Wohnungsbau: Genossenschaft informiert

Bad Dürrheim. Hoch interessante Informationen erhielten Bürgermeister Berggötz und der Bau- und Wohnungsbaupolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Chris Kühn, bei einer Führung der Baugenossenschaft Familienheim durch deren geschäftsführendes Vorstandsmitglied Sebastian Merkle.

Es wurden sowohl die bereits seit längerem fertiggestellten preisgünstigen Microlofts in der Hammerbühlstraße als auch die im Bau befindlichen Mietwohnungen in der Luisenstraße besichtigt. Merkle und der Aufsichtsratsvorsitzender Berthold Frisch sowie Finanzvorstand Renner machten deutlich, dass die Baugenossenschaft seit 70 Jahren ein Interesse an funktionierenden Quartieren habe und diese langfristig mit Sozial-, Quartiers-, und Inklusionsarbeit unterstütze. "Unser Interesse endet nicht mit der Fertigstellung der Wohnungen. Dies zeigt sich daran, dass wir allein dieses Jahr wieder 4,1 Millionen Euro in unsere Bestände, Außenanlage und Quartiere investieren." Damit würden die Gewinne fast vollständig wieder reinvestiert und so den Mietern zugute kommen. Von Wohnungsbaugesellschaften würden Gewinne dagegen in der Regel an Anteilseigner ausgeschüttet werden.

Außerdem, so Merkle seien Genossenschaften die "gelebte Mietpreisbremse". So sparen im Vergleich zum Mietspiegel VS die Mieter einer 70 Quadratmeter Wohnung bei der Familienheim durchschnittlich 99 Euro jeden Monat an Miete. Bei aktuellem Mietenwachstum wachse dieser Vorteil sogar noch rascher an, da Baugenossenschaften ihre Mieten nicht so stark erhöhten. "Um diese sinnvolle Arbeit fortsetzen zu können brauchen Baugenossenschaften die Unterstützung der Kommunen und der Politik", so Merkle.

Bürgermeister Berggötz und MdB Kühn zeigte sich hierfür sehr aufgeschlossen. In Zeiten rarer Grundstücke werde derzeit oft nur nach dem Höchstprinzip verkauft und so seien diese für Genossenschaften, die ihre Kaufpreise erst nach Jahren amortisieren durch die Mietpreise können, oft kaum finanzierbar. Merkle wünsche sich daher einen Verkauf kommunaler Grundstücke nur nach Konzeptvergabe an Bestandserhalter, die sich dann verpflichten müssten langfristig Mietwohnraum zu erhalten.

Den Stellplatzschlüssel von ein bis zwei Plätzen pro Wohnung sieht er langfristig als unsinnigen Kostentreiber. Zukünftige Mobilität müsse viel stärker auf einen verbesserten Öffentlichen Personennahverkehr orientiert sein.

Zu den Wohnprojekt in Bad Dürrheim wurde deutlich, dass hier vor allem Nachfrage nach kleineren Mietwohnungen herrsche. Aus dem ökologischen Blickwinkel sei außerdem eine verdichtete Bebauung mit Geschosswohnungsbau zur Reduzierung des Flächenverbrauches sinnvoll. Dies ist gerade mit den Microlofts sehr gut gelungen. So wird der dortige Innenhof über der Tiefgarage von den Bewohnern sehr gerne als Begegnungsstätte genutzt und soll durch Bänke noch aufgewertet werden.