Grund zu jubeln hat in Bad Dürrheim gerade kaum jemand. Die Kurstadt ist von der Coronakrise schwer getroffen. Nicht nur das Solemar (Bild) ist geschlossen, auch die Übernachtungsbetriebe und die komplette Wertschöpfungskette leiden darunter. Foto: Kienzler Foto: Kienzler

Corona-Krise: Kliniken fordern dringend politische Unterstützung / Kurzarbeit bei Kur- und Bäder GmbH

Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen die Tourismusbranche hart. Auch Bad Dürrheim, als eine der größten Tourismus- und Gesundheitsdestinationen der Region, ist unmittelbar und in hohem Ausmaß von der unvorhersehbaren Geschwindigkeit dieser Krise und deren weitreichenden Auswirkungen betroffen.

Bad Dürrheim. Aufgrund der dringenden Empfehlung des Gesundheitsamtes vom 15. März sowie der offiziellen Verordnung der Landesregierung vom 16. März hat die Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim das Wellness- und Gesundheitszentrum Solemar seit Montag komplett geschlossen. Auch das Kurhaus hat nach erfolgten Absagen aller internen und externen Veranstaltungen sowie den in der Landesverordnung definierten Auflagen für öffentliche Einrichtungen sowie Speisegaststätten bereits geschlossen. Die Landesregierung hat ein Außerkrafttreten dieser Verordnung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus zum 15. Juni vorgesehen. Vorbehaltlich eventueller momentan nicht einschätzbarer Verkürzungen oder Verlängerungen der Regierungsverordnung, werden die Einrichtungen der Kur- und Bäder nach heutigem Stand somit bis zu diesem Datum geschlossen bleiben, darüber informierte sie am Freitagabend in einer Pressemitteilung. "Aufgrund der behördlichen Anordnungen sowie der wirtschaftlichen Einbrüche im Rahmen dieses unabwendbaren Ereignisses, sahen wir uns, wie viele andere Unternehmen auch, gezwungen, für unsere Mitarbeiter im Zeitraum vom 16. März bis zum 15. Juni Kurzarbeit anzumelden", so Geschäftsführer Markus Spettel. Da alle Umsatzbereiche nahezu auf null heruntergefahren sind, wird die Kur- und Bäder lediglich noch Notgruppen einrichten, die auch während der Kurzarbeitsphase unabkömmlich sind. Diese müssen gebildet werden zur Sicherstellung des Werkschutzes, Vermeidung von Schadensfällen, zur Aufrechterhaltung notwendiger Betriebsabläufe, insbesondere in den Bereichen Technik, Personal und Buchhaltung, sowie zur Gewährleistung und Aufrechterhaltung der internen und externen Unternehmenskommunikation gegenüber Mitarbeitenden, Einwohnern und Gästen.

"Bei aller aktuell dringend gebotenen körperlichen Distanz, heißt es für uns jetzt umso mehr, dafür moralisch und solidarisch eng zusammenzustehen, um diese schwierige Zeit gemeinsam zu bewältigen. Gerade auch deshalb bin ich sehr stolz auf unser gesamtes KuBä-Team. Es hat mich tief beeindruckt, wie verständnisvoll und kooperativ diese für uns unvermeidbare Entscheidung von allen aufgefasst wurde. Unser erklärtes Ziel ist es, dass jeder einzelne Arbeitsplatz erhalten bleibt", so Spettel weiter.

Reha-Einrichtungen und Akut-Kliniken Seite an Seite

Auch die Kliniken sind von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. Laut einem am 17. März zwischen Bund und Ländern erarbeiteten "Grobkonzept Infrastruktur Krankenhaus" sollen Reha-Einrichtungen in Deutschland auf-, aus- und umgerüstet werden, um für die zahlreichen leichteren Behandlungsverläufe von Corona-Erkrankten zusätzliche Kapazitäten aufzubauen. Dies sei sinnvoll und versetze Deutschland in eine grundsätzlich bessere Position als andere Länder, die nicht über eine breit gefächerte Infrastruktur an Reha-Kliniken verfügen, so Spettel. Nachdem die Auslastungen in den Reha-Einrichtungen in Folge der Corona-Krise zum Teil drastisch sinken, können diese Kapazitäten auch genutzt werden. Dafür sei es aber unabdingbar, dass der finanzielle Schutzschirm, der derzeit für die Krankenhäuser erarbeitet wird, auf die Reha-Kliniken ausgeweitet wird. "Als Rehabilitationseinrichtungen stehen wir den Akut-Häusern sowie den Patienten in dieser schweren Situation gerne zur Seite. Die Politik ist allerdings dringend gefordert, die finanziellen Rahmenbedingungen dafür unverzüglich zu schaffen", so Joachim Limberger, Sprecher des Klinikforums Bad Dürrheim, zu aktuellen Situation.

Aufgrund des seit Mittwoch dieser Woche geltenden ausdrücklichen Verbots der Landesregierung von gewerblichen Übernachtungsangeboten zu touristischen Zwecken, sind nun auch die Übernachtungsbetriebe in Bad Dürrheim nach der anfänglich erfolgten Stornierungswelle inzwischen zu großen Teilen geschlossen. Nach derzeitiger Verordnung sind lediglich noch notwendige Übernachtungen erlaubt.

Komplette Wertschöpfungskette ist betroffen

Die Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette des Ortes sind in ihrem vollen Ausmaß noch nicht definierbar aber sie werden, vermutet man, sehr groß sein. "Nach einem erneuten touristischen Rekordjahr im Jahr 2019 und einem ebenso positiven Start Anfang dieses Jahres stehen wir nun vor leeren Häusern und Betten. Das tut immens weh, auch wenn der Grund dafür auf höherer Gewalt resultiert", so Spettel.

"Die getroffenen Entscheidungen sind angesichts der sozialen Verantwortung und des obersten Gebots zum Schutze unserer aller Gesundheit die richtigen. Es gilt nun aber umso mehr, die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Auswirkungen für die betroffenen Betriebe nicht nur abzufedern, sondern in hohem Umfang aufzufangen und den Betrieben hierfür die von der Politik angekündigten Mittel unbürokratisch und schnell bereitzustellen. Es ist jetzt wichtig, den Kampfgeist zu bewahren und weiterhin nach bestem Wissen und Gewissen zu versuchen alles in die richtigen Wege zu leiten", so Spettel. Angesichts der sich täglich ändernden Entscheidungsgrundlagen und Voraussetzungen sei dies eine enorme Herausforderung für alle Verantwortlichen und Beteiligten. "Es heißt daher wachsam zu bleiben, auf Sicht zu fahren und zu versuchen so agil als möglich zu bleiben, um auf alles was da kommt schnellstmöglich reagieren zu können", so Spettel zum derzeitigen Stand.