nicht zu schade, "noch schnell die Pavillonscheiben zu putzen – die sind so verspritzt vom Regen der Nacht!"

Auch im Nachgang der Schau profitierte Bad Herrenalb von Raus Einsatz, ohne dass er dies öffentlich machte. Ein Beispiel: Die große Hütte der Landschaftspfleger steht heute anstelle der alten Spitzhütte, Schutz- und Wanderhütte in Bernbach, wofür Rau bei Ortsvorsteher Klaus Lienen und den Bürgern einen "großen Stein im Brett" hat.

An Raus Seite bei der IG Gartenschau ist heute als Vertreterin der Stadt Christa Sagawe. "Meine Geschäftsführerin", betont Rau mit einem Schmunzeln, "bei ihr laufen die Fäden zusammen".

Sagawe, die selbst früh aus der Stadttouristik heraus in die Vorbereitungen der Gartenschau involviert war – sogar als "Gartenschau-Fee", die den Kartenverkauf ankurbelte –, war über die Zeit der Schau im Gartenschauteam als Assistentin der Geschäftsführung mit Zuständigkeit damals schon für Bürgerprojekte. Und als Ansprechpartnerin weit darüber hinaus: mit unzähligen Stunden nicht nur für die Ehrenamtlichen, sondern auch selbst ehrenamtlich tätig. Bis heute.

Gründung im Herbst 2017

Seit der Gründung der IG im Herbst 2017 laufen über sie die Veranstaltungen der Projekte vom Kräuterworkshop des "Klostergarten"-Projekts im Frühjahr über die "Tage der offenen Gartentür" im Juni bis hin zum "Weihnachtsleuchten im Park" des "Kleinen Kurgartens der Gästeführer" im Dezember.

Dank der Unterstützung der Stadt werden beispielsweise Utensilien in Sagawes Büro zwischengelagert und gesammelt, laufen Abstimmungen über sie, organisiert sie die Vorbereitung – die Zeit für die Veranstaltungen investiert aber auch sie komplett ehrenamtlich.

"Die Bürgerprojekte, der Dahliengarten, der Pumptrack, heute auch der Gewässerschutz, sind ›Kinder der Gartenschau‹", betont IG-Vorsitzender Rau. "Es war der Wunsch der Mitglieder, ihre in gutem Miteinander begonnenen Projekte weiterzuführen."

Die Stadt profitiere so noch heute vom Schwung der Schau. Aber auch durch die in diesem Zug erfolgte Stadtkernsanierung, die Rathausplatz, Kurpromenade und Kurpark offen und attraktiv gemacht habe. "Die gute Stimmung, Natur und Stadtbild haben Bad Herrenalb eine neue, positive Bekanntheit verschafft. Die Gastronomie hat profitiert und sich an der Schau weiterentwickelt." Sagawe ergänzt: "Das Bewusstsein für das Schöne am Blumenschmuck, am Straßen-Begleit-Grün, der Gestaltung ist im Bewusstsein der Bürger angekommen."

Und die Bürgerprojekte der IG entwickeln sich beispielhaft. "Das Schöne ist", sagt Rau, "dass man sich mittlerweile bei Veranstaltungen gegenseitig hilft". Jährlich gibt es ein Helferfest für alle Mitglieder. "Und immer noch lassen sich die einzelnen Gruppen Neues einfallen", lobt Sagawe und verweist auf den "Treffpunkt Kirche", dessen "Andacht für Mensch und Tier" im Sommer sehr gut angenommen wurde.

Mit einer Sonderandacht am 29. Dezember mit "Weihnachten im Kurpark" beschließt dieser Arbeitskreis außerdem das Veranstaltungsjahr 2019 der IG Gartenschau. Am Sonntag, 22. September, von 14 bis 18 Uhr freut sich der Arbeitskreis "Fantasiegarten" beim Kürbisfest auf zahlreiche Besucher.