Der Vorstandsvorsitzende Sven Wahl mit historischen Ansichten der Luisenklinik. Die 100-jährige Geschichte der Klinik wurde nun in einem Buch aufgearbeitet, zu dem auch Wahl ein Kapitel beigetragen hat. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Zeitzeugen aus verschiedenen Epochen kommen zu Wort / Festakt für 10. Oktober geplant / Autoren anwesend

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Die Luisenklinik kann auf eine besonders bewegte, 100-jährige Geschichte zurückblicken. Zeitzeugen aus verschiedenen Epochen kommen in einem 200-seitigen Buch zu Wort, das im Herbst erscheinen soll.

Der Vorstandsvorsitzende der Luisenklinik, Sven Wahl, hat das Buchprojekt zur Geschichte der Klinik zusammen mit Joachim Hahn und Mitherausgeber Uwe Schellinger entwickelt.

Hahn hat sich um die Dokumentation der jüdischen Geschichte in Deutschland verdient gemacht und präsentiert sie auf seiner Internetseite unter www.alemannia-judaica.de. Dabei nimmt das ehemalige Friedrich-Luisen-Hospiz, die heutige Luisenklinik, breiten Raum ein. Schließlich, so Wahl, handle es sich um eine der bedeutendsten Einrichtungen für jüdische Kinder in Deutschland, die in dieser Form bis zur Machtergreifung der Nazis im Jahr 1939 in Bad Dürrheim in Betrieb war.

In dem Buch wird die Vergangenheit der Luisenklinik systematisch aufgearbeitet und mit historischen Bildern ergänzt. Joachim Hahn nimmt sich in seinem Beitrag der Gründung des Friedrich-Luisen-Hospizes im Jahr 1912 und seiner Führung als jüdisches Kinderheim im Kaiserreich und der Weimarer Republik an. Uwe Schellinger, der zusammen mit Sven Wahl als Herausgeber des Buches erscheint, widmet sich in seinem Kapitel der Zeit von 1993 bis 1941, beschreibt hier die Auflösung der bisherigen Klinikausrichtung für jüdische Kinder und stellt berührende Opferschicksale in der Zeit des Nationalsozialismus dar. Mitautor Olaf Schütze geht auf die Jahre 1941 bis 1945 ein, als das Friedrich-Luisen-Hospiz der Wehrmacht als Reservelazarett diente. Von 1945 bis 1949 war es dann Kinderheim der französischen Besatzungsmacht, was im Bericht von Elke Stadelmann-Wenz deutlich wird.

Jan Stoll und Dargleff Jahnke dokumentieren die Rolle der Klinik als Kindersanatorium des Kurortes von 1949 bis 1990.

Die neuere Geschichte von 1990 bis 2012 präsentiert Sven Wahl, war es doch sein Vater Rolf Wahl, der die Luisenklinik in ihrer Ausrichtung als Zentrum für Verhaltensmedizin 1990 gründete und bis 2006 leitete.

Die 100-jährige Geschichte der Klinik wird bei einem Festakt am Mittwoch, 10. Oktober, gefeiert. Dann werde das Buch vorgestellt und würden auch die Autoren anwesend sein, erklärt Sven Wahl.

Die Klinik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. In ihrer Ausrichtung auf psychische Erkrankungen im Jugend- und Erwachsenenalter hat sie den "Trend" der Zeit aufgegriffen. Mittlerweile würden psychische Probleme als "Volkskrankheit" bezeichnet, weist Wahl auf deren Zunahme hin. Glücklicherweise würden solche Erkrankungen nicht mehr so tabuisiert wie früher.

Weitere Informationen: www.luisenklinik.de.http://stzlinx.de/hospiz