Die Stadt Bad Herrenalb soll wieder zu einem Premium-Kurort werden. Foto: Kugel

Ausbau im Bereich Handel: Bad Herrenalbs Bürgermeister Norbert Mai freut sich über erfolgreiche Weichenstellungen zur Kaufkraftbindung.

Bad Herrenalb - Im vergangenen September veröffentlichte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald die Ergebnisse eines City-Qualitäts-Checks des Stuttgarter Beratungsunternehmens CIMA. Die alarmierendste Zahl für Bad Herrenalb: Mehr als 46 Prozent der vor Ort vorhandenen Kaufkraft geht bisher an andere Handelsstandorte verloren. Aber die gute Nachricht schon damals: Die Siebentälerstadt verfügt über optimale Voraussetzungen, um Wirtschaft und Handel fit zu machen für die Zukunft. Derzeit augenfälligste Maßnahme, um das Ruder für den örtlichen Handel "herumzureißen": Die Erweiterung der Handelsflächen auf dem Lebensmittelsektor im Innenstadtbereich. Bisher verfügte Bad Herrenalb hier über Verkaufsflächen von 600 Quadratmetern (bisheriger Nutzer: Penny; künftig: Rossmann Drogeriemarkt).

Inzwischen hat der neue "Penny" mit 800 Quadratmetern eröffnet. Am 1. Juli folgt der Rewe-Supermarkt mit weiteren 1600 Quadratmetern. "Dieser schon dramatische Ausbau im Bereich Handel wird sicher viel der Kaufkraft zu uns zurückholen", ist sich Bad Herrenalbs Bürgermeister Norbert Mai sicher. "Und davon wird die gesamte Stadt profitieren." Das sei aber nur der Anfang. Im Zuge der Vorbereitungen für die Gartenschau 2017 werde sich die gesamte Innenstadt verändern – "zum Positiven natürlich". Der Rathausvorplatz wird sich vom Parkplatz zum "Kommunikations-Platz" wandeln. Der Fußgängerbereich entlang der Kurpromenade wird sich zum breiten Bummel-Boulevard entwickeln. Wofür wiederum der Kurpark etwas von seiner zur Promenade hin gewandten Fläche für künftigen neuen Parkraum abgeben wird. Dafür erhält der Kurpark im Gegenzug durch die Alb gespeiste Wasserflächen zurück. Und wird auch mit einer durchgängigen, direkten Anbindung an die Schweizer Wiese deutlich im Erholungswert aufgewertet.

Inklusive aller Förderungen wird die Stadt Bad Herrenalb insgesamt zehn Millionen Euro in den Ausbau dieser Infrastrukturmaßnahmen investieren. Wobei man hoffe, so Bürgermeister Mai, "das auf jeden von uns investierten Euro weitere acht Euro von privaten Investoren folgen werden." Das sei der Erfahrungswert, wie er bei früheren, vergleichbaren Gartenschauen im Land realisiert worden sei. "Und wie dort hoffen wir, dass auf diese Weise auch bei uns vor allem neue touristische Angebote geschaffen werden."

Denn eines sei für Bad Herrenalb nun einmal kristallklar: "Wir sind ein Kurort im besten Sinne. Wir sind auf Gedeih und Verderb auf den Tourismus angewiesen." Wobei der Tourismus in den vergangenen Jahrzehnten vor allem "der Verderb" für Bad Herrenalb gewesen sei. Da macht Bürgermeister Mai, der ja auch in Personalunion Kurdirektor ist, keinen Hehl draus. Denn nach den Gesundheitsreformen der 1980er-Jahre brach ein Großteil des Kurgeschäfts auch in Bad Herrenalb einfach weg. Die Übernachtungszahlen, die einst in der Spitze bei mehr als 800.000 pro Jahr lagen, stürzten ab ins Bodenlose.

Und doch liegt "der Gedeih" von Bad Herrenalb aus Sicht von Mai wiederum vor allem im Tourismus. "Weil wir das am besten können." Und weil dafür mit den vorhandenen Einrichtungen "und der einmalig schönen Natur in unserer Stadt" einfach optimale Voraussetzungen vorhanden seien. "Mittlerweile sind wir wieder bei 300.000 Übernachtungen im Jahr." Tendenz eindeutig steigend. Ein Ausdruck dieser längst vollzogenen Trendwende zum Positiven: Die aktuelle, von privater Hand getragene "Luxus-Sanierung" von "Mönchs Posthotel". Kürzlich habe sich der Gemeinderat während einer Begehung über den Stand der Sanierung dort informiert und sei "durchweg schlicht begeistert" gewesen von dem, was es dort bereits alles zu sehen gab, so Mai. "Das wird wieder ein echtes Juwel", von dessen "Strahlkraft" ebenfalls die ganze Stadt profitieren werde.

Motivation genug, um in absehbarer Zeit vielleicht auch die weitere touristische Erschließung des Klostergeländes in Angriff zu nehmen. Oder neue Entwicklungen im Bereich des Handels einzuleiten. "Es ist schwer für eine Stadt wie uns mit den umliegenden Einkaufsmetropolen zu konkurrieren." Erfolgversprechender scheint daher eine konsequentere Orientierung auch im Bereich der Handels-Sortimente auf die touristischen Stärken von Bad Herrenalb – wobei damit keine Billig-Souvenirläden gemeint sind, sondern wirklich einzigartige, originale Angebote, wie sie beispielsweise Kunsthandwerk jeder Art, Galerien und Lebensmittelmanufakturen böten. "Ja, solche Sortimente realisieren üblicherweise ein eigenständiges Niveau, das helfen kann, den Kunden wirklich einmalige Einkaufserlebnisse zu bieten." Und würden somit perfekt zu einem Premium-Kurort wie Bad Herrenalb passen.

Gewerbegebiet in den Startlöchern

Ein weiteres "Ass im Ärmel" für die Entwicklung der Gewerbestruktur in Bad Herrenalb ist das interkommunale Gewerbegebiet, dessen Planung zusammen mit der Gemeinde Dobel vorangetrieben werde. Bisher besitzt Bad Herrenalb kein einziges solches Gewerbegebiet in seinen Stadtgrenzen. Künftig möchte man zumindest die Option haben, auf Ansiedlungswünsche "zu uns passender Branchen" mit Gewerbeflächenbedarf positiv reagieren zu können. Nach einigem Suchen habe man sich gemeinsam mit Dobel auf ein fünf Hektar großes Areal zwischen Neusatz und Dobel – auf Herrenalber Gemarkung – geeinigt. "Der Flächennutzungsplan dafür ist bereits genehmigt", so Mai. Was noch fehle, sei der eigentliche Bebauungsplan. Aber der könnte, wenn es konkreten Bedarf gebe, innerhalb weniger Monate durch die Gremien gebracht werden, um das Gelände dann möglichst schnell zu erschließen.

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