Außer dem Faksimile und der Glasserie aus grünem Waldglas wird im Ziegelmuseum nach der Winterpause die Dauerausstellung erweitert. Fünf handgestrichene Kirchturmbiber, schwarz glasiert, floral verziert und datiert "1748 Wyler" – diese kleine Serie wurde damals direkt für die Kirche in Keltern, Ortsteil Weiler, hergestellt. Foto: Ziegelmuseum Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vielseitiges Rahmenprogramm / Gläser ausgestellt / Vortrag zum Gebetbuch erarbeitet

Ein greifbares Stück Geschichte kommt ab dem 7. April nach Bad Herrenalb. Das Ziegelmuseum kehrt dann nämlich mit einem besonderen Ausstellungsstück aus der Winterpause zurück. Das dauerhaft in der Klosterstadt verbleibende Faksimile des Bad Herrenalber Gebetbuchs von 1484 wird nun dort ausgestellt.

Bad Herrenalb. Das Original Gebetbuch liegt übrigens in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin. "Vor etwa 20 Jahren hatten wir es für zwei Monate hier, um es auszustellen", erinnert sich die Museumsleiterin. "Die Genehmigung haben wir erhalten, weil das Buch hier im Skriptorium des Klosters geschrieben wurde."

Wertvolles Stück

Das Faksimile davon kann in Bad Herrenalb nun dauerhaft bewundert werden. "Es soll in einer Glasvitrine liegen, wo die Besucher es begutachten können", so plant es Sigrid Fiebig, die ehrenamtliche Leiterin des Ziegelmuseums. "Natürlich dürfen sie es auch aus der Nähe betrachten und darin blättern, aber dann natürlich unter Aufsicht von Mitarbeitern." Das wertvolle Stück müsse außerdem mit Handschuhen angefasst werden. "Wenn es durch zu viele Hände geht, sind sonst schnell Gebrauchsspuren sichtbar." Um eine Versicherung wolle man sich noch kümmern, sagt Fiebig. Wenn sich Gruppen anmelden, könne das Buch nicht aus der Vitrine geholt werden. Da haben die Mitarbeiter nicht den nötigen Überblick. Außerdem sei ein Rahmenprogramm rund um das Buch geplant.

Es bleibt die Frage: Wie kommt ein Gebetbuch in ein Ziegelmuseum? "Handgemachte Feierabendziegel sind ein Kunsthandwerk, ebenso wie das schreiben und bemalen mittelalterlicher Bücher", erklärt die Leiterin des Museums. Das zur Buch-Ausstellung geplante Rahmenprogramm solle sich mit dem Kunsthandwerk beschäftigen, kündigt sie an. Der ehemalige Leiter der Badischen Landesbibliothek habe einen Vortrag zum Gebetbuch erarbeitet. Außerdem solle noch ein weiteres Kunsthandwerk ins Inventar aufgenommen werden. "Ein Glasbläser arbeitet mit grünem Waldglas und stellt daraus mittelalterliche Noppengläser her." Sechs dieser Gläser habe man für die Ausstellung bekommen. "Nun können wir drei Arten von besonderem Handwerk in einem Museum zeigen", freut sich Fiebig. Was das weitere Programm angeht, in dessen Rahmen das Handwerk vorgestellt und veranschaulicht werden soll, stehe noch nicht fest. Es gebe jedoch bereits reichlich Ideen. "Für uns Ehrenamtliche ist das eine große Aufgabe", erklärt die Museumsleiterin. Acht Mitarbeiter seien es insgesamt, die das Ziegelmuseum unterhalten. Doch Fiebig hofft darauf, dass die Arbeit sich bezahlt macht. "Natürlich ist das Gebetbuch ein Nischenprodukt, das hauptsächlich für Personen interessant sein wird, die Freude an mittelalterlichen, kunstvollen Darstellungen haben." Das Buch warte mit farbenprächtigen Drucken und vielen Goldverzierungen auf, die originalgetreu nachgearbeitet worden seien. "Aber wir hoffen darauf, dass das Museum durch diese Aktion wieder mehr in den Blickpunkt gerät und viele Besucher anlockt."