Sabine Zenker Foto: Kugel

Sabine Zenker holt die meisten Stimmen bei Bürgermeisterwahl. Wahlbeteiligung: 47,8 Prozent. Mit Kommentar

Bad Herrenalb - Im Vorfeld sorgte die Bürgermeisterwahl in Bad Herrenalb mit den 29 Kandidaten für Aufsehen. Am Sonntag sorgte dann zumindest die Wahlbeteiligung für etwas Ernüchterung. Und auch die Entscheidung musste vertagt werden: Keiner der Kandidaten schaffte die nötige Mehrheit von mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die meisten konnte Sabine Zenker mit insgesamt 39,1 Prozent auf sich vereinen.

Kurz vor 18 Uhr ging es noch beschaulich zu im Bad Herrenalber Kurhaus. Obwohl hier die beiden Wahllokale der Kernstadt untergebracht waren und auch nach Auszählung die Ergebnisse präsentiert wurden, war von Hektik nichts zu spüren. Das änderte sich dann, als Punkt 18 Uhr die Wahllokale geschlossen wurden.

Als erster Kandidat war Egon Volker Nagel im Kurhaus. "Es ist schon eine Anspannung da", gab er zu. Aber es gehe ihm gut, sagte er und gab sich fatalistisch: "Ich kann es eh nicht heben"

Gelöst und entspannt

Sichtlich gelöst und entspannt war dagegen Noch-Amtsinhaber Norbert Mai. Der lief lachend durch das Kurhaus und tauschte gar kumpelhafte Umarmungen mit manch einem Pressevertreter und gab sonst ganz den "elder statesman", begrüßte Bürger und die nach und nach eintrudelnden Kandidaten. Eigentlich freue er sich, aber wieder auch nicht. Wenn man 16 Jahre immer in erster Reihe gestanden habe, müsse man sich erst an den Gedanken an die Pensionierung gewöhnen. Auch wenn es daheim wahrlich genug zu tun gebe, scherzte er – und war weg, um bereits den nächsten Gast zu begrüßen.

Mittlerweile waren auch einige Bürger in das Kurhaus gekommen, um live mitzuerleben, ob bereits ein neuer Rathauschef feststeht.

Um 18.25 Uhr war bereits der erste Wahlbezirk ausgezählt. In Neusatz stimmten 39,2 Prozent für Klaus Hoffmann und 31,3 Prozent für Sabine Zenker. Marc-Yaron Popper erreichte 23,3 Prozent und Egon Volker Nagel 4,5 Prozent.

Nur wenige Minuten später lagen auch die Zahlen aus Bernbach vor. Hier bot sich ein ganz anderes Bild und Zenker konnte 55,5 Prozent der Stimmen erreichen, Hoffmann kam dagegen nur auf 18 Prozent. Nagel erhielt 2,2 und Popper 22,8 Prozent.

Der nächste ausgezählte Bezirk war Rotensol, die Ergebnisse lagen um 18.46 Uhr vor. Auch hier erhielt Sabine Zenker mit 36,3 Prozent die meisten Stimmen, danach folgten Hoffmann (32,6 Prozent), Popper (26,8 Prozent) und Nagel (2,6 Prozent).

Damit zeichnete sich schon nach drei ausgezählten Wahlbezirken ab, dass es wohl eine zweite Wahl gibt, da keiner der Bewerber mehr als 50 Prozent erreichen würde.

Dieses Bild bestätigte auch, als der Bezirk Herrenalb 1 ausgezählt war. Hier holte Zenker 37,4 Prozent, Hoffmann 30,6 Prozent, Popper 24,5 Prozent und Nagel 4,2 Prozent.

Im Bezirk Herrenalb 2 lautete das Ergebnis: Zenker 41,1, Hoffmann 24,7, Popper 25,6 und Nagel 6,9 Prozent.

Damit stellte sich für die anwesenden Besucher nur noch die Frage, ob die Briefwähler den Ausschlag geben würden.

Um 19.13 Uhr stand das vorläufige Ergebnis fest. Inklusive der Briefwähler erreichte Zenker 39,1 Prozent der Stimmen. Auf den Plätzen folgen Hoffmann (28,7), Popper (25,2) und Nagel (4,6 Prozent).

Erste enttäuschte Rufe wurden laut, als der Schultes die Wahlbeteiligung nannte. Von 6508 Wahlberechtigten gaben 3111 und damit 47,8 Prozent ihre Stimme ab. Damit lag die Wahlbeteiligung unter den Erwartungen der Kandidaten.

Sabine Zenker

Am lautesten und lang anhaltend war der Applaus, als Mai die Stimmen der Wahlsiegerin verlas. 1204 Wähler konnte Zenker für sich gewinnen. Und die stellte sich auch bestens gelaunt den Fragen der Journalisten, nachdem sie zuvor gefühlt das ganze Kurhaus umarmt hatte. Ihr erster Kommentar? "Wow!", diktierte die strahlende Stadtkämmerin in den Block. "Ich bin echt happy", sagte sie weiter. Natürlich habe sie auf eine Entscheidung bereits bei der ersten Wahl gehofft, gab sie zu. Das sei aber bei der Vielzahl an Kandidaten "recht unwahrscheinlich" gewesen. "Das war ja schon recht deutlich", freute sie sich "sehr" über den Wahlausgang. Zum Feiern bleibe ihr aber keine Zeit, da sie bereits am Montagmorgen bei einem Lehrgang in Karlsruhe sein müsse.

