Am Freitagvormittag, 13. März, wurde mitgeteilt: "Die Stadt Bad Herrenalb hat

Am Freitagvormittag, 13. März, wurde mitgeteilt: "Die Stadt Bad Herrenalb hat durch eine Allgemeinverfügung die Durchführung aller Veranstaltungen, bei denen mehr als 50 Personen erwartet werden, vom 14. März bis zum 30. April 2020 untersagt."

Die immer montags um 13 Uhr am Bad Herrenalber Bahnhof beginnenden geführten Touren mit den Wanderführern Helmut Boht, Werner Kull, Karl Nofer, Karl-Heinz Prießnitz und Manfred Senk finden im März und April nicht statt. Das teilte die Stadt Bad Herrenalb am Freitagmittag mit. Der Grund: Die Hauptgruppe der Teilnehmer sind Senioren, bei denen eine Corona-Infektion besonders gravierende Folgen haben kann.

Eine Absage weiterer Outdoor-Veranstaltungen wie des "Abenteuers Waldbaden" am 22. März, der Wanderung "Die geballte Kraft der Frühlingskräuter" am 28. März, jeweils mit Schwarzwald-Guide Monika Amann, sowie dem "Goldwaschen in der Alb" mit Geologe Michael Leopold sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant. Ob die Nachtwächterwanderung mit Bernhard Lohner am 3. April stattfinden kann, werde zurzeit geprüft.

Wer an diesen Veranstaltungen teilnehmen möchte, sollte daran denken, dass auch bei Aktivitäten an der frischen Luft die grundsätzlichen Schutzmaßnahmen einzuhalten seien. Tagesaktuelle Infos zu den Wanderungen gebe es telefonisch in der Bad Herrenalber Touristik unter Telefon 07083/50 05 55. Eventuelle Absagen werden außerdem rechtzeitig online auf www.badherrenalb.de/de/aktuelles/corona/bekannt gegeben.

Bad Herrenalb/Dobel. In der Pressemitteilung wird des Weiteren informiert: "Die hiesigen Vereine, Kirchen und großen Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe wurden über diese Regelung am 13. März in Kenntnis gesetzt."

Wegen der Einstufung des gesamten Elsass als Corona-Risikogebiet und der damit einhergehenden erneuten Verschärfung der Gefährdungssituation im Landkreis Calw sehe die Stadtverwaltung keine Alternative zu dieser Maßnahme. Zudem sei diese Vorgehensweise auf der Dienstbesprechung der Bürgermeister aus dem Landkreis Calw mit Landrat Riegger Anfang dieser Woche als mögliches Vorgehen aller Kommunen im Landkreis festgelegt worden (wir berichteten).

Grundlage der Entscheidung, so die Bad Herrenalber Stadtverwaltung weiter, "sind die Empfehlungen des Robert Koch-Institutes über die Durchführungen von Veranstaltungen". Bürgermeister Klaus Hoffmann erklärte, man wisse, "dass diese Situation zu erheblichen Einschnitten im täglichen Leben und zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen wird, die uns alle berühren. Wir bitten alle Betroffenen um Verständnis und Ihre Unterstützung in dieser für uns alle schwierigen Lage."

Und wie sieht es beispielsweise bei einer Beerdigung aus? Hier verweist die Stadtverwaltung auf die "Allgemeinverfügung Stadt Bad Herrenalb Veranstaltungen März bis April 2020", die auch auf der Homepage der Stadt zu finden ist. Unter anderem heißt es hier: "Ausnahmeregelungen sind nur nach Absprache mit der Stadtverwaltung Bad Herrenalb möglich und nur bei unaufschiebbaren Veranstaltungen." Der evangelische Pfarrer Johannes Oesch sagte im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass in größter Not eine Beerdigung mit vielen Menschen im Freien stattfinden könnte. Im Übrigen empfehle der Oberkirchenrat (OKR), zwischen den Leuten jeweils einen Sitzplatz freizulassen.

