Am Mittwoch, 24. Januar, lässt der Investor Casim Ucucu den Abriss am Irma-Gebäude einstellen. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Irma-Gebäude: Für vier Millionen Euro kann die Stadt oder jemand anderer das Areal kaufen

So wie es aussieht hat der Investor Casim Ucucu keine große Freude mehr an dem Projekt Irma. Das Wasserwirtschaftsamt fordert die Offenlegung der Stillen Musel, ohne gibt es keine Baugenehmigung. Ucucu lässt die Abrissarbeiten am 24. Januar einstellen.

Bad Dürrheim. Eine halb abgerissen Kurklinik "ziert" künftig die Innenstadt Bad Dürrheims, und der Investor versucht, Druck auszuüben. Waren es im vergangenen Jahr unnötig eingeschlagene Fenster durch den Bagger, wird er nach eigenen Angaben am Mittwoch, 24. Januar, den Abriss einstellen. Anfang dieser Woche werden noch Verkehrssicherungsmaßnahmen gemacht, danach der Bagger abransportiert. Er will, dass sich Landratsamt und Stadt einigen und sich eindeutige äußern, was sie von ihm wollen.

Seinen Angaben zufolge erklärte ihm der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Michael Koch, vergangene Woche eindeutig, dass eine Offenlegung ein Muss sei, ohne gäbe es keine Gehnehmigung. Die Forderung kommt daher vom Landratsamt, die Stadt forderte die Offenlegung zu keinem Zeitpunkt.

Rechts und links des Fließgewässers gehören jeweils 70 Zentimeter der Stadt, die Musel hat auf den 85 Metern eine Tiefe zwischen zweieinhalb und sechs Metern. Die Kosten für eine Offenlegung sind nicht bekannt, 85 Prozent würde jedoch das Land übernehmen, den Rest muss die Stadt zahlen. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes gab dem Investor gegenüber die Auskunft, dass das Geld auf jeden Fall da sei. Für Ucucu ist es absolut unverständlich, dass das Amt nicht von Anfang an sagte, dass es auf eine Öffnung des Bachs bestehe, da es keine gesetzliche Verpflichtung gebe.

Dass eine Einigung lange dauern kann, sah man bei dem Neubau auf dem Gelände der Scheffelvilla in der Luisenstraße. Dort hat ein anderer Investor das Grundstück und ein Nachbargrundstück gekauft, auf dem eine Quelle entspringt. Die Einigung dauerte Monate, der Investor begann die Abrissarbeiten jedoch erst nach der Einigung mit den Behörden.

Die Stadt verlangte in ihrem vorhabenbezogenen Bebauungsplan keine Freilegung der Stillen Musel. Stadtbaumeister Holger Kurz hatte zusammen mit dem Duo Ucucu-Rebholz ein Konzept entwickelt, bei dem der Weg über die Terrasse des geplanten Restaurants führt, die sich über die verdolte Musel hinweg erstrecken sollte hin zur evangelischen Kirche. Laut Ucucu hätte die Stadt somit auch Geld gespart, beispielsweise für die Sanierung der Brücke. Ältere Bad Dürrheimer können sich nicht erinnern, wann der Bach an dieser Stelle nicht verdolt war.

Sollte das Wasserwirtschaftsamt wirklich auf die Entfernung der Verdolung bestehen, stehe man nicht gleichzeitig in Zugzwang, eine Renaturierung des Gewässers durchzuführen, erklärt Stadtbaumeister Holger Kurz auf Anfrage. Zusätzlich erklärte er sinngemäß: Egal wie im Vorfeld die Aussagen des Wasserwirtschaftsamt ausfielen, es gebe immer ein Restrisiko, da erst aufgrund des Plans entschieden werde. Im weiteren Ablauf kann die Stadt nochmals detailliert ihre Argumente anbringen, warum die Öffnung des Bachlaufs im Bebauungsplan nicht gefordert wurde und man dies auch nicht als erforderlich sehe. Wie ein zeitlicher Ablauf allerdings aussehen wird, konnte Holger Kurz nicht sagen.

Casim Ucucu sagt zwar selbst, dass es in jedem Bauprojekt Höhen und Tiefen gebe, aber er scheint die Freude an dem Projekt Irma verloren zu haben. Für vier Millionen Euro sei er bereit, das Gelände zu verkaufen, egal an wen. Ob an einen Investor oder an die Stadt.

Zudem warf er der IG Pro Bad Dürrheim vor, auf ausländerfeindliche Weise gegen ihn gehetzt zu haben und bezieht sich unter anderem auf eine Aussage eines Besuchers der Infoveranstaltung, der jedoch kein Mitglied der IG ist. Dem widersprechen Annerose Knäpple und Miriam Steup von der IG und nennen die Behauptung aus der Luft gegriffen. Es handle sich um eine Niederschrift. Diese wurde von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem damaligen Diskussionsleiter Henner Lamm angefertigt.

Ein Stopp der Arbeiten und ein Verkauf des Geländes sieht man jedoch als "eine große Chance, ein neues Bebauungskonzept mit einem anderen Investor zu entwickeln, der bereit ist, die Stille Musel zu renaturieren und eine den örtlichen Verhältnissen besser angepasste Architektur zu realisieren." Kein Argument gegen die Renaturierung sei es, dass die Musel ab dem Hotel Soleo verdolt ist, auch hier bestehe die gesetzliche Plficht zur Renaturierung des Gewässers. Wenn sich die Gelegenheit zur Renaturierung biete – wie beim Neubau der Irma – müsse sie ergriffen werden.