Sie wollten mit Ministerpräsident Stefan Mappus ins Gespräch kommen: (von links) Stephanie Richter, Anette Müller und Peter Rotzinger vom Verein "Diagnose Funk". Doch zu der Veranstaltung in der Klinik Limberger wurden sie nicht vorgelassen. Foto: Reutter

Verein "Diagnose Funk" erhält keinen Zugang zu öffentlicher Gesprächsrunde mit Mappus.

Bad Dürrheim - Ministerpräsident Stefan Mappus informierte sich am Donnerstag in Bad Dürrheim zum Thema Gesundheit. Zu der öffentlichen Veranstaltung in der Klinik Limberger wurden aber kurzerhand drei Personen ausgeschlossen.

 

Obwohl bei der CDU-Kreisgeschäftsstelle angemeldet, erhielten Stephanie Richter, Anette Müller und Peter Rotzinger zu der Gesprächsrunde in der Klinik Limberger keinen Zutritt. Die drei engagieren sich im mobilfunkkritischen Verein "Diagnose Funk" und wollten Ministerpräsident Mappus auf entsprechende Mängel in der Gesundheitspolitik hinweisen. Anlass bot die Berichterstattung im Schwarzwälder Boten vom Mittwoch über die zunehmende Funkbelastung in Kliniken Bad Dürrheims durch kabelloses Internet.

Stephanie Richter, die die "Diagnose Funk"-Ortsgruppe Königsfeld leitet, war in dem Bericht vor allem über zwei Aussagen von Klinikleitern gestolpert. So hatte ein Klinikchef von einem "Angstphänomen" im Zusammenhang mit einem Patienten gesprochen, der meinte, er leide unter der Strahlenbelastung vor Ort. Ein anderer Klinikbetreiber erklärte, ihm seien keine Studien bekannt, die eine gesundheitliche Gefahr durch drahtloses Internet belegen würden.

Wie gravierend sich aber hochfrequente Strahlung auf Menschen und Tiere auswirken kann, dazu hatten Stephanie Richter und ihre Mitstreiter internationale Studien mitgebracht, die sie sowohl Mappus als auch den anwesenden Klinikleitern übergeben wollten. Doch dazu kam es nicht, nachdem der stellvertretende CDU-Landesgeschäftsführer Josef Müller die drei an der Tür zur Klinik abwies. Und das mit der Begründung, es gehe hier nur um das Thema Gesundheitsnetzwerk, das Thema Mobilfunk würde den Rahmen sprengen.

"Wenn die vor drei Leuten zittern"

"Wenn die vor drei Leuten zittern", zeigt das für Stephanie Richter aber, dass das Thema Mobilfunk und seine Gesundheitsgefahren mittlerweile ernst genommen wird. Wobei es dem Verein nicht darum gehe, Mobilfunk abzuschaffen, sondern dass vor allem die Grenzwerte deutlich gesenkt würden. Deutschland schneide da im europaweiten Vergleich am schlechtesten ab.

Der Bausachverständige Rotzinger wies im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten auf die selbstgemachte Funkbelastung zu Hause hin, sei es durch drahtloses Internet oder schnurloses Telefon, diese Strahlenbelastung könne jeder selbst und schnell beseitigen. Auch Kliniken empfiehlt er kabelgebundene Lösungen oder Internet über Stromverbindungen. Das sei unkompliziert und wirtschaftlich zu realisieren. Gerade Klinikbetreiber hätten eine besondere Verantwortung, legt Richter diesem Personenkreis nahe, sich mit Hilfe unabhängiger Studien über das Thema zu informieren.

Während die drei vom Verein "Diagnose Funk" wieder den Heimweg antreten mussten, entwickelte sich in der Klinik eine muntere Gesprächsrunde zum Thema Gesundheit. Kur und Bäder-Geschäftsführer Thomas Bank stellte Bad Dürrheim mit seinen jährlich 600 000 Übernachtungen und neun Kliniken vor. 58 Prozent der Arbeitsplätze vor Ort stünden in Verbindung mit dem Gesundheitswesen.

Klinikchef Joachim Limberger betonte die engen Verbindungen zwischen Reha-Einrichtungen und Kliniken. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn die Patienten vor Ort zur Reha kommen würden. Aber bei der Verteilung der Patienten würden Kostenträger, also die Kassen, vor allem auf den Preis und nicht nach der Qualität schauen. Mappus äußerte aber verfassungsrechtliche Bedenken, gesetzliche Vorgaben zu machen.

Die Verwaltungsdirektorin der Sonnenbühl-Klinik, Annette Spieker, wies auf den Fachärztemangel hin und die Abwanderung von Medizinern ins benachbarte Ausland. Mappus entgegnete, dass die Landesregierung den "Arzt auf dem Land" stärken und dessen Beruf wieder attraktiver machen wolle.

Andrea Kanold drängte auf mehr Transparenz bei den Verwaltungskosten der Krankenkassen. Wobei Mappus meinte, dass die eigentlichen Kostentreiber die Krankenhäuser seien, deren Behandlung mit der sich entwickelnden Medizintechnik teurer würde. Dem Bürger müsse klar sein, dass er vor allem in zwei Bereichen künftig mehr zahlen werde, im Gesundheitswesen und in der Altersvorsorge. Die Politik solle schauen, wie die Kosten einkommensabhängig und gerecht verteilt werden könnten. u Schwarzwald-Baar-Kreis