Dieses Team steht hinter der Entwicklung der multimodalen Schmerztherapie, namentlich als führende Köpfe sind dies (von links) Achim Bechtold, Leiter des Schmerztherapiezentrums Villingen-Schwenningen; Klinikchef Joachim Limberger, Psychotherapeut Erich Burrer und der Chefarzt der Kurklinik Limberger, Herber Wölfl. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: In der Kurklinik Limberger gibt es seit diesem Jahr eine multimodale Schmerztherapie

Bad Dürrheim (wst). Die Kurklinik Limberger geht mit zwei Kooperationspartnern neue Wege in der Behandlung chronischer Schmerzen. Die ersten zwölf Reha-Patienten befinden sich in Behandlung, und für die Verantwortlichen gibt es erste Erfolge.

Rund zwei Jahre arbeitete man an einer ganzheitlichen, im Fachjargon multimodal genannten Therapie. Die Idee dazu entstand aus den Beobachtungen in der Praxis und aus der Notwendigkeit heraus. Die Partner der Kurklinik Limberger sind bei dem Konzept Achim Bechtold, Inhaber des Schmerztherapiezentrums in Villingen-Schwenningen, und der Psychotherapeut Erich Burrer aus Bad Dürrheim. Zusammen mit dem Herbert Wölfl, dem Chefarzt der Kurklinik, und einigen anderen Fachleuten aus Orthopädie und Ernährungswissenschaft entwickelten sie diese multimodale Schmerztherapie.

"Wir haben den Anspruch, unsere Patienten umfassend und kompetent zu betreuen", erklärt Wölf. Denn: Chronische Schmerzen sind für viele Patienten der Kurklinik seit Jahren Wegbegleiter, für manche sogar die eigentliche Erkrankung. Aus der Praxis wissen die Ärzte, dass die Patienten mit dem Schmerz auch Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen oder auch Appetitlosigkeit entwickeln können. Dies alles führt zur Einschränkung der Lebensqualität.

In erster Linie behandelt die Kurklinik Limberger Patienten mit orthopädischen Grunderkrankungen, beispielsweise Wirbelsäule, Rücken und Hüfte. Aufgrund dieser Erkrankungen, so führt Wölfl aus, gäbe es laut einer Studie der AOK zwölf Tage Arbeitsausfall bei den Beschäftigten pro Jahr. Von dieser multimodalen Therapie verspricht man sich eine Reduzierung von 75 Prozent und erheblich weniger Arztbesuche. Aufgebaut ist die Therapie auf drei Säulen, einer ärztlichen, der psychischen und der physischen. Dieser multimodale Ansatz funktioniere nur wenn alle drei Fachbereiche zusammenarbeiten und auf Augenhöhe miteinander existieren. Das heißt in der Praxis, dass es ein Mal in der Woche eine Gesprächsrunde der Therapeuten gibt, die sich mit dem Zustand der Patienten beschäftigt.

In die Krankheitsbilder der Patienten laufen viele Faktoren hinein. Dazu gehören die körperlichen Ursachen genauso wie die geistigen und die Umgebung, zu denen beispielsweise der Job oder auch die Partnerschaft gehört. So unterschiedlich wie die Ursachen und Symptome sind die Möglichkeiten zur Heilung. Da steht die Entspannungstherapie genauso im Fokus wie die Psychotherapie. Einige der Patienten befinden sich bereits in Behandlung, bei anderen kann diese angeregt und empfohlen werden. Auch eine körperliche Aktivierung wie Sport und Bewegung im Allgemeinen gehört zu den Heilungsmethoden. Für jeden sehe jedoch der Weg zur Heilung anders aus, so die Experten. Diese multimodale Schmerztherapie soll auch Hilfe zur Selbsthilfe darstellen, wie bei allen Rehapatienten. Im Orthopädischen Bereich wird den Personen empfohlen, auch nach der Reha erlernte Übungen und Methoden zu Hause weiter anzuwenden.

Nun ist die Entwicklung einer solchen Therapie das Eine, das Andere ist die Genehmigung durch die Kassen. Klinikchef Joachim Limberger ließ durchblicken, dass es ein langer Weg war, bei dem man am Anfang auch einige Steine aus dem Weg räumen musste. Als jedoch bei den Krankenkassen klar war, welchen Erfolg man damit erzielen kann, beschleunigte dies das Verfahren. Mit den Krankenkassen habe man nun entsprechende Verträge geschlossen, mit der Rentenkasse sei man noch in Verhandlung. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass 2021 auch die Rentenkassen einsteigen werden.

Vorbilder für diese multimodale Schmerztherapie gibt es, jedoch nicht in Baden-Württemberg. Im Umkreis von gut 150 Kilometern habe man nichts Vergleichbares gefunden, erklärte Limberger. Allerdings sei man diesbezüglich in Bayern etwas weiter, ergänzt ein Mitglied des medizinischen Teams. Dort würde schon seit Jahren in diese Richtung behandelt, und das mit Erfolg. An der Uniklinik in Göttingen gebe es ebenfalls etwas Ähnliches und an der Freiburger Uniklinik habe man nun auch eine vergleichbare Behandlung entwickelt.