Das Gradierwerk im Solemar und im Kurpark ist in Betrieb. Besucher können beim Verweilen vor der Anlage die salzhaltige Luft einatmen. Das soll sich positiv auf Atmung und den Organismus auswirken. Foto: Eich

108 Meter langes Gradierwerk am Solemar und im Kurpark fertiggestellt. Schwarzdorn aus Polen angeliefert.

Bad Dürrheim - Das Gradierwerk – ein Kernstück der neuen Angebote im Solemar und Kurpark – ist fertiggestellt worden. Die noch fehlenden Büschel Schwarzdornreisig waren aus Polen angeliefert worden, um die Kammern des Gradierwerks in Bad Dürrheim zu füllen.

Damit macht sich ein klein wenig Meeresklima in der Kurstadt breit. Schließlich erzeugt das Gradierwerk salzhaltige Luft, die beim Einatmen reinigend auf die Lungen und gesundheitsfördernd auf den ganzen Körper wirken soll. Dieser Effekt sei im Sommer, also bei guter Verdunstung, in einem Abstand bis zu mehreren Metern vom Gradierwerk wahrnehmbar, erklärt Wolfgang Keucher von der Firma Weise und Partner, die die Reisigbüschel eingebaut hat.

Von dem 108 Metern langen Gradierwerk, das sich wie ein S-förmiges Band zwischen Solemar und Kurpark schlängelt, sind 60 Meter Länge tatsächlich funktionsfähig. Die restlichen Bereiche werden zur Präsentation von Kräutern und als Werbeplattform genutzt. Solemar- und Kurparkbesucher können nun die ungewöhnliche Meeresbrise schnuppern. Wobei die Passanten derzeit selten länger verweilen angesichts der ungemütlich kalten Temperaturen, so die Erfahrung von Keucher. Aber das werde sich mit dem Frühjahr sicherlich ändern. Dank des milden Winters konnte das Gradierwerk schon in Betrieb genommen werden. So tropft bereits salzhaltiges Wasser, also Sole, über das Reisig. Auf dem Weg nach unten aus viereinhalb Metern Höhe werden die Tröpfchen immer kleiner, bis ein salzhaltiges Luftgemisch entsteht. Das könne eine Salzkonzentration von bis zu 18 Prozent aufweisen, informiert Keucher über die Wirkungsweise. In Bergbaugebieten hätten große Gradierwerke Tradition, um den belasteten Lungen der Arbeiter Gutes zu tun.

Die architektonische Umsetzung in Bad Dürrheim findet Keucher "sehr gelungen". "Sehr gut" findet er auch, dass sowohl Solemargäste wie auch Kurparkbesucher an diesem neuen Angebot teilhaben können. Wenn der Winter weiterhin milde ausfalle, könne der Betrieb aufrecht erhalten werden. Auch Temperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius seien verträglich.

Mit der Kurverwaltung sei vereinbart worden, den Betrieb des Gradierwerks erst dann vorübergehend auszusetzen, wenn die Temperaturen in den zweistelligen Minusbereich fallen.

Für den Schwarzdorn sei es von Vorteil, wenn er sich nun mit dem salzhaltigen Wasser sättigen könne. Das erhöhe die Haltbarkeit des Reisigs. So könne sich die Lebensdauer der Schwarzdornbüschel auf rund zehn bis 15 Jahre erstrecken. Trotzdem werde der Zustand der Büschel jährlich kontrolliert.

Durchaus komme es vor, dass sich Krähen an dem Reisig als Nistmaterial bedienten. Diese Lücken müssten wieder geschlossen werden. Doch Keucher und seine Mitarbeiter haben es den Raben nicht einfach gemacht und die rund 11 000 Büschel Reisig dicht übereinander gepackt.