Wolfgang Kaiser feiert am heutigen Freitag seinen 70. Geburtstag. Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Wolfgang Kaiser feiert seinen 70. Geburtstag / Kommunalpolitik bietet viele Themen

Man darf ihn wohl sicherlich als "Urgestein" der Kommunalpolitik in Bad Dürrheim bezeichen: Wolfgang Kaiser, Fraktionssprecher der Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz (LBU). Er feiert am heutigen Freitag seinen 70. Geburtstag. Die Feier wird jedoch erst am morgigen Samstag stattfinden.

Bad Dürrheim. Er ist Kreisrat, Gemeinderat und Landesschatzmeister der Grünen, er war Ortsvorsteher in Biesingen, Gründungsmitglied der Grünen in Baden-Württemberg und im Schwarzwald-Baar-Kreis und kennt den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann oder auch den Verkehrsminister Winfried Herrmann seit Jahrzehnten. In die große Politik hat es ihn jedoch nie gezogen.

Im Landkreis wurden die Grünen im November 1979 gegründet, damals in den Ganter Stuben in Villingen. Am 12. und 13. Januar 1980 war der Gründungsparteitag in Karlsruhe. Da seien schon ein paar "Vögel" dabei gewesen, erinnert er sich schmunzelnd, "es war eine bunte Mischung". Aus Baden-Württemberg waren eher die gemäßigten auf dem Parteitag und "wir haben bei einigen schon geschluckt". Die Grünen wurden zur Erfolgsgeschichte und er war mehrere Phasen im Landesvorstand. Da gab es auch harte Auseinandersetzungen, vor allem mit dem linken Flügel. Im Landesvorstand, dem er seit etwas mehr als fünf Jahren als Landesschatzmeister wieder angehört und hat sich ein Netzwerk aufgebaut, das bis in die höchste Landespolitik reicht.

Im gleichen Jahr trat er erstmals zur Kommunalwahl an. Man wählte den heute noch gültigen Namen Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz. Auch dies sollte eine Erfolgsgeschichte werden. "Über den Namen bin ich heute noch glücklich, da er zeitlos ist." Mittlerweile gibt es mit dem gleichen Namen und den gleichen Zielen beispielsweise in Niedereschach, Tuttlingen und Überlingen Gruppierungen. Zusammen mit Heinrich Glunz, dem Fraktionssprecher der CDU, ist Kaiser einer der am längsten amtierenden Gemeinderäte der Kurstadt.

In die Anfangszeit gehörte die Herausgabe des kommunalpolitischen Blatts "Der Bohrturm". In diesem wurden etwa zwei Mal pro Jahr ungefiltert kommunalpolitische Themen aufgegriffen.

"Es ist mir nie langweilig geworden", blickt Wolfgang Kaiser zurück und liefert auch gleich den Grund: "In der Kommunalpolitik gibt es ein breites Spektrum an Themen und man kann direkt gestalten. Auch wenn es manchmal lange geht." Umstritten waren beispielsweise die Jugendarbeit, Tempo 30 oder auch die Gründung der Krabbelkäfer in Biesingen – die vergangenes Wochenende ihr zehnjähriges Bestehen feierten. Die Frage, die sich bei den Krabbelkäfern damals stellte war: Benötigen Kinder unter drei Jahren überhaupt Betreuung? Heute stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Damals war er noch Ortsvorsteher in Biesingen, als dieses Projekt initiiert wurde und Bürgermeister Walter Klumpp es von Beginn an unterstützte. Es gab zudem viele andere Unterstützer, die zur Geburt der Krabbelkäfer beitrugen. Später entstanden daraus die Krabbelkäfer in Bad Dürrheim, die heute in der neuen Kindertagesstätte Stadtkäfer Platz gefunden haben.

Ende der 1990er organisierte man so etwas wie eine Zukunftswerkstatt, auch wenn es den Begriff damals in der Form noch gar nicht gab. Die Evangelische Stiftung Bad Boll bot eine Reihe "Aufblühende Dörfer" an. Man holte sich den Referenten und aus dieser Initiative heraus entstand beispielsweise das Backhäusle. Kaiser plädiert dafür, dass man solche Workshops in größeren Abständen immer wieder durchführen sollte, um das Ziel zu bestimmen, wo man mit der Gemeinde hin will.

Wolfgang Kaiser ist in Stuttgart aufgewachsen, hatte aber schon immer eine Beziehung zur Baar. Sein Großvater kam aus Oberbaldingen und er verbrachte dort einige Ferientage. Schon im Teenageralter stand für ihn fest, dass er Lehrer werden will. Nach Bundeswehrzeit und Studium Richtung Gymnasiallehrer in Englisch, Geschichte und Politikwissenschaften in Freiburg, Berlin und Tübingen, bekam er jedoch keine Anstellung in einem Gymnasium, sondern in einer Berufsschule. Darüber war er zunächst zwar nicht allzu erfreut, es erwies sich aber als sehr interessant und er blieb dabei. Zu seinem Geburtstag gratulieren fünf Kinder und zwei Enkelsöhne