Winter in Herrenalb im Jahr 1938. Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Neue Einnahmequellen in den sonst mageren Wintermonaten

Bad Herrenalb/Dobel. Der Schnee ist da. Schneeflocken verzaubern, wecken Kindheitserinnerungen und auch die Sehnsucht, die weiße Pracht inmitten der Natur hautnah zu erleben. Hochglanzprospekte preisen alpine Ausflüge in mondäne Bergwelten, und viele Besucher werden auf der großen Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, der CMT vom 12. bis 20. Januar in Stuttgart unter anderem erfahren, wo die weiße Pracht am schönsten ist.

Doch warum in die Ferne schweifen? Bereits vor 80 Jahren wurde der Luftkurort Herrenalb als "beliebter Wintersportplatz des Nordschwarzwalds" gepriesen. Die vom Karlsruher Verkehrsverein herausgegebene Zeitschrift "Karlsruher Wochenschau" beschreibt Herrenalb im Winter 1938/39 als "geschätzter Stützpunkt" für einen Winteraufenthalt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt Herrenalbs Hauptinteresse als Fremdenverkehrsort lediglich der Sommerfrische. Erst mit der sich langsam, aber stetig steigenden Entwicklung des Wintersports im Schwarzwald konnten in den sonst mageren Wintermonaten, in denen Herrenalb nach den "lebhaften Tagen der Saison wie ausgestorben war", neue Einnahmequellen erschlossen werden.

Werbeplakat gestaltet

Mit 26 Mann legte der 1925 gegründete Skiklub Herrenalb den Grundstein für die Ausübung des "weißen Sports" auf den "Wintersportbahnen im Gaistal" und der 1934 vom Skiclub erbauten "Sprungschanze auf der hinteren Talwiese".

Um die Sehnsucht der Städter zu stillen und den Andrang insbesondere an Sonn- und Feiertagen zu bewältigen, richtet die Albtalbahn im selben Winter für das "Sportgebiet bei Herrenalb" sogar spezielle "Wintersportzüge zum verbilligten Preis" ein. Die Abfahrt startet in Karlsruhe sonntags in den frühen Morgenstunden um 6, 7 und 8 Uhr – werktags ab 6.30 und 8.30 Uhr. An Sonntagen gibt es mit den sogenannten Kraftomnibussen auch Anschlussfahrten zur Talwiese und auf den Dobel, wo sich "Skiläufer und Rodler" tummelten.

Wintersport und Höhensonne preist Dobel als Höhenluftkurort in derselben Ausgabe der Karlsruher Wochenschau mit einem eigens dafür gestalteten Werbeplakat an. Neben Bob- und Rodelbahnen, so der informative Text der Zeitschrift, finden Skiläufer "ein ideales Übungsgelände, Sprungschanze und reizvolle Abfahrten im diamantglitzernden Tannenhochwald". Während Dobel heute mit seiner "Champagnerluft" wirbt, beschreiben die Werbetexter von einst die "Gebirgs- und Waldluft von großer Reinheit, hohem Ozon- und Feuchtigkeitsgehalt". Sie betonen auch im Winter eine hervorragende "Intensität der Sonnenstrahlung". Denn bereits damals haben Messungen durch das meteorologische Institut der Technischen Hochschule in Karlsruhe ergeben, dass Dobel als "einer der sonnenreichsten Plätze des Nordschwarzwalds gilt".