22. Juli 2013: Bei einer Bürgerinfoveranstaltung gab es nicht nur Landesgartenschau-Neuigkeiten zu hören. Geklappt hat es bekanntlich nicht – aber seinerzeit wurde mitgeteilt: Eine Investorengruppe will in Bad Herrenalb viel Geld in die Hand nehmen – ein dreistelliger Millionenbetrag für Bad und Wellness, ein zweistelliger fürs Hotel. Axel Feucht von der T.A.S. Vermögensverwaltung und Holding AG sowie Generalplaner Josef Kuon gaben Auskunft über ihre Schweizer-Wiese-Pläne. (Archivbild) Foto: Kugel

Schweizer Wiese: Bürgerversammlung im Bad Herrenalber Kurhaus am 19. Oktober beginnt um 19 Uhr

Die Bürgerversammlung zur Weiterentwicklung der Schweizer Wiese am Dienstag, 19. Oktober, im Herrenalber Kurhaus beginnt um 19 Uhr. Einlass ist ab 18 Uhr. Das teilt jetzt die Stadtverwaltung mit.

Bad Herrenalb. Nach der Begrüßung durch Moderator Daniel Wensauer-Sieber und einer Einführung in das Thema durch Bürgermeister Klaus Hoffmann wird Stadtplaner Michael Schöffler über städtebauliche Grundsätze bei der Gestaltung der Schweizer Wiese informieren.

Danach stellt Investor Bernhard Scholtes, der Geschäftsführer der Divaco Immobilien-Gruppe, das Projekt vor. Gefolgt von Stadtbaumeister Reimund Schwarz, der die Besucher über den gesetzlich vorgeschriebenen Ablauf zur Umsetzung eines solchen Projektes informieren wird.

Im Anschluss gibt’s eine Bürgerfragerunde, danach können die Besucher in kleinen Runden an vier Arbeitstischen mit den Verantwortlichen diskutieren und ihre Einwände und Anregungen vorbringen: Stadtplanungsprozess (Schöffler und Schwarz); konkrete Anregungen und Fragen zum Projekt (Diplom-Ingenieur Schaufelberger, freier Architekt); Bürgerbeteiligung (Pressesprecher Christian Siebje und Hauptamtsleiter Tobias Kull); Finanzen (Stadtkämmerer Albert Wilhelm).

Die Ergebnisse dieser Diskussionen werden dann als letzter Programmpunkt in großer Runde präsentiert.

Auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung nach der Dauer der Veranstaltung wurden als Richtwert ungefähr zwei Stunden angegeben. Unter anderem spiele es auch eine Rolle, wie viele Fragen gestellt würden.

Hoher zweistelliger Betrag

Zur Erinnerung: Am 14. September wurde in einer Pressekonferenz im Rathaus mitgeteilt: Ein Investor will etwa 200 Wohneinheiten, ein Hotel und einen Nahversorgungsmarkt auf der Schweizer Wiese errichten.

Bernhard Scholtes, Sprecher des Vorstands der DFH Deutsche Fertighaus Holding AG und Geschäftsführer der Divaco Immobilien Gruppe, konnte noch nicht genau sagen, ob "60 Millionen, 70 Millionen oder 80 Millionen Euro" investiert werden. Auf jeden Fall handle es sich um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.

In mehreren Gesprächen sei klar geworden, dass die andere Seite so "denkt wie wir". Die Schaffung neuen Wohnraums, Hotel und Parkraum – das müsse parallel zur vom Gemeinderat beschlossenen Sanierung und Umgestaltung der Therme erfolgen.

Rund 200 Wohneinheiten – hier handle es sich um ein kleines Dorf. Und irgendwann gebe es 500 neue Einwohner mehr. Das bringe auch Kaufkraft mit sich. Deshalb soll ein Verbrauchermarkt realisiert werden. Auf die Zeitschiene angesprochen, sagte Scholtes, es handle sich um ein ambitioniertes Projekt.

Scholtes geht davon aus, 2023 mit den Maßnahmen starten zu können. Mit welchen Abschnitten begonnen werde, könne noch nicht gesagt werden. Einzelheiten würden sich in den nächsten Monaten entwickeln. Momentan handle es sich um eine Grundkonzeption. Gebaut werde wohl bis 2025.

Das Hotel (Internationale Hotelkette) mit circa 120 Betten soll zwischen Celenus-Klinik und Siebentäler Therme gebaut werden.

