Unbekannte haben die große Plakatwand der Mooslochhexen mit dem Spruch: "Asylflut stoppen" beschmiert. Foto: Ortsverwaltung

Auf Werbebanner steht: "Asylflut stoppen." Ortsvorsteher stellt Anzeige wegen Volksverhetzung. Schriftzug umgehend entfernt.

Bad Dürrheim-Biesingen - Entsetzt ist Ortsvorsteher Stephan Klemens über einen Schriftzug, der sich gegen Asylbewerber richtet und vermutlich in der Nacht zum Samstag von bislang Unbekannten auf ein Werbebanner der Mooslochhexen gemalt wurde.

Die ganzjährig auf einer Wiese in der Nähe des Kreisverkehrs bei Biesingen stehende etwa zwei mal drei Meter große Plakatwand der Mooslochhexen diente dem oder den Tätern als Fläche für ihren aufgemalten Spruch: "Asylflut stoppen."

Am Samstagmorgen erhielt Klemens einen Hinweis von einer aufgebrachten Nachbarin, die den asylbewerberfeindlichen Schriftzug entdeckt hatte. Sogleich machten sich Klemens und die Nachbarin daran, die Plakatfolie zu entfernen, die nun als Beweismitteln in der Garage des Ortsvorstehers liegt. Er möchte sie der Polizei zukommen lassen und Anzeige wegen Volksverhetzung stellen.

Von den Mooslochhexen wisse er, dass sie über den angerichteten Schaden "stinksauer" seien. Mit einigem Zeitaufwand müssten diese nun die Plakatwand wieder herrichten. Sie wollten nun Anzeige wegen Sachbeschädigung stellen.

Der kleinste Ortsteil Bad Dürrheims beherbergt seit vergangenen Herbst sieben Asylbewerber aus Sri Lanka. Es handelt sich um Tamilen, die nach eigener Aussage um Leib und Leben in ihrer Heimat fürchteten und deshalb Asylantrag in Deutschland stellten. Die Unterbringung der sieben Männer in Biesingen sei von der Stadtverwaltung zuvor mit der Ortsverwaltung abgesprochen worden, erklärt Klemens. Von Seiten des Ortschaftsrates und der Vereinsvorstände sei grünes Licht für das Vorgehen gegeben worden, die Flüchtlinge in Biesingen aufzunehmen.

Asylbewerber haben teilweise Arbeit gefunden

Von Seiten der Leiterin des Fachbereichs Soziales in der Stadtverwaltung, Sibylle Baumeister, wurde die offene Haltung der Biesinger gelobt und wie gut die Integration der Asylbewerber dort funktioniere. Klemens bestätigt, dass gerade vor Weihnachten Einwohner die Flüchtlinge eingeladen hätten. Das Miteinander werde gepflegt. Alle sieben Asylbewerber seien "sehr nett" und würden außerdem im Ort gar nicht weiter auffallen.

Sie seien auch "nicht faul", sondern arbeiteten alle, zum Teil beim Bauhof der Stadt. Klemens hofft nun, dass Biesingens Ruf als freundliches und offenes Dorf nicht beschädigt wird und dass sich so etwas nicht wiederholt. Er selbst ordnet die Tat Menschen zu, die "dumm, ignorant und feige" seien. "Ich weiß nicht, vor was solche Leute Angst haben?", hinterfragt Klemens einen solchen, für ihn unerklärlichen Vorgang.

Möglicherweise steht die asylbewerberfeindliche Schmiererei auf einem Plakat in Biesingen in der Nacht auf Samstag in Verbindung mit rechtsextremem Gedankengut. Wie Ortsvorsteher Stephan Klemens gestern von Einwohnern erfahren hat, wurden wohl ebenfalls in der Nacht auf Samstag im Ort NPD-Flyer verteilt. Vielleicht seien beide Aktionen dem gleichen Täter zuzuordnen. Da er, Klemens, in Biesingen niemanden kenne, der in dieser Partei tätig sei, vermutet er, dass der oder die Täter eher von außerhalb kommen.