Laut TÜV ist auch an der Talstation des Skiliftes auf der Talwiese alles in Ordnung. Darüber freuen sich (von links): Daniel Schultzke, TÜV Süd, Wilfried Weiß, Vorsitzender der Skizunft Bad Herrenalb, und Martin Knirsch, Vereinsmitglied seit 1953.             Foto: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Wintersport: Bad Herrenalber Talwiese: Skilift jetzt TÜV-geprüft und einsatzbereit / Sicherheit steht an erster Stelle

Es ist kalt und bei jedem Schritt knirscht der Untergrund auf der Talwiese im Gaistal. Die Temperaturen passen zur Jahreszeit – ginge es nach den Liftbetreibern, könnte bei genügend Schnee die Skisaison sofort starten.

Bad Herrenalb. Doch diesmal sind die Wintersportler nicht nur vom Wetter abhängig. Coronabedingt hat Deutschland dem Skisport vorerst eine Absage erteilt und das ausgerechnet jetzt, wo erster Schnee in den Mittelgebirgen lockt.

"Unser Lift ist startklar", so der Tenor von Wilfried Weiß, der sich seit 23 Jahren als erster Vorsitzender der Skizunft Bad Herrenalb um die ordnungsgemäße Prüfung der Anlage durch den TÜV kümmert. Gemeinsam mit Vereinsmitglied Martin Knirsch war er daher auch am Donnerstag vor Ort, um den Skilift durch Daniel Schultzke abnehmen zu lassen.

Der Elektroingenieur, der für die Liftanlagen im Nordschwarzwald verantwortlich zeichnet, kennt sich als Sachverständiger aus und schaut nach den möglichen Schwachstellen. "Mittels magnetinduktiver Seilprüfung können wir das Seil prüfen, weil uns elektromagnetische Felder die Schadenstellen anzeigen", so der Fachmann, der auch in schwindelerregender Höhe auf den Masten die Rollenbatterien prüft: Das Lager dürfe hier nicht ausgeschlagen, denn sonst laufe das Seil nicht rund, berichtet Schultzke der lachend ergänzt: "Beim Schlangenlinien fahren in der Liftspur oder wenn sich die Bügel beim Abwerfen verheddern, kann das Seil von der Rollenbatterie springen – dann muss der Lift sofort gestoppt werden."

Sicherheit steht an erster Stelle und daher werden auch Antrieb und Bremsbeläge ebenso wie die elektrischen Einrichtungen an der Talstation des Liftes geprüft.

Erst dann gibt es das "Go" zum Montieren der "Gehänge" an der hohen Seilführung. Dabei handelt es sich um die Lift-Teller, die sicher am Seil zu befestigen sind.

Verantwortlich für die Pflege und Wartung der "Gehänge" ist Martin Knirsch, der sich als aktives Skizunft-Mitglied seit 1953 mit Leidenschaft im Verein engagiert. "Hier an diesem steilen Geländehang hat man den die Sprungschanze gebaut, auf der Weiten bis zu einem Rekord von 36 Metern gesprungen wurden", berichtet Knirsch mit leuchtenden Augen. Und bestätigend ergänzt Weiß: "Hier an diesem steilen Stück haben mindestens 80 Prozent der Herrenalber Jugend das Skifahren gelernt."

Vor mittlerweile 95 Jahren legte der 1925 gegründete Skiklub Herrenalb den Grundstein für die Ausübung des "weißen Sports" auf den "Wintersportbahnen im Gaistal" und 1934 entstand die vom Skiclub gebaute "Sprungschanze auf der hinteren Talwiese". Um die Sehnsucht der Städter zu stillen und den Andrang insbesondere an Sonn- und Feiertagen zu bewältigen, richtet die Albtalbahn im Winter für das "Sportgebiet bei Herrenalb" sogar spezielle "Wintersportzüge zum verbilligten Preis" ein. Und an Sonntagen gab es mit den sogenannten Kraftomnibussen auch Anschlussfahrten zur Talwiese und auf den Dobel, wo sich Skiläufer und Rodler tummelten.

1967 wurde der noch heute aktive genutzte Skilift gebaut, der auf rund 700 Höhenmetern nicht nur den knapp 1000 Mitgliedern der Herrenalber Skizunft Pistenvergnügen mit einer rasanten Abfahrt ermöglicht. "Je nach Schneelage richten wir uns ganz nach den Bedürfnissen der Wintersportler", berichtet Weiß, der durch die Flutlicht-Anlage auch nachts Skifahren im Gaistal anbieten kann. "Heute sind die Wintersportler gut ausgerüstet und kommen mit ihren Pkw problemlos auf die Talwiese hoch, die an Höhenmetern dem Dobel in nichts nachsteht."

Knapp 30 Zentimeter

Sofern die weiße Winterpracht im Schwarzwald Einzug hält, werden auf der Talwiese jedoch Schneemengen von knapp 30 Zentimetern benötigt, da sonst die Wiesen- und Weideflächen auf der Steillage leiden. Obwohl im Vorjahr kein alpines Skivergnügen möglich war, gibt Wilfried Weiß die Hoffnung für 2021 nicht auf. "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass im November zwar der erste Schnee fällt, aber erst Anfang Februar die Schneemengen ausreichen, um auf der Talwiese Ski zu fahren." Daher werden auch in diesem Jahr die Gebühren für den TÜV bezahlt und allen Interessenten das Schneetelefon genannt, das unter der Rufnummer 07083/52 59 07 Auskunft über die aktuelle Schneelage und den Betrieb des Skiliftes auf der Talwiese gibt.