Gottesdienst abgesagt

Wegen der Allgemeinverfügung der Stadt werde zudem am Sonntag, 15. März, in der Klosterkirche ab 10 Uhr kein Gottesdienst stattfinden. War doch vorgesehen, die silberne, goldene und gnadene Konfirmation zu feiern. Das bedeutet: Es wären weit mehr als 50 Personen gekommen. Am Freitag informierte Pfarrer Oesch die "betroffenen" Personen – auch hier habe eine Rücksprache mit dem OKR stattgefunden. Selbstverständlich sei die Kirche weiterhin geöffnet. Und Oesch wird am Sonntag zwischen 10 und 11 Uhr in der Kirche für Gespräche im kleinen Kreis zur Verfügung stehen. Der Pfarrer erinnert hierbei als Alternative auch an eine Hausandacht und den Fernsehgottesdienst am Sonntag.

Und wie wird vorerst einmal bis Ende April bei Hochzeitsfeiern verfahren? Aktuell stünden keine Trauungen an, so die Bad Herrenalber Stadtverwaltung. Erst wieder im Wonnemonat Mai.

Tägliche Besprechung

Jeden Tag gibt es derzeit eine Corona-Krisenbesprechung im Bad Herrenalber Rathaus. Stand Freitag findet die nächste Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 25. März, "normal statt". Der Kontakt zum Landratsamt sei eng, heißt es aus dem Rathaus. Ein Krisenstab sei gebildet. Damit die Verwaltung einsatzfähig bleiben könne, versuche man derzeit, in Abteilungen Teams zu bilden, die einander möglichst nicht begegnen – für den Fall einer Infizierung in einem davon. Risikominderung, wo es geht. Auch Homeofficeplätze würden eingerichtet. Allerdings funktioniert dies nicht bei allen Stellen, manchmal ist Kundenkontakt einfach erforderlich.

Am Schwanken

Der Neusatzer Ortschaftsrat tagte am Dienstag, wie Ortsvorsteher Dietmar Bathelt berichtet. Acht Personen, keine Besucher. Die allgemeinen Empfehlungen sollte man einhalten, sagt er, aber auch nicht zu früh alles absagen. Das größte Problem sei nicht die eigene Ansteckung während einer Veranstaltung, sondern ein unerkanntes Weitertragen des Virus. Da sei auch er immer am Schwanken: "Schon jetzt sollten wir den Seniorennachmittag im Oktober vorbereiten. Verpflichtungen eingehen. Kann man das? Soll man noch zuwarten?" Auch die örtlichen Vereine hätten sich bereits an ihn gewandt, ob es rechtliche Schwierigkeiten geben könnte, wenn die jährliche Hauptversammlung nicht stattfinden würde. Schließlich ist Hauptversammlungszeit. "Die Vereinsvorstände sind im regen Austausch, wie sie vorgehen wollen. Solche Situationen sind in den Satzungen nun mal nicht vorgesehen!" Er hält es generell für vernünftig, abzusagen beziehungsweise zu verschieben, was nicht zwingend gleich abgehalten werden muss. Das Problem sei aber, dass man überhaupt nicht absehen könne, wie lang diese Phase der Einschränkung dauert. "Wir können nicht das ganze öffentliche Leben lahmlegen" findet Bathelt, "indem beispielsweise keine Gemeinderatssitzung mehr stattfindet. Wir haben noch keinen Haushalt beschlossen. Wie lange können wir uns das erlauben?" Es sei ein schmaler Grat. Und was es alles für die Wirtschaft bedeute, sei noch gar nicht auszudenken.

Für schnelle Infos

Auch in Bernbach fand am Dienstag die Ortschaftsratssitzung statt, wie Ortsvorsteher Klaus Lienen berichtet: "Ohne Bedenken. Aber mit nur zwei Zuhörern." Und am Donnerstag eine kleine Veranstaltung des Wild Hog-Teams. Auch er möchte nicht gleich das gesamte öffentliche Leben lahmgelegt sehen: "sonst wird die Verunsicherung der Menschen noch größer." Schnelle Infos auch an die Ortsvorsteher vonseiten der Stadt wünscht er sich, um nicht aus der Zeitung erfahren zu müssen, dass die Stadt Bad Herrenalb eigene größere Veranstaltungen abgesagt hat. "Bei Corona wäre es ganz wichtig, auch in den Ortsteilen einheitlich vorgehen zu können."

Die Waldputzete in Bernbach werde wie geplant am 17. April stattfinden: "Das nachträgliche Zusammensitzen kann jeder selbst entscheiden." Auch notwendige Vorstandssitzungen der Vereine fänden im Ort bisher normal statt: "Das sind schließlich Veranstaltungen mit unter 25 Personen." Und Lienen, der als CDU-Stadtrat im Gemeinderat sitzt, ergänzt: "Gemeinderatssitzungen würde ich weiter abhalten, die Nähe ist dort nicht so groß."