Junge Familien bis Senioren – alle Bevölkerungsgruppen sollen bei den Wohnungen (verschiedene Komplexe, abhängig vom Bebauungsplan) angesprochen werden. Wie Scholtes betonte, werde hochwertig und nachhaltig gebaut. Und die Gebäude müssten selbstverständlich in die Gegend passen. Die Immobilien würden im Übrigen nicht verkauft, sondern sollen im Bestand erhalten bleiben.

Anregungen berücksichtigt

Laut Stadt habe die Verwaltung das Projekt der urbanen Entwicklung aufgegriffen, weil sich beim Bürgerentscheid im Dezember 2013 mehr als 60 Prozent der Wahlberechtigten für die Weiterentwicklung ausgesprochen hätten. Die ersten Überlegungen seien dem Gemeinderat im Februar vorgestellt worden.

Ideen und Anregungen aus dem Gremium habe man aufgearbeitet und bei den weiteren Überlegungen und Planungen berücksichtigt. Beim aktuellen Planungsstand mit Hotel, Nahversorgung mit angrenzender Bäckerei/Café und Wohnen werde auch ein Parkhaus aufgeführt. Hier sei der letztendliche Standort und die Betreiberfrage aber abschließend noch nicht geklärt. Jedenfalls bestehe für Hotel, Therme und Klinik sowie sonstigen Besuchern der Stadt Bedarf hierfür.

Der Verkauf der Flächen auf der Schweizer Wiese – 15 000 bis 20 000 Quadratmeter – wirkt sich, so die Information unmittelbar auf die aktuelle Haushaltssituation aus.

Die zu erwartenden zusätzlichen Einnahmequellen würden sich auch positiv bei der Gestaltung zukünftiger Haushalte bemerkbar machen. Einmalige Einnahmen: Verkaufspreis: circa 5,8 Millionen bis 7,7 Millionen Euro. Einmalige Kosten (noch nicht bezifferbar): Erschließungskosten, Bebauungsplanverfahren, Umsiedlung Tennisplatz, weitere Attraktivierung der Schweizer Wiese. Folgeerträge (Erfahrungswerte): rund 500 000 Euro im Jahr (Grund-, Gewerbesteuer, Kurtaxe, Zuweisungen etc.).

Keine Entscheidung

Bekanntlich gab es in der Gemeinderatssitzung am 22. September keine von der Stadt vorgesehenen Grundsatzentscheidung des Gemeinderats – die Investorenpläne wurden nur zur Kenntnis genommen. Lediglich eine Gegenstimme gab es bei dem Antrag aus dem Gremium, erst mal die Bad Herrenalber in einer Bürgerversammlung zu informieren.

Die Stadträte hätten die Stadtverwaltung mit der Ausarbeitung eines Kaufvertrages mit dem Investor beauftragt sollen. Genauso mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Schweizer Wiese. Zudem hätte das Gremium zustimmen sollen, dass ein Planungsbüro sich mit einem Konzept für die Verlagerung der Tennisplätze beschäftigt.

Eine Grundkonzeption

In einem Gespräch mit unserer Redaktion machte das Stadtoberhaupt vorige Woche noch mal deutlich, dass es sich um eine Grundkonzeption handle. Lage und Gestaltung seien noch völlig offen. Einzig die Größe des Hotels mit etwas mehr als 100 Betten stehe fest. Bezüglich der Ausmaße des Marktes müsse mit dem Regionalverband Nordschwarzwald gesprochen werden.

Schon vor Jahrzehnten habe es bezüglich einer Bebauung der Schweizer Weise immer wieder Überlegungen gegeben, so der Rathauschef. Keinesfalls gehe man unsensibel mit dem Thema um.

Im Übrigen könnten auch beim Bebauungsplan-Verfahren Vorschläge eingebracht werden. Bei dem Projekt handle es sich um eine Riesenchance für die gesamte Stadtentwicklung, so Hoffmann. Bei der Fläche, die verkauft werden soll, handle es sich um etwa ein Fünftel der Gesamtfläche der Schweizer Wiese.

436 Nein-Stimmen

Währenddessen hat das Bürgerforum Bad Herrenalb ein Alternativkonzept präsentiert und auf der Webseite der eilig gegründeten Bürgerinitiative "Lebensraum Schweizerwiese" wird informiert: Es habe in der Zeit von 19. September bis 3. Oktober 2889 Seitenaufrufe gegeben. Zum Meinungsbild: 20 Ja- und 436 Nein-Stimmen seien gezählt worden.