Bildung: CDU strikt gegen die zusätzliche Betreuung über Mittag / Kompromisslösung der Freien Wähler

Die Mehrheit im Gemeinderat hat sich bisher gesträubt, jetzt gab es einen Kompromiss: Zum Schuljahr 2020/21, begrenzt auf dieses Jahr, wird es an der Grund- und Werkrealschule und an der Grundschule Oberbaldingen eine Betreuung geben, die nach dem Mittagessen endet. Es war ein zähes Ringen im Gemeinderat bis diese Entscheidung stand.

Bad Dürrheim. Die SPD hat immer wieder einen Vorstoß für diese Form der Betreuung gemacht, die LBU hat vor der Klausurtagung im Mai ein ausführliches Papier dazu erarbeitet. Das Thema wurde während der Klausurtagung besprochen – es wirbelte viel Staub auf hinter den Kulissen. Es gab schlussendlich zwei Abstimmungsvorschläge. Die Stadt wollte ein flexibles Betreuungsangebot bis 14.30 Uhr für das Schuljahr 2020/21, mit mindestens zehn Kindern und einem Betrag von 40 Euro, zuzüglich 70 Euro für Verpflegung. Dieser Beschlussvorschlag wurde mit 19 Stimmen abgelehnt, bei neun Ja-Stimmen. Mit genau dem selben Abstimmungsergebnis – allerdings für den Antrag – wurde der Vorschlag der Freien Wähler angenommen. Dieser lautet inhaltlich wie folgt: Die Sicherung der Zweizügigkeit der Ganztagsbetreuung an der GWRS und der bisherigen Ganztagesbetreuung an der Ostbaarschule hat oberste Priorität. Eine modifizierte Betreuungsform kann probeweise für ein Jahr eingeführt werden unter folgenden Bedingungen. In einem Zeitfenster (das muss noch bestimmt werden) erfolgen die verbindlichen Anmeldungen für Ganztagesbetreuung an beiden Schulen. Werden in diesem Zeitfenster genügend Schüler angemeldet, um die Zweizügigkeit in Bad Dürrheim und die Ganztagsbetreuung an der Ostbaarschule zu sichern, dann können in einem zweiten Zeitfenster Anmeldungen für ein modifiziertes Betreuungsangebot angenommen werden. Die Anzahl der Kinder im modifizierten Betreuungsangebot wird auf mindestens zehn, höchsten 14 Schüler pro Schule begrenzt. Sollte eine zweite Gruppe notwendig sein, kann diese nur mit Zustimmung des Verwaltungsausschusses oder des Gemeinderats eingerichtet werden. Der Elternanteil beträgt 40 Euro an den Betreuungskosten, zuzüglich der Kosten für das Mittagessen.

Bürgermeister Jonathan Berggötz leitete die Diskussion, die vor der Abstimmung stand mit seiner Sicht der Dinge ein. Für die "heutige Entscheidung gibt es kein richtig und kein falsch", es sei ein schwieriges Abwägen, denn es gäbe Argumente dafür und dagegen.

Warum nun taten sich nun Verwaltung und Gemeinderat so schwer in dieser Sache? Auf der einen Seite geht es um die Finanzierung und um Zuschüsse, auf der anderen Seite geht es darum, die Ganztagsschule nicht zu verlieren, da diese von manchen Eltern und auch Schüler benötigt wird. Für die Schüler gibt es eine pädagogische Freizeitgestaltung und eine Hausaufgabenbetreuung, welche die Eltern oftmals nicht leisten können, da Mutter wie auch Vater berufstätig sein müssen.

Die Verwaltung startete im Herbst 2019 an den Grundschulen eine Umfrage 159 Fragebögen kamen zurück, 130 davon hatten kein Interesse an einer Betreuung, 29 waren interessiert.

Holger Mungenast, der leitende Betreuer von der Einrichtung Maria Hof, welche mit der Ganztagesbetreuung beauftragt ist, gab die Kalkulation vor bei einer Gruppe, die maximal aus 14 Kinder bestehen kann. Die Kosten betragen 10267 Euro, zuzüglich die Kosten für das Mittagessen. Es ist für einen Besuch von vier Tagen kalkuliert. Er stellte klar: Es werden keine Ausnahmen gemacht, beim Mittagessen. Man könne nicht anfangen, einzelne Kinder in die Ecke zu setzen, die dort ihr Mittagsvesperbrot essen – auch aus pädagogischer Sicht nicht. Auch gibt es keine Zeitkalkulation, dass die Mitarbeiter Eltern hinterhertelefonieren, die ihre Kinder noch nicht abgeholt haben. Dies müsse von selbst laufen.

In den Wortbeiträgen und den Stellungnahmen der Fraktionen wurde deutlich, dass die CDU gegen die Einführung einer zusätzlichen Betreuung für den Mittagstisch ist – von dort kam die Ablehnung beider Vorschläge. Insgesamt sah man im Gemeinderat durchaus die Argumente für diese Mittagstischbetreuung. Vor allem mit der Begründung, dass man im Kindergarten bis 13.30 Uhr die Kinder abholen könne und beim Wechsel in die Schule haben die Kinder um 12.15 Uhr Schulende. Es klafft somit eine Lücke, vor allem für die Elternteil, die mit der Kindergartenbetreuung ein genügend großes Zeitfenster hatten zwischen Halbtagsjob und dem Abholen der Kinder.

Bei der Zeitschiene sträubte sich die Rektorin der Grundschule Oberbaldingen Patrizia Scheider gegen das Ende um 14.30 Uhr, da die Ganztagesbetreuung dort an der Schule bis 15.30 Uhr gehe und somit die beiden Betreuungsangebote Konkurrenz bilden. An der Schule gibt es auch Mittagsunterricht, auf diesen Beginn wie auch auf die Busfahrzeiten sollte die Mittagsbetreuung abgestimmt sein. Noch nicht klar ist, in welchen Räumen diese Betreuung dort stattfinden kann. Heinz Kriebel, Rektor in der Kernstadt, wollte explizit von den Gemeinderäten und von der Stadt wissen, wie man die Ganztagsschule gewährleisten könne und fand einen Großteil der Antwort später im Beschlussvorschlag der Freien Wähler wieder. Derya Türk-Nachbauer, SPD, versuchte die Befürchtungen, dass sich zu viele aus der Ganztagsschule abmelden werden zu entkräften. Ihrer Ansicht nach, so ging es auch aus Gesprächen mit Eltern hervor, sind die Eltern der 37 Schüler der Ganztagesbetreuung auf dieses Angebot angewiesen.

In den Stellungnahmen lehnte die CDU wie erwähnt beide Kompromisse ab. Sie verwies auf die Schüler, die die Ganztagesbetreuung benötigen und die angespannte Haushaltslage. Die Freien Wähler warben für ihren Vorschlag und die LBU sah keine Gefahr für die Ganztagesbetreuung. In anderen Gemeinden gäbe es solche Zusatzbetreuung auch. An dem Betrag von 10 000 Euro dürfe es nicht scheitern. Andrea Kanold (FDP) betonte, dass die Stadt viel für die Gemeinden tun würde konnte sich aber mit der Betreuung anfreunden. Derya Türk-Nachbauer wies nochmals darauf hin, dass man den Frauen die Chance geben müsse, zumindest halbtags arbeiten gehen zu können und man müsse der Arbeitsrealität in die Augen sehen. "Der Antrag ist frauenpolitisch wichtig."