Auch Dobel reagiert

Zum Wochenanfang werde es für Dobel eine Veröffentlichung der Verwaltung mit Empfehlungen zu Veranstaltungen geben, erklärte der Dobler Bürgermeister Christoph Schaack. Im Wesentlichen werde er sich der Empfehlung des Landratsamtes anschließen. "Seit ich am Dienstag dort bei einer Bürgermeisterinformation war, ist mir das Lachen doch ein bisschen vergangen", gesteht er. Die Waldputzete am 20. März werde schon einmal abgesagt und zwar wegen der anschließenden Hocketse. Bestehen bleiben sollen kleinere Veranstaltungen wie der Auftritt des Regionentheaters am 21. März: "Die Resonanz wird sicher verhalten sein. Aber wir können uns nicht totreduzieren." Gedanken macht sich der Rathauschef darüber, was passiert, wenn jemand im kleinen Verwaltungsteam ausfällt, auch nur unter Quarantäne gestellt wird: "Wir besprechen mit unserer EDV-Firma die Möglichkeiten des Homeoffice, des Von-zu-Hause-Arbeitens. Das Rathaus sollte unbedingt handlungsfähig bleiben." Die Gemeinderatssitzung am Dienstag, 17. März, mit Haushaltsberatungen soll stattfinden. Ein mulmiges Gefühl schwingt mit: "Natürlich weiß keiner ganz genau, mit wem er die vergangenen Tage alles in Kontakt gekommen ist und mit wem diese Menschen wiederum in Kontakt waren. Das Problem ist das nicht wissentliche Weitertragen."

Kontakte reduzieren

In enger Abstimmung mit Bürgermeister Schaack steht die Dobler Feuerwehr. Sven Schatz kommt am Donnerstagabend gerade von einer gemeinsamen Besprechung: "Den Übungsbetrieb für Aktive und Jugendwehr stellen wir bis auf Weiteres ein. Die Einsatzbereitschaft der Wehr aufrecht zu erhalten, hat oberste Priorität." Alle seien fit. Das Aussetzen der Übungen sei eine Vorsichtsmaßnahme, um Kontakte zu reduzieren. Eine Empfehlung des Kreisbrandmeisters Hans-Georg Heide an alle Wehren. Sämtliche Kameraden würden informiert und seien auch über sinnvolle Hygienemaßnahmen aufgeklärt. Notwendige Hygieneausstattung habe man bereits in den Zeiten der Vogelgrippe angeschafft und seither auf aktuellem Stand gehalten.

Die Jahreshauptversammlung abgesagt, den Übungsbetrieb eingestellt. Damit reagiert die Bad Herrenalber Wehr nicht zuletzt auf Empfehlungen des Landkreises. Sämtliche Feuerwehrfortbildungen seien zudem landkreisweit ausgesetzt. "Oberste Priorität hat die Erhaltung der Einsatzbereitschaft der Wehr. Durch Reduzierung der Kontakte wird das Risiko der Virusverbreitung gemindert", so Kommandant Goertz. Wer sich krank fühle, solle nicht zum Einsatz kommen. Ganz wichtig ist Goertz die Einhaltung der Hygienemaßnahmen wie Hust- und Niesetikette, Abstand halten und das gründliche Händewaschen – gerne einfach mit Wasser und Seife.

Der promovierte Chemiker und Universitätsprofessor weiß, wovon er spricht: "In meiner Zeit in Erfurt und Karlsruhe hatte ich einiges mit Pandemieplanung zu tun. Gerade während der Vogelgrippe vor 15 Jahren. Zu jenen Viren, von denen wir damals bei der Entwicklung von Strategien ausgegangen sind, zeigt der Coronavirus einen vergleichsweise moderaten Verlauf." Goertz sieht den Virus, ganz Naturwissenschaftler, als "interessanten Testfall". Er sei kein Virologe, habe sich aber die vergangenen Jahre viel mit Viren beschäftigt. Obwohl, so gesteht Goertz ein, jeder schwere Verlauf für den Betroffenen natürlich schrecklich sei, solle man nicht in Panik verfallen.