Hinter diesen Mauern, unter der Straße, befindet sich das Regenüberlaufbecken (RÜB) Adlerplatz, das automatisch geflutet wird, sobald die Musel ansteigt. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Investitionen: Im abfließenden Oberflächenwasser sind zu viele Schmutzpartikel vorhanden

Manch Bad Dürrheimer hat das eine oder andere Hochwasser in Erinnerung, wenn der Keller des Gasthauses Adler volllief und in diesem Bereich das Wasser so hoch auf der Friedrichstraße stand, dass kein Durchkommen war. Um den Wasserabfluss bei solchen Regenereignissen zu steuern, gibt es den Generalentwässerungsplan.

Bad Dürrheim. In diesem Generalentwässerungsplan berechnen die Ingenieure den Wasserabfluss und der beinhaltet eine umfassende Planung in Städten und Gemeinden, wie das Wasser abgeleitet wird. Entweder über die Kläranlage in Bäche und Flüsse oder reines Oberflächenwasser direkt in Naturgewässer. Dies alles muss vom Landratsamt genehmigt sein über die Einleitungserlaubnis. Diese erlischt zum Jahresende 2020 und es gibt etwas zu tun, was auch Geld kostet, das wurde in den Ausführungen von Thomas Brendt im Gemeinderat klar.

Bewertet wurden die Regenrückhaltemengen in den verschiedenen Becken wie Adlerplatz und Luschin und die Einleitungsstellen in die Gewässer. Bad Dürrheim hat 3239 Schächte, die meisten davon sind laut der Aufstellung gut in Schuss, nur bei 17 gibt es mehr oder weniger großen Handlungsbedarf. Doch es gibt eine Stelle, die problematisch ist, und das ist das Gewerbegebiet.

Die Gesamtfracht an Schmutzpartikeln im Bad Dürrheimer Oberflächenwasser müsse reduziert werden, äußerst sich Brendt. Bekanntlich will die Stadt Bad Dürrheim auf der ehemaligen Gebäudefläche Kaufland ein Becken bauen, in dem das Oberflächenwasser bis aus der Ecke Möbel Braun und ATU hineinläuft, dort sollen sich die Schmutzteilchen absetzen und das so gereinigte Wasser in die Kanalisation abgeben. Auch dies ist somit ein Puzzleteil, um dieses Ziel zu erreichen. Doch das ist nicht genug. Des Weiteren benötigt es zwei so genannte Retentionsbecken, das ein im Einzugsbereich des Wassers, das in Richtung Klärwerk Donaueschingen fließt, das andere in dem Einzugsgebiet der Abwasserbeseitigung Kötach, ein genauer Standort wurde noch nicht bestimmt. Letzteres würde nach den ersten Kostenschätzungen rund sechs Millionen Euro kosten, das erste in der Kernstadt rund zwei Millionen. Die Bad Dürrheimer Gemeinderäte zeigten sich nicht sonderlich begeistert ob der Aussagen des Fachmanns. Und es war nur ein schwacher Trost, dass es in anderen Gemeinden teilweise viel schlimmer aussehe und mancherorts ein siebenstelliger Millionenbetrag investiert werden müsse. Die Retentionsbecken, so wie es entstehen sollen, haben eine Sandgemisch als Grund und es wächst Schilf.

Bei der hydraulischen Kanalnetzberechnung, die die Menge überprüft, hatten die Ingenieure laut den Daten ihrer Simulation bei 3219 Schächten keinen Überstau festgestellt, lediglich bei 20 Schächten treten rein rechnerisch Überstauungen auf, sprich das Wasser würde im Ernstfall sich den Weg des geringsten Widerstands suchen und oben aus dem Gullydeckel rauskommen. Nur bei vier sieht man solche Schwachstellen, bei denen die Ingenieure Maßnahmen empfehlen, die zusammen rund 215 000 Euro kosten würden laut ersten Kostenschätzungen. Diese kommen zu den beiden Millionensummen noch dazu. Brendt redete den Gemeinderäten nochmals ins Gewissen: Wenn nur ein Fisch Kiel oben schwimme, würde die Staatsanwaltschaft tätig, warnte er.

Keiner der Gemeinderäte zeigte sich bereit, so ohne weiteres aufgrund dieses Vortrags Geld locker zu machen. Wolfgang Kaiser wollte es genau wissen: Wurden andere Alternativen geprüft auf Durchführbarkeit und Kosten? Brendt bejahte beides. In dem vorgestellten Werk, welches die Gemeinderäte auch zur Verfügung gestellt bekämen, steckten etwa zwei Jahre Arbeit. Brendt versicherte, dass im Zuge der Planerstellung die Alternativen geprüft wurden, Regenüberlaufbecken zu vergrößern oder neu zu bauen oder die Kanäle aufzuweiten wäre um ein mehrfaches teurer.

Schlussendlich stimmte der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag der Stadt zu, in dem die Verwaltung beauftragt wird eine Prioritätenliste zu erstellen und die notwendigen wirtschaftlichsten Maßnahmen mit den Wasserbehörden abzuklären.