Ein positives Beispiel zeigen die Beauftragte für Menschen mit Behinderung, Inge Teichert, (rechts) und Landtagsabgeordneten Martina Braun (Grüne) bei ihrem Stadtspaziergang. Foto: Teichert Foto: Schwarzwälder Bote

Behindertenbeauftragte: Ein Spaziergang durch die Kernstadt mit offenen Augen und Ohren

Zu einem "barrierefreien Stadtspaziergang" durch die Kernstadt traf sich die Beauftragte für Menschen mit Behinderung, Inge Teichert, mit der Landtagsabgeordneten Martina Braun.

Bad Dürrheim. Der Spaziergang führte vom Rathausplatz über den Großparkplatz hinter dem Rathaus durch die Friedrichstraße als Spielstraße bis zur katholischen Kirche und zurück. "Wir sprachen über mangelhafte oder fehlende Beschilderung zum barrierefreien Eingang des Rathauses", teilt Inge Teichert mit.

Für Bürger gibt es Probleme bei der Teilnahme an Sitzungen des Gemeinderats in einem Raum, der im Gebäude über 25 Treppenstufen erreichbar ist. Die fehlende taktile Wegführung für Sehbehinderte zum Rathaus und die kontrastarme Farbe der Pfosten vor den Rathäusern, die für Sehbehinderte als nur "grau in grau" erkennbar sind, wurden angesprochen. Schockiert war Braun über den starken Verkehr in der Friedrichstraße als eigentlich verkehrsberuhigter Bereich. Sie fragte nochmals nach, ob dies wirklich eine Spielstraße und tatsächlich keine 30er-Zone sei. Sie wunderte sich über die vielen Falschparker, die außerhalb der Parkflächen kreuz und quer auch in Zufahrten oder Hauseingängen parkten.

Die ausgeschilderten Behindertenparkplätze in der Friedrichstraße erkannte Braun auf den ersten Blick als viel zu schmal und griff sofort Teicherts Vorschlag dazu auf, aus drei Parkplätzen je zwei echte Behindertenparkplätze zu machen. "Mangelnde Sensibilität, den Menschen mit Behinderung gegenüber, beklagten auch interessierte Bürgerinnen, mit denen wir ins Gespräch kamen", berichtet Teichert. Sie erzählten, dass ihnen die Problematik der Barrierefreiheit in Bad Dürrheim selbst erst klar geworden sei, durch die Pflegebedürftigkeit eines eigenen Elternteils. Es kam ein Rollator oder Rollstuhl zum Einsatz und das sei "ganz schön anstrengend, gewesen und in die Knochen gegangen. Dazu sehr problematisch und zeitaufwändig."

Positive Beispiele, wie den barrierefreien Eingang zu Dessous-Mode Conny Brix oder zur Bäckerei Fischerkeller wurden freudig registriert. "Leider bilden sie in der Haupt-Einkaufstraße Bad Dürrheims noch die Ausnahme", meint Teichert. "Als äußerst problematisch stellt sich die Situation am Ende der Spielstraße, vor der katholischen Kirche dar." Die Ausfahrt aus der Friedrichstraße als untergeordnete Straße werde oft nicht erkannt oder ignoriert. "Der gesamte Kreuzungsbereich ist oft ein regelrechtes Chaos", meint die Behindertenbeauftragte. "Das birgt gerade für die querenden Fußgänger ein extrem hohes Gefahrenpotenzial."

Mit einer Tasse Kaffee beendeten Inge Teichert und Martina Braun ihren Spaziergang und kamen zu der Einsicht, dass viele Veränderungen zum Wohle der Menschen mit Behinderung mit geringem Aufwand und geringen Kos ten verbessert werden können.