Das Jugendhaus Bohrturm ist noch geschlossen. Für eine Öffnung müssen weitere Lockerungen her. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Jugendliche vermissen Bohrturm / Online-Betreuung stößt nur teilweise auf positive Resonanz

Seit Wochen ist das Jugendhaus Bohrturm aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Die Jugendlichen der Stadt Bad Dürrheim vermissen den Ort, an dem sie sich unbehelligt mit ihren Freunden treffen können. Wann das Jugendhaus wieder öffnen kann, ist unklar.

Bad Dürrheim. In den vergangenen Wochen fanden die Kontakte zu den Jugendlichen zunächst ausschließlich online statt, dann kamen die ersten Lockerungen. Die Online-Betreuung sei allerdings nur teilweise auf positive Resonanz gestoßen, berichtet Stadtjugendpfleger Christoph Lauer.

Manchen Jugendlichen sei die Betreuung via Whatsapp oder Facebook zu unpersönlich gewesen. Diese hätten sich, sobald es wieder möglich war, lieber persönlich unter Einhaltung des Abstandes mit einem Betreuer getroffen. Die Jugendlichen berichteten unter anderem von der aktuellen schulischen Situation. Für viele sei es schwer trotz des Online-Unterrichts mitzukommen, andere können, jetzt wo wieder in den Schulen unterrichtet werden darf, den Unterricht aufgrund von Vorerkrankungen gar nicht besuchen.

"Den Jugendlichen fehlt das Jugendhaus enorm", erklärt Lauer. In der Öffentlichkeit werden die Jugendlichen ständig kontrolliert, fühlen sich beobachtet und überwacht. Darüber hinaus sei das Jugendhaus auch das einzige Angebot in dieser Form in Bad Dürrheim. Den Jugendlichen fehle ihr Ort, an dem sie sich unbehelligt mit Freunden treffen könnten, wo sie nicht stören und häufig belehrt werden.

In Bezug auf die Pandemie und die damit verbundenen Lockerungen hätten die Jugendlichen ambivalente Meinungen. "Die einen finden die Maßnahmen gut, anderen kann es nicht schnell genug gehen, dass wieder etwas Normalität einkehrt", erklärt der Stadtjugendpfleger. Doch darin, dass das Angebot des Jugendhauses fehlt, seien sich alle einig.

Die abrupte Schließung sei für die Jugend ein krasser Bruch gewesen, manche hätten sich vor den Kopf gestoßen gefühlt. "Auch für die Mitarbeiter des Bohrturms fühlt sich die Situation seltsam an", sagt Lauer. Zwar sei nun Zeit, um Liegengebliebenes aufzuarbeiten oder nötige Reparaturen und Grundreinigungen zu erledigen, aber das Jugendhaus fühlt sich komisch leer an und der direkte Kontakt zu den Jugendlichen fehle auch hier.

Öffnen dürfen die Jugendhäuser laut Kultusministerium ab dem 2. Juni, allerdings gibt es dafür nur "sehr krasse Maßnahmen", die so in Bad Dürrheim gar nicht umgesetzt werden können. "Ich hoffe, dass wir das Jugendhaus am 14. Juli wieder öffnen können", betont Lauer. Denn bis dahin ist die aktuelle Verordnung gültig.

Betreut werden darf nämlich bisher nur in festen Gruppen, die Erarbeitung eines Hygienekonzepts ist erforderlich und pro Person muss eine Fläche von zehn Quadratmetern zur Verfügung stehen. Für das Jugendhaus Bohrturm würde das bedeuten, dass sich lediglich fünf Jugendliche gleichzeitig in den Räumlichkeiten aufhalten dürfen. "Ich will nicht entscheiden, wer diese fünf sind", erklärt Lauer. "Ich hoffe auf ganz, ganz starke Lockerungen."

Stephanie Sommer ist mittlerweile nicht mehr als Stadtjugendpflegerin in Bad Dürrheim tätig, teilte Lauer außerdem mit. Ihre Stelle soll in Kürze mit der Hälfte des Umfangs ausgeschrieben und dann neu besetzt werden.