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Gemeinderatsfraktionen stehen hinter den Plänen der Luisenklinik

Weiterhin offen ist das Rennen um das Haus Hohenbaden. Die Gläubiger hatten das Angebot der Familie Wahl, welche die benachbarte Luisenklinik betreibt, abgelehnt. Doch gibt es im Gemeinderat großen Rückhalt für eine Erweiterung der Klinik in dem brach liegenden Gebäude.

Bad Dürrheim. Investor Ralf Dickscheid hatte ambitionierte Pläne mit dem Haus Hohenbaden, ein erstklassiges Hotel sollte es werden, schlussendlich musste er für dieses Projekt jedoch Insolvenz beantragen. Die Gläubiger, es sind rund 30 an der Zahl, sitzen auf einem Berg von Schulden, es sollen mehr als zehn Millionen Euro sein. Ein seriöses Angebot kam von Sven Wahl. Er ist geschäftsführenden Gesellschafter der benachbarten Luisenklinik. Dort besteht Erweiterungsbedarf. Dieses Angebot wurde in der Gläubigerversammlung am 18. Mai abgelehnt, sie trafen sich im Villinger Amtsgericht in nichtöffentlicher Sitzung.

Das Angebot Wahls beinhaltete den Kauf des denkmalgeschützten Gebäudes und den Kauf des dazugehörenden Wiesengeländes hinter dem Gebäude-Ensemble, das sich in Richtung Sunthauser Weg erstreckt (Bild: im Hintergrund zwischen den Bäumen ist der rückwärtige Teil Haus Hohenbaden zu sehen, im Vordergrund das Wiesengrundstück). Er hat den Plan, dort eine Wohnbebauung zu realisieren. Diese wurde vom Gemeinderat auch Dickscheid in Aussicht gestellt – nach dem Hotelbau.

Für Klaus Götz, Fraktionssprecher der Freien Wähler, ist die Vermarktung des Gebäudes und der Grundstücke eine Taktik, welche die Fraktion in Frage stellt. Denn: Das Gebäude steht auf einem eigenen Grundstück und die Wiesenfläche sind zwei Grundstücke. Diese könnten auch getrennt voneinander verkauft werden. Es gäbe einen gültigen Bebauungsplan aus dem Jahr 1974, in dem ausdrücklich der Bau eines Kindersanatoriums erlaubt sei.

Ein Kauf durch die Familie Wahl und eine Erweiterung der Luisenklinik wäre der Idealfall, erklärte er. Allerdings sieht man bei den Freien Wählern das Kompensationsgeschäft mit der Wohnbebauung kritisch. Es gäbe im Grunde keine Veranlassung, den bestehenden Bebauungsplan zu ändern.

Fraktionssprecher einig

Was man nicht verstehe: Es sei ein seriöser Interessent da, der einen ordentlichen Preis zahle. Der Gemeinderat und die Stadt seien nicht dazu da, den Verlust der Gläubiger zu minimieren und deren Schaden zu begrenzen. Diese hätten gewusst, für was sie das Geld hergeben und wie die Sicherheiten dafür aussehen.

Heinrich Glunz, Fraktionssprecher der CDU, sieht das Gebäude Hohenbaden als ortsprägend für alle die von Osten her kommen. Der Gemeinderat habe eindeutig erklärt, dass die Situation der Luisenklinik von großer Bedeutung sei und "wir an dem Vorhaben von Herrn Wahl festhalten", erklärt er eindeutig den Standpunkt. Und: "Nach wie vor habe der Gemeinderat die Planungshoheit über das Gelände."

Der Gemeinderat habe zwar wenig Einfluss auf die Verhandlungen, aber: "Bürgermeister Berggötz hat den entsprechenden Auftrag seinen Einfluss gegenüber Insolvenzverwalter, Gläubigern und möglichen Interessenten und Investoren geltend zu machen und die Vorstellung der Stadt zu vertreten und einzubringen." Somit bezieht auch die CDU eindeutig Stellung für die Erweiterung der Luisenklinik in dem Hohenbaden-Gebäude.

Übereinstimmend erklärten alle Fraktionssprecher, dass sie keine direkten Informationen von Insolvenzverwalter Martin Mucha haben. Derya Türk-Nachbauer, Fraktionssprecherin der SPD, stellt sich auch hinter die Pläne Wahls. Es sei der Fraktion bewusst, dass der Erhalt des denkmalgeschützten Hauses ein finanzieller Kraftakt sei, der nur über eine Co-Finanzierung machbar sei. Sie hofft, dass das Haus erhalten bleibt.

In der LBU wäre man froh und glücklich, wenn Herr Wahl den vorderen Teil oder auch das ganze Grundstück bekomme, erklärt deren Fraktionssprecher Wolfgang Kaiser. Die Luisenklinik sei etwas sinnvolles und auch sinnvoll für die Stadtentwicklung. "Es ist eine hochkomplexe Sache." Eine Umwandlung der Wiese wäre jedoch "nicht unbedingt der sehnlichste Wunsch" der Fraktion.

Andrea Kanold, Fraktionssprecherin der FDP, sieht die Priorität im Haus, bevor man eine Entscheidung für die Grünfläche fällt. "Wie das finanziell gemacht wird, ist Sache zwischen den Playern." Man könne keinen Einfluss auf die Preise nehmen. Doch gibt es die eindeutige Aussage: "Wenn Herr Wahl sagt, er will es übernehmen, dann unterstützen wir das voll, weil er auch ein örtlicher Unternehmer ist", betont Andrea Kanold.