Michael Neuenhagen (von links) von der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen GmbH gestaltet zusammen mit Manfred Kraft vom Imkerverband sowie Kathrin Schwab vom Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen und Patrick Willmann von der Kurgärtnerei den Themenabend "Bad Dürrheim blüht auf – für eine große Artenvielfalt". Foto: Klatt Foto: Schwarzwälder Bote

Insekten: Jeder kann auf Balkon und im Garten etwas für Bienen tun

Dramatisches Insektensterben bedroht Artenvielfalt bei Flora und Fauna. "Bad Dürrheim blüht" ist ein Projekt für Insektenfreundlichere Gärten. Ein Themenabend informierte darüber.

Bad Dürrheim. Mit drastischen Worten konnte der Obmann für Bienenweide im Landesverband Badischer Imker, Manfred Kraft, die dramatische Entwicklung beim Artensterben anlässlich eines Themenabends zum Projekt Blühendes Bad Dürrheim verdeutlichen. Fallen die Bienen aufgrund fehlender Lebensgrundlagen aus, müssen zukünftig – wie in den 1970er Jahren in China – die Apfelbäume während der Blütezeit durch menschliche Hand per Pinsel bestäubt werden.

Zusammen mit Kathrin Schwab vom Gemeindeverwaltungsverband Donaueschingen und Patrick Willmann von der Kurgärtnerei der Bäderstadt erkundigte sich eine erkleckliche Anzahl von Interessierten über die Möglichkeiten, insekten- und bienenfreundlicher Bepflanzung von Gärten und Balkonen. Der Bienenfachmann dokumentierte anhand von wissenschaftlich untermauerten Studien, dass Artenvielfalt und der Anteil von Dauergrünfeldflächen in direktem Zusammenhang stehen. Fehlt in der oberirdischen Nahrungskette ein Glied, so gerät das natürlich Gleichgewicht aus den Fugen. Wenn Wildbienen bestimmte Blütenarten nicht zur Verfügung stehen, sterben sie binnen kürzester Zeit aus. Honigbienen sind nicht auf bestimmte Blüten angewiesen, wenn aber auch hier nur noch wenige Blüten zur Verfügung stehen, wird das Bestäuben von Nutzpflanzen zum Problem. Kritisch sieht Kraft auch die frei verkäuflichen Pflanzenschutzmittel in der Hand von Hobbygärtnern. Ein Drittel aller Gebinde ist nämlich bienengefährlich und dezimiert deren Bestände erheblich.

Seit dem sich die Landwirtschaft markwirtschaftlichen Anforderungen unterordnen muss, sind 98 Prozent aller Heuwiesen verschwunden und damit auch der Lebensraum aller ursprünglichen Wiesenbewohner. "Dem entgegenzuwirken ist jeder Bürger gefordert", fordert der Fachmann. Wer den Mut habe, in seinem Garten auch Wildkräuter, Brennnesseln und andere Blüher stehen zu lassen, diene der Umwelt und den Bienen in besonderem Maße.

Den zweiten Teil des Abends bestritt die Agraringenieurin Kathrin Schwab unter dem Motto "Der letzte Schrei – Schotterwüste!" und setzte mit wertvollen Tipps deutliche Akzente gegen den jüngsten Trend unzähliger Vorgärten: Schotter und bienenunfreundliche Pflanzen. Mit einer großen Vielfalt von blühenden Pflanzen in den Gärten oder auf Balkonen könne jeder seinen Beitrag gegen den Niedergang der Artenvielfalt leisten. Anhand zahlreicher Bildfolien schlug sie einen weiten Bogen von den Frühblühern bis hin zu den Spätblühern gegen Ende des Sommers. Wer neue Pflanzen in seinen Garten holt, möge beim Kauf darauf achten, dass diese auch als bienenfreundlich ausgewiesen sind.

Zum Ende des Abends gelang es Patrick Willmann von der Kurgärtnerei mit konkreten Beispielen – er hatte einige bepflanzte Blumenkästen mitgebracht – das Thema praxisnah abzurunden. Allenthalben findet man in Bad Dürrheim den Silbersommer als Staudenensemble, das nicht nur den Augen schmeichelt sondern dessen Blütenpracht auch für Insekten und damit der Artenvielfalt einen gehörigen Dienst erweist.