Einen Überfall mitzuerleben, das wünscht Benjamin Albrecht keinem. Foto: Schwenk

Mc Donald's Schichtleiter Benjamin Albrecht schildert, wie er bewaffneten Überfall erlebte. Mit Video

VS-Schwenningen/Bad Dürrheim - Sonntagfrüh, kurz nach 1 Uhr. Im Bad Dürrheimer Mc Donald's neigt sich eine ganz normale Spätschicht dem Ende zu. Die Mitarbeiter machen sauber, bereiten die Filiale auf den nächsten Tag vor. Schichtleiter Benjamin Albrecht sitzt im Büro. Kassensturz. Plötzlich ist da diese Stimme hinter seinem Rücken: "Geld her." Albrecht dreht sich um - und blickt in den Lauf einer Waffe.

"Geld her", wiederholt der Räuber seine Forderung. In Albrechts Kopf überschlagen sich die Gedanken. Dass in Extremsituationen das Leben vor dem geistigen Auge an einem vorbeizieht, ist nicht nur hohles Gerede - das weiß der 28-Jährige jetzt. Dennoch sagt Albrecht: "Ich selber war mir in diesem Moment egal. Da war nur noch die Angst um die Kollegen." Wie die Situation entschärfen? Die Mitarbeiter aus der Schusslinie bringen? Der Schichtleiter reagiert, wie von seinem Arbeitgeber empfohlen: Er gibt den Tätern, was sie verlangen.

Täter entkommen unerkannt

Denn der Maskierte, der seine Waffe auf Albrecht richtet, ist nicht allein. Insgesamt drei Täter überfallen in dieser Nacht das Fast-Food-Restaurant. Sie warten ab, bis die Filiale geschlossen hat. Ihre Stunde schlägt, als einer der Mitarbeiter den Müll nach draußen bringt. Unter vorgehaltener Waffe dringen sie in das Gebäude ein, halten die Angestellten in Schach und bahnen sich ihren Weg ins Büro. Keine fünf Minuten später, schätzt Albrecht, ist der Spuk vorbei. Die Räuber entkommen unerkannt, eine sofort eingeleitete Ringfahndung der Polizei läuft ins Leere. Ihre Beute: rund 2000 Euro. Auch Albrechts Smartphone lassen die Täter mitgehen.

Albrecht: "Ich wünsche so was echt keinem"

"Ich wünsche so was echt keinem. Nicht mal meinem ärgsten Feind", sagt Albrecht. Einige Tage nach dem Überfall sitzt der Schichtleiter auf einer Bank in der Schwenninger Innenstadt. Er wirkt mitgenommen, aber gefasst. Und er hat Klarstellungsbedarf. In den sozialen Medien hat der Überfall nämlich eine kontroverse Debatte ausgelöst. Auch auf unseren Facebookseiten Schwarzwälder Bote und Schwarzwälder Bote Villingen-Schwenningen kommentierten die User eifrig. Viele zeigen Mitgefühl mit den Angestellten. Andere jedoch fachsimpeln lieber über den schlecht gewählten Zeitpunkt des Raubüberfalls. Der Tenor: Die Täter seien einfach "dumm", für die paar Kröten eine Gefängnisstrafe zu riskieren. Das Fazit: "Hätten die einen Supermarkt an Weihnachten oder Silvester überfallen, hätten sie ein Vielfaches davon." Für wieder andere sind die schlimmesten Minuten in Albrechts Leben anscheinend eine Mordsgaudi. "Da hatte aber einer Hunger", frotzelt ein User und postet dahinter ein Smiley.

Kommentare wie diese stoßen Albrecht sauer auf. In den Lauf einer Waffe zu blicken sei schließlich alles andere als ein Spaß, sagt er. Die Gedankenlosigkeit mancher Kommentatoren empfinde er als Demütigung. "Dass die Leute so etwas schreiben, das macht mich wirklich sauer." Runterziehen lassen wolle er sich davon aber nicht, sagt der Schichtleiter. Auch nicht von dem Raubüberfall - die Täter, meint Albrecht, sollen keine Macht über sein Leben bekommen. Seit Donnerstag arbeitet Albrecht wieder. Er brauche die Ablenkung, sagt er.