Giuseppe Mastrantonio bei seinem Start in Bad Dürrheim. 1200 Kilometer geht es zu Fuß von Bad Dürrheim in seinen Geburtsort Colletorto. Foto: Mastrantonio

Giuseppe Mastrantonio legt 1200 Kilometer in 38 Tagen zurück. Unterwegs wird er zum Star der italienischen Nachrichten.

Bad Dürrheim - Colletorto ist ein knapp 4000 Einwohner zählendes Dorf am oberen Ansatz des italienischen Sporns. Es ist der Geburtsort von Giuseppe Mastrantonio und von der Kurstadt rund 1200 Kilometer entfernt. Der Rentner lief die ganze Strecke in 38 Tagen und wurde auf seiner Reise zum Fernsehstar in Italien.

Alessandro Mastrantonio, der Sohn des Wanderers, ist sichtlich stolz auf seinen Vater, wenn er von ihm und seinem Weg erzählt. Die Familie war von der Idee des Rentners, den Weg in sein Geburtsort allein zu Fuß zu laufen, nicht ganz so begeistert. Dafür gab es einige Gründe, beispielsweise, dass er wochenlang allein unterwegs ist und doch viel passieren kann, auch traute es die Familie ihm nicht so ganz zu – obwohl er im vergangenen Jahr mehrere Wochen auf dem Jakobsweg unterwegs war.

In seinem ganzen Leben standen Familie und Arbeit im Mittelpunkt, Sport kam nicht vor. Den Vorschlag, bis nach Mailand zu fliegen und von dort zu Fuß zu gehen, lehnte Giuseppe Mastrantonio rundweg ab. Er wollte beweisen, es gibt keine Grenzen, nur die im eigenen Kopf. So baute er sich einen kleinen Bollerwagen, rüstete diesen mit einer Solarzelle und einer Dusche aus und ging spontan los, ohne den Weg detailliert vorbereitet zu haben.

Sein Weg führte Giuseppe Mastrantonio zunächst nach Konstanz und Kreuzlingen, am Bodensee entlang nach Insbruck über den Brennerpass nach Padua und von dort an der Westküste entlang. Im Tagesdurchschnitt waren es 31 Kilometer, die er zurücklegte. Kontakt hielt er mit der Familie über sein Handy, das er über das Solarpanel aufladen konnte.

Bewohner von Colletorto warten sehnsüchtig

Sein Sohn, 2017 selbst auf dem Jakobsweg unterwegs, ist in der dazugehörenden Online-Community aktiv und hat das Projekts seines Vaters darin online gestellt. Innerhalb von fünf Stunden gab es für das Posting 4000 Likes. Er war selbst erstaunt und schrieb für seinen Vater regelmäßig ein Reisetagebuch in der Onlinegruppe. In Italien sprach es sich somit auch herum und es gab jede Menge Leute, die entlang der Strecke wohnten, die den Bad Dürrheimer einladen wollten und ihn in unterschiedlichster Form unterstützen. Teilweise wurde er auch auf der Straße erkannt und er musste einige Selfies knipsen.

So kam es, dass der Fernsehsender RAI 3 auf Giuseppe Mastrantonio aufmerksam wurde und mit ihm eine kleine Reportage für die Tagesnachrichten drehte. Danach wurde er noch bekannter. Währenddessen erwarteten ihn die Bewohner von Colletorto sehnsüchtig. Bei seinem Einmarsch in das Dorf begrüßten ihn die Dörfler, die Trommlergruppe trat auf, der Bürgermeister war da und auch der Pfarrer. Für den Abend hatte die Dorfgemeinschaft ein Feuerwerk und ein Fest zu Ehren des Heimgekehrten organisiert. Und natürlich wurde er von seiner Familie begrüßt.

Alessandro Mastrantonio beschreibt: Körperlich kam sein Vater fit an, abgesehen von den Blasen an den Füßen und er habe das Gefühl, sein Vater habe sich verändert auf dem Weg. Natürlich gäbe es genügend Zeit, um über sich selbst zu reflektieren, das erlebte er selbst im vergangenen Jahr. Er erzählt auch, dass sein Vater mehr als ein Mal kurz davor war aufzugeben, wenn er allein in einer schwierigen Situation war. Aber: "Mein Vater ist ein Macher."