Sie habe eine höhere Wahlbeteiligung erwartet, vor allem, weil bei den Kandidatenvorstellungen sehr viele Bürger da gewesen seien, sagte sie weiter. Deshalb wolle sie jetzt "Vollgas" geben und in persönlichen Gesprächen darauf hinweisen, dass es sehr wichtig sei, wählen zu gehen. Sie ist überzeugt: "Es kommt auf jede Stimme an."

Klaus Hoffmann

"Positiv überrascht" zeigte sich Hoffmann über sein Ergebnis, aber dafür "etwas enttäuscht" über die Wahlbeteiligung. Nun gelte es für alle, die noch einmal antreten, die Nichtwähler zu mobilisieren. Ob er selbst sich noch einmal zur Wahl stellen wird, wollte der Stadtrat am Wahlabend noch nicht bekannt geben. "Es entscheidet sich im Lauf der Woche, wie es weitergeht", sagte er. Zunächst wolle er Rücksprache mit seiner Familie halten.

Marc-Yaron Popper

Keinen Zweifel daran, dass er wieder antreten werde, ließ dagegen Popper aufkommen. Er zeigte sich "auf der einen Seite froh, dass ich aus dem Stand heraus etwa 25 Prozent der Stimmen erreicht habe". Auf der anderen Seite sei er enttäuscht, dass der Abstand zu Zenker so groß ist. Dennoch verkündete er: "Ich trete wieder an und will mehr Wähler mobilisieren und die an die Urne bekommen, die sich noch nicht entschieden haben." Zenker habe nun die Pole-Position: "Jetzt heißt es kämpfen." Deshalb will er "noch einmal richtig Gas geben".

Egon Volker Nagel

"Nicht enttäuscht" zeigte sich Nagel. Er lebe nach dem Motto, dass alles so komme, wie es vorbestimmt gewesen sei. Er habe im Wahlkampf mit den anderen Kandidaten "ein warmes, tolles Verhältnis aufgebaut und habe es jedem von Herzen gegönnt". Er kündigte an, als Außenseiter weiter anzutreten und hat das Ziel, "noch ein paar mehr Stimmen" für sich zu gewinnen. Das sei er auch den Menschen schuldig, die ihn gewählt hätten. Verwundert hat ihn die Wahlbeteiligung: "Das war schwach."

Die Neuwahl findet am Sonntag, 10. November, statt. Neue Bewerber können sich noch bis Donnerstag, 24. Oktober, 18 Uhr, bewerben. Alle bisherigen Kandidaten, die ihre Kandidatur nicht explizit zurückziehen, stehen automatisch auf dem Stimmzettel für die Neuwahl.

Das vorläufige Ergebnis der Bürgermeisterwahl in Bad Herrenalb:

Sabine Zenker: 1204 (39,1 Prozent); Klaus Hoffmann: 883 (28,7); Marc-Yaron Popper: 774 (25,2); Egon Volker Nagel: 142 (4,6).

Die weiteren Ergebnisse nach der Reihenfolge auf dem Stimmzettel:

Jörg Lesser: 12 (0,4); Michael Pfeiffer: 34 (1,1); Tobias Robbyn Becker: 1 (0,03); Samuel Johannes Speitelsbach: –; Sabine Kader: 2 (0,07); Florian Lucas Adragna: –; Falko Görres: 2 (0,07); Sascha Schlüter: 1 (0,03); Lutz Kiehne: –; Fabian Grün: –; Tony Krahl: –; Daniel Pfeiffer: 1 (0,03); Max Thomas Braun: 5 (0,16); Nico De Zorzi: 1 (0,03); Birgit Beate Dickas: 2 (0,07); Torge Heinisch: –; Andreas Zimmermann: 1 (0,03); Melody Bayer: 1 (0,03); Christian Peter Scheeff: –; Ute Riebold: –; Nils Benjamin Elgin Waschner: –; Tobias Veith: 2 (0,07); Rebecca Ansin: 1 (0,03); Frederik Heil: –; Florian Gerd Wrobel: 1 (0,03).

Kommentar: Vollgas geben!

Von Markus Kugel

Ob die Bad Herrenalber damit gerechnet haben, dass sie am 10. November erneut wählen müssen? Das kann man sich nur wünschen, denn eine Wahlbeteiligung von 47,8 Prozent ist traurig. 29 Namen standen auf dem Stimmzettel, allerdings nahmen nur vier Kandidaten an allen vier öffentlichen Vorstellungen teil. Es war also abzusehen, dass diese vier auch die meisten Stimmen bekommen. Für ein Aha-Erlebnis sorgte das Ergebnis von Rechtsanwalt Marc-Yaron Popper. Der Bewerber mit "Blick von außen" schaffte es mit 25,2 Prozent der abgegebenen Stimmen nur auf Platz drei. Mehr als drei Prozentpunkte hinter Stadtrat Klaus Hoffmann. Am meisten strahlte am Sonntagabend Stadtkämmerin Sabine Zenker, die immerhin 39,1 Prozent einheimste. Jetzt stehen spannende drei Wochen bis zum nächsten Urnengang bevor. Es gilt: weiter Vollgas geben!