Wer bezieht das Bürgermeisterbüro in der Verwaltung mit Zugang zum Balkon? Eventuell gibt es ja eine Bürgermeisterin. Laut Städtetag sind in Baden-Württemberg acht Oberbürgermeisterinnen und 84 Bürgermeisterinnen im Amt. Und die Zahl steigt: Vor einem Jahr waren es sieben Oberbürgermeisterinnen und 76 Bürgermeisterinnen. Foto: Strohmeier

Rechtliche Verantwortung für viele kommunale Dinge. Innovationen und Zukunftskonzeptionen gefragt.

Bad Dürrheim - Wie werde ich Bürgermeister? Dies ist wohl eine Frage, die sich so mancher ernsthaft oder auch weniger ernsthaft schon öfter gestellt haben mag. Denn es sieht so einfach aus. Doch Bürgermeister sein heißt viel mehr als Bändchen zu Einweihungen durchschneiden oder Grußworte sprechen.

Walter Klumpp kündigte an, dass er am 31. März nicht mehr zur Wiederwahl antreten wird. Nun ist die Frage groß: Wer ist der passende Kandidat für die Kur und Bäderstadt? Wem traut man es zu? Muss es jemand aus der Verwaltung sein? Kann es jemand aus der freien Wirtschaft sein? Gäbe es gar einen Bad Dürrheimer, der in seiner Heimatstadt Bürgermeister sein will?

Zwischen wollen und können ist jedoch ein ganz großer Unterschied. Manche erinnern sich an die Wahl vom 30. März 2003 und den Wahlkampf in den Wochen davor. Damals stand Bürgermeister Gerhard Hagmann nicht mehr zur Wahl, die Bürger konnten sich zwischen fünf Bewerbern entscheiden. Das waren Tuningens Bürgermeister Walter Klumpp, der Wirtschaftsingenieur Markus Kissendorfer, der ehemalige Furtwanger Stadtbaumeister Manfred Mehrstetter, der Finanz- und Wirtschaftsberater Bernhard Walzer und der damalige Dauerkandidat Werner Tereba. Das Ergebnis ist bekannt, Walter Klumpp ist nun in den letzten Monaten seiner zweiten Amtszeit in Bad Dürrheim angekommen.

Einer, der es Wissen muss, was der Bürgermeister alles im Alltag zu erledigen hat – fernab von Häppchen, Gästebegrüßung aus Partnerstädten, Eröffnung von Vernissagen und dergleichen mehr – ist Markus Keller. Der gebürtige Dürrheimer und ehemalige Geschäftsführer der Kur und Bäder GmbH stellte sich 2009 in Blumberg erstmals zur Wahl. Mit der absoluten Mehrheit von 98,44 Prozent im ersten Wahlgang wurde er ins Amt gehievt und am 15. Oktober 2017 wiedergewählt. Für das Bad Dürrheimer Amt steht er nicht zur Verfügung, das betonte Keller. Aber erzählt einiges über die Charakteristik seiner Arbeit. "Mit 40 Stunden pro Woche kommt man nicht hin", es seien gut und gerne 70 Stunden pro Woche. Man müsse sich im Klaren sein: Bürgermeister sei man nicht nur von Montag bis Freitag. Egal, ob man gerade unterwegs zum Joggen oder zum Einkauf sei, man ist Bürgermeister. Es gebe oftmals Wochen, an denen man kein komplettes Wochenende frei habe, und da benötige es ein stabiles Freundesumfeld und eine starke Partnerin.

Für ihn gehört es zu diesem Beruf, auch bei den Vereinen anwesend zu sein und bei anderen Veranstaltungen. Nur so bekomme man die Stimmung in der Stadt mit, denn bei solchen Gelegenheiten werde man auch von Bürgern angesprochen, die sich nicht in die Bürgersprechstunde trauen oder mit ihrem Anliegen direkt ins Rathaus zu gehen. Man ist für vieles verantwortlich und werde auch für vieles verantwortlich gemacht – selbst wenn man es gar nicht beeinflussen könne. "Man braucht auch ein dickes Fell." Und: "Man muss es aus Überzeugung wollen."

Keller sieht die Arbeit als Bürgermeister nicht nur als Führen einer Verwaltung. Vergleich ist die Stadtverwaltung mit einem mittelständischen Unternehmen, im Fall von Blumberg 180 Mitarbeiter, der Bürgermeister ist der Geschäftsführer und der Gemeinderat der Aufsichtsrat. Gleichzeitig ist er Dienstherr der städtischen Angestellten und rechtlich verantwortlich für die Ausführung der Beschlüsse wie auch für den kommunalen Haushalt.

Der Beruf oder auch die Berufung Stadtoberhaupt beinhalte für ihn Innvoationsmotor der Stadt zu sein, des Weiteren müsse man neue Impulse setzen, sowohl in der Stadt als auch im Gemeinderat und Zukunftskonzepte erarbeiten. Blickt er auf seine vergangenen Jahre zurück, nennt er die Kernstadtsanierung, die Sanierung des Schwimmbades und die Verlegung der Glasfaser unter anderem als wichtige Punkte für die Stadt. Hier sieht er in Baden-Württemberg mit seiner kommunalen Selbstverwaltung einen sehr guten Rahmen, in dem man arbeiten könne. Man könne einiges gestalten und das tolle sei, es komme auch viel von den Bürgern zurück, und: "Du siehst, du hast etwas für die Gemeinschaft, für den Bürger, getan. Ich persönlich finde, es gibt keinen spannenderen Job."