Auf der Baustelle ist einiges los: Seit Donnerstag rollen die Patientenzimmer zur Fertigstellung an. Fotos: Zoller Foto: Schwarzwälder Bote

Celenus Klinik: Anlieferung der Patientenzimmer-Module / Bürgermeister: fantastisches Großprojekt

Blinkende Schwertransporter rollen seit Donnerstag mit Polizeieskorte durch die Stadt Bad Herrenalb. Ein Anblick, der sich in den kommenden Tagen, genau genommen 135 Mal, wiederholen wird.

Bad Herrenalb. Jeder Lastwagen liefert einen 16 Tonnen schweren Baustein für den Neubau der Celenus Klinik in Bad Herrenalb: die Patientenzimmer.

Die Probleme und Anfangsschwierigkeiten der Baustelle mit Aushub und Wetter sind vergessen, denn seit Donnerstag rollen die Patientenzimmer zur Fertigstellung des Neubaus an. "Das ist fünf Tage früher als geplant", erklärt Thomas Schindler, Vorstand der Celenus Kliniken, der freudestrahlend den angekündigten Zeitplan zur Fertigstellung der Klinik bestätigt: "Am 3. November 2020 wird eröffnet."

Das ist eine Bauzeit von nur knapp zwei Jahren. Im Oktober 2018 war der erste Spatenstich für den Neubau auf der Schweizer Wiese in Bad Herrenalb.

Nun wächst das Gebäude rasant. Denn ähnlich wie bei einem Lego Baukasten werden bis Mitte März 135 mobile Patientenzimmer "just in time" geliefert. Auf drei Etagen werden die Zimmer aufeinandergestellt und lassen den Neubau final auf eine Gesamthöhe von rund 17 Metern emporwachsen. "Diese konstruktive Lösung ermöglicht eine produktivere Umsetzung am Bau", erklärt Architekt Simon H. Wimmer vom Architekturbüro Abc-Modul GmbH, der das wirtschaftliche Bausystem für Bad Herrenalb forciert: "Die funktionsorientierten Patientenzimmer sind seriell in einem Holzmassivbau-Konzept gefertigt. Das schafft hochwertigen Wohnraum und schont nicht nachwachsende Ressourcen", so der Architekt, der sichtlich begeistert über die Auslieferung der Patientenzimmer argumentiert: "Am 10. Januar 2020, also vor einem Monat, wurde mit der Produktion der besonders hochwertigen Ausbaustufe begonnen und nun stehen hier schon die ersten zehn Zimmer". Neben der Geschwindigkeit betont Wimmer darüber hinaus die verbesserte CO2-Bilanz am Bau.

Exzellentes Raumklima

Im Gegensatz zu Beton, der ebenfalls per Lastwagen angefahren werden muss und zudem viel Energie bei der Herstellung benötigt, müssen durch die mobilen Patientenzimmer keine weiteren Gewerke anfahren. Die angelieferten Module werden in Österreich gefertigt und sind mit allen anwendungsspezifischen Funktionen, also Bädern, Steckdosen und sogar einem dazu angepassten Balkon, ausgestattet. "Eigentlich müssen wir in die Zimmer nur noch das Bett hineinstellen", erklärt Schindler, der darüber hinaus von einem "doppelten Vorteil" spricht. "Holz ist schnell nachwachsendes Rohmaterial und für hoch sensible psychosomatische Patienten eine Indikation von unschätzbarem Vorteil", so sein Tenor. Dabei spricht er nicht nur den energetischen Aspekt, sondern das exzellente Raumklima an: "Das Wohlfühlklima, so der Tenor von Wissenschaftlern, ist so enorm, dass sogar der Herzschlag nach unten geht, wenn man im Zimmer ist." Verwendet werden kreuzweise angeordnete Brettlagen aus Fichte und Tanne, die auf Grund des doppelwandigen Aufbaus zudem exzellenten Schall- und Brandschutz gewährleisten. Zu Zahlen und Kosten gibt Schindler weiterhin keine Auskünfte: "Es wäre unseriös, jetzt eine Zahl zu nennen, die wir nach Abschluss des Baus korrigieren müssten."

Bei der ersten Lieferung der Patientenzimmer-Module war Bürgermeister Klaus Hoffmann auf der Baustelle präsent. "Ich freue mich, dass ich schon kurz nach meinem Amtsantritt die Gelegenheit habe, ein so fantastisches Großprojekt in Bad Herrenalb zu besuchen." Begeistert betrachtet er das scheinbar "Fliegende Patientenzimmer", das trotz seiner 16 Tonnen Gewicht binnen weniger Minuten vom Schwertransporter aus per Kran auf die korrekte Position im Neubau gehoben wird. "Lange vor meiner Zeit in Karlsruhe war ich bei einer schwedischen Hausbaufirma beschäftigt. Damals haben wir mit vorgefertigten Modulen experimentiert, aber nun ist es spannend zu sehen, wie ein Kubus mit einem Gewicht von 16 Automobilen fast schwerelos durch die Lüfte schwebt und zu einem komplexen Ganzen zusammenwächst."