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Landkreis-Wechsel: Will Mehrheit in den Stadtteilen weiterhin zum Landkreis Calw gehören?

Bad Herrenalb/Dobel - Will doch die Mehrheit in den beiden Stadtteilen weiterhin zum Landkreis Calw gehören?

Zwar hat sich eine ganz knappe Mehrheit (43 Stimmen) beim Bad Herrenalber Bürgerentscheid am Sonntag dafür entschieden, dass die Stadt zum Kreis Karlsruhe wechselt. In den beiden Höhenorten wurde allerdings bei der Frage "Sind Sie dafür, dass sich die Stadt Bad Herrenalb bei der Landesregierung, den Landtagsfraktionen sowie den Landtagsabgeordneten dafür einsetzt, dass diese eine Gesetzesvorlage in den Landtag einbringen, nach der die Stadt Bad Herrenalb aus dem Landkreis Calw aus- und in den Landkreis Karlsruhe eingegliedert wird?" hauptsächlich Nein angekreuzt.

In Rotensol zählte man 908 Wahlberechtigte, 462 gingen davon an die Urne. Das Ergebnis lautete: 145 Ja- und 317 Neinstimmen. In Neusatz durften 723 Bürger ihr Kreuzchen machen. 395 nutzen die Gelegenheit. Hierbei gab es jedoch zwei ungültige Zettel. Letztendlich waren es 100 Ja- sowie 293 Neinstimmen.

Ruhe bewahren

Wie Bürgermeister Norbert Mai gestern auf Anfrage unserer Zeitung sagte, verstehe er die Enttäuschung in den Höhenorten. Schließlich sei auch er Betroffener. Doch gelte es jetzt, Ruhe zu bewahren. Man müsse erst einmal die Entscheidung der Landesregierung abwarten. Das Ergebnis des Bürgerentscheids sei im Übrigen demokratisch zustande gekommen und müsse deshalb respektiert werden.

Spätestens Anfang November werde der Antrag für einen Landkreiswechsel an die Adresse des Innenministers geschickt. Vorher bekomme das Schreiben der Gemeinderat vorgelegt.

Nach dem Bürgerentscheid in Bad Herrenalb gibt es Stimmen in den Höhenorten Rotensol und Neusatz, die behaupten, dass jetzt wohl eine Fusion mit der Nachbarkommune Dobel am besten wäre.

Glosse

Wenn das keine Nachricht ist: Die Sonneninsel Dobel wächst um rund 6,5 Millionen Quadratmeter – und bekommt auf einen Schlag knapp 2000 neue Bürger. Klingt unglaublich? Stimmt auch noch nicht ganz.

Zuvor müssten sowohl der Landkreiswechsel von Bad Herrenalb, als auch eine Ausgemeindung von Neusatz und Rotensol genehmigt sein. Nur dann stünde einer Metropole Dobel nichts mehr im Weg.

Denn wer weiß? Vielleicht facht der mögliche unverhoffte Zuwachs nie gekannte Ausbreitungswünsche an – und stachelt die Sonneninsel dazu auf, sich immer größere Territorien einzuverleiben.

Neuenbürgs Stadtteil Dennach, Höfen und Straubenhardt wären wohl die ersten Opfer. Doch warum sollte dann Schluss sein? Bad Wildbad und der Rest von Neuenbürg würden als nächstes unter Dobels Flagge segeln – der Weg nach Calw und Pforzheim wäre frei. Und irgendwann kämen selbst Karlsruhe und Stuttgart an die Reihe, allesamt vereint unter dem Schirm der Sonneninsel Dobel.

Außer Bad Herrenalb. Diese Stadt bliebe unter dem Motto "das habt ihr jetzt davon" wahrscheinlich einsam und allein. Wahnsinn, welche Fantasien so ein Bürgerentscheid auslösen kann, oder?

Auch Dobels Bürgermeister Christoph Schaack bestätigte: Es gibt Anrufe und E-Mails von Rotensoler und Neusatzer Bürgern. Sie hätten den Wunsch geäußert, dass sich die Bad Herrenalber Höhenorte der Sonneninsel anzuschließen sollten.

Gespenst geht um

"Ich hätte mir einen anderen Wahlausgang gewünscht", so der Schultes. Das Ergebnis spiegle kein einheitliches Bild wider. Die Zerrissenheit könne dem Wohl der Nachbarkommune schaden. Zumal nächstes Jahr die Gartenschau über die Bühne gehe. Nach der Einwohnerversammlung in der vergangenen Woche im Bad Herrenalber Kurhaus habe er ein anderes Resultat erwartet. Der Dobler Bürgermeister hätte es begrüßt, wenn sich in der Stadt eine Initiative pro Landkreis Calw gebildet hätte.

Ob ein Landkreiswechsel möglich sei, darüber würden andere politische Gremien beschließen. Mit Blick auf eine mögliche Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Herrenalb stellte der Bürgermeister fest: Das Gespenst der Auswirkungen auf die Grundschule und den Recyclinghof gehe umher. Man wolle aber keineswegs die Pferde scheu machen, bevor die Entscheidung in Stuttgart feststehe.

Generell stehe die Gemeinde Dobel allen konstruktiven Gesprächen offen gegenüber, schmunzelte Schaack.

Übrigens: Rotensol hat aktuell 1078 Einwohner, in Neusatz sind es 858. Insgesamt weist Bad Herrenalb mehr als 7700 Einwohner auf.

Die Gesamtgemeindefläche der Siebentälerstadt beträgt aktuell 33 027 670 Quadratmeter. Wobei die Höhenorte 6 622 548 Quadratmeter ausmachen. Genauer: Neusatz 3 672 148 und Rotensol 2 950 400 Quadratmeter.

Zum Vergleich hat Dobel eine Gesamtgemeindefläche von 18 429 787 Quadratmeter. Wenn nun – rein theoretisch – die beiden Höhenorte sich Dobel anschließen würden, hätte man 25 052 335 Quadratmeter vorzuweisen. Und zu den rund 2300 Einwohnern kämen weitere knapp 2000 hinzu.