Investition: Rolf-Wahl-Haus eingeweiht / Zusätzliche Plätze in Tagesklinik geschaffen / BUND verleiht Gütesiegel

Die auf psychische und psychosomatische Erkrankungen ausgerichtete Luisenklinik macht erneut mit einer großen Investition von sich reden. Am Dienstag wurde das neue Rolf-Wahl-Haus eingeweiht.

Bad Dürrheim. Die Luisenklinik wird in Trägerschaft der Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Gesundheitsforschung AG geführt. Deren Vorstandsvorsitzender Sven Wahl meinte gegenüber den Festgästen, es gebe gleich drei Anlässe zu feiern: Zum einen die Einweihung des Neubaus, der nach seinem Vater Rolf Wahl benannt wurde. Er hatte 1991 die Luisenklinik in ihrer Ausrichtung als Zentrum für Verhaltensmedizin auf den Weg gebracht und sei leider am 26. November 2007 "viel zu früh verstorben".

Ein weiterer Grund für die Zusammenkunft war die Einweihung der Tagesklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Stammhaus. Die Plätze dort wurden von sechs auf zwölf erweitert.

Und als dritter Anlass zur Freude: Erneut konnte die Klinik vom Umwelt- und Naturschutzverband BUND das Gütesiegel "Energiesparendes Krankenhaus" in Empfang nehmen. Es ist bereits die dritte Auszeichnung dieser Art für die Luisenklinik, erklärte Sven Wahl. Das Siegel muss alle fünf Jahre erneut beantragt werden. Wobei die Hürden von mal zu mal steigen, merkte die BUND-Landesgeschäftsführerin Silvia Pilarsky-Grosch bei der Übergabe der Urkunde an. Demnach sei es der Luisenklinik allein in den vergangenen fünf Jahren gelungen, den Wärmeverbrauch um acht Prozent und den Stromverbrauch um 14 Prozent pro Bett zu reduzieren.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz spielten auch beim Neubau eine Rolle, der in Massivholzbauweise errichtet wurde. Sogar der Fahrstuhlschacht sei aus Holz, wunderte sich Wahl selbst ein wenig, aber es funktioniere. Die Idee für die Massivholzbauweise habe Architekt Detlef Kalkowski gehabt. Diese Bauweise habe nicht nur ökologische Vorteile. Da auf längere Trocknungszeiten von Beton verzichtet werden konnte, ließ sich der Neubau in einer "Rekordzeit" von zehn Monaten bereits am 4. Dezember vergangenen Jahres in Betrieb nehmen. Während sich im Erdgeschoss unter anderem ein Gymnastikraum, zwei Räume für Gruppentherapie und mehrere Büros befinden, wurde im ersten Obergeschoss eine Eltern-Kind-Station mit elf entsprechend großzügig gestalteten Räumlichkeiten sowie einem Aufenthaltsraum geschaffen. Die Eltern-Kind-Zimmer lassen sich durch eine Schiebetür abtrennen, sodass die Kinder beispielsweise am Abend früher zu Bett gehen können, während die Mutter in ihrem Zimmerbereich noch aufsein und etwas lesen kann. Im zweiten Obergeschoss schließen sich neun Einzelzimmer für Erwachsene im Rehabereich an.

Etliche Redner würdigten in ihren Grußworten die positive Entwicklung der Luisenklinik. Bürgermeister Walter Klumpp erinnerte an die Anfänge 1912, als die Einrichtung als Erholungsheim für israelitische Kinder und arme Frauen gegründet wurde, außerdem an die jüngere Vergangenheit seit 1991 als Zentrum für Verhaltensmedizin mit Investitionen und Erweiterungen in den darauffolgenden Jahren. Die Luisenklinik zähle mit 280 Mitarbeitern mit zu den größten Arbeitgebern in der Kurstadt.

Landrat Sven Hinterseh zeigte sich "irritiert" angesichts monatelanger Wartezeiten von Menschen mit psychischen Erkrankungen auf einen Rehaplatz. Es sei eine gesellschaftliche Aufgabe, das zu verbessern.

Zuvor hatte Wahl von Wartezeiten in der Luisenklinik von vier Monaten und mehr gesprochen. Ein zusätzlicher Bedarf bestehe also, erwähnte er ein derzeit laufendes Genehmigungsverfahren für zusätzliche sechs vollstationäre und acht Tagesplätze, über die voraussichtlich am 14. März entschieden werde.

Der Ärztliche Direktor der Luisenklinik, Norbert Grulke, forderte gleichfalls einen besseren Zugang zu ärztlicher Hilfe. Für einen Arzt sei es schwierig, wenn er einen Patienten vor sich habe, der klage, es gehe ihm schlecht. Und der Arzt müsse ihn vertrösten, er solle in einigen Monaten wiederkommen.

Deutliche Worte für Missstände in der Gesundheitspolitik fand der Vertreter der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg, Juan Victor Coseriu Pisani. Psychische Erkrankungen seien auf dem Vormarsch und würden oft zu spät behandelt, erst nach sieben Jahren. Dann seien die Betroffenen häufig schon chronisch krank. Um so mehr sei Prävention und Rehabilitation von Bedeutung. Doch das Reha-Budget reiche nicht aus. Es könne nicht sein, dass bei der Zuteilung eines Rehaplatzes nur auf den Preis geschaut werde. Die Qualität müsse im Vordergrund stehen. Und diese sei in der Luisenklinik vorhanden.

Klaus Hermann, Geschäftsführer der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg, erinnerte an den Welttag der sozialen Gerechtigkeit, den die UNO auf den 20. Februar gelegt habe, also just dem Tag der Feier in der Luisenklinik. Beides stehe in Verbindung. So könne soziale Ungerechtigkeit zu psychischen Erkrankungen führen. Psychische Erkrankungen wiederum könnten zum Verlust des Arbeitsplatzes führen und dadurch zu Armut, zeigte Hermann die Spirale nach unten auf. Grulke ergänzte, dass Armut an sich ein Nährboden für psychische Erkrankungen sein könne.

Architekt Detlef Kalkowski würdigte das Engagement der Handwerker beim Neubau. Die Handwerker stammten aus der Region. Er bezeichnete Sven Wahl als die "personifizierte antreibende Kraft auf der Baustelle". Dank ihm hätten auf der Baustelle "in minutenschnelle" Entscheidungen getroffen werden können.

Die Redner hatten unterschiedliche Geschenke mitgebracht. Bei Kalkowski war es ein so genanntes Longboard, ähnlich einem Skateboard. Die Beschäftigung damit würde Sven Wahl beweglich und jugendlich "cool" halten.

Von politischer Seite hatte sich Karl Rombach (CDU) wegen eines anderen Termins entschuldigt. Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) lobte, dass die Klinik ihre Arbeit am Menschen orientiere, außerdem begrüßte sie die Bemühungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Das Vocalensemble, bestehend aus Mitarbeitern der Klinik und der Klinikschule, umrahmte die Veranstaltung mit mehreren Liedern, deren Texte auf den Anlass abgestimmt waren und viel Applaus erhielten. Nach den Reden waren die Teilnehmer eingeladen, bei Hausführungen die Neuerungen in Augenschein zu nehmen.