Rund 400 Igel in fünf Jahren gerettet: Die Tierhilfe Igelherz bezieht nun ein neues Domizil in Biesingen. (Symbolfoto) Foto: Pleuel

Umzug nach Biesingen steht an. Viele Spender und Helfer unterstützen Initiatorin.

Bad Dürrheim-Hochemmingen/Biesingen - Vor etwa fünf Jahren gründete eine Tierfreundin namens Karin die Tierhilfe Igelherz, die Tierstation wurde größer und größer, jetzt bekommt sie mit ihren sieben Helferinnen ein neues Domizil bei der Familie van Almsick in Biesingen.

Alles fing an mit einem verletzten Igel, der zu Karin gebracht wurde, gerne informiert sie über ihr Projekt Igelherz, ihren Nachnamen will sie jedoch nicht verraten, Karin reiche aus. Den kleinen verletzten Igel päppelte sie nach und nach auf. Parallel dazu setzte sie sich mit einer Igelexpertin in Verbindung, die ihr jede Menge Tipps zur Versorgung der kleinen Wildtiere gab.

Dem ersten verletzten Igel folgten Hunderte nach

Während dieser Zeit wurde ihr klar: "Genau so etwas möchte ich auch machen." Dem ersten verletzten Igel folgten viele nach. Rund 400 seien es in den vergangenen fünf Jahren gewesen, allein 2019 waren es 136, erzählt Karin im Gespräch. Mit der Igelexpertin war es eine tolle Zusammenarbeit, heute ist sie selbst eine Fachfrau auf diesem Gebiet. "Das Igelvirus schlägt relativ schnell zu", meinte sie mit einem Lachen und was klein anfing beansprucht heute eine Menge ihrer Zeit. Denn sie wird um Rat gefragt, in allen "Igellebenslagen" – es wurde zum Selbstläufer.

Um Rat gefragt wird sie oft im Herbst, wenn die Leute in ihren Gärten junge Igel finden und sie sich nicht sicher sind, ob diese den Winter überleben. Im Frühjahr stehen vor allem die Alttiere im Fokus. In den allermeisten Fällen geht um Krankheiten oder Parasiten, welche die Igel befallen haben.

Karin beobachtet, dass die Tiere teilweise schwach seien aufgrund mangelnder Nahrungsgrundlage, dies wiederum führt zu geschwächten Tieren, die leichter Opfer von Parasiten und Krankheitserreger werden. Ein anderer Grund sind Verletzungen. Auf der einen Seite sind die Mähroboter gefährlich für die Tiere, Rasentrimmer und Motorsensen sind aber genauso gefährlich. Sie rät dazu, einen Blick unter die Büsche zu werfen, unter denen man mähen will.

Auch Schulklassen werden aufgeklärt

Dabei setzte sie auf die Hilfe von Kindern. Sie ist des öfteren beispielsweise in Schulklassen. Hier erklärt sie den Kindern, dass man unbedingt vor dem Einsatz der genannten Geräte unter die Büsche schauen müsse. Und da die Kinder kleiner seien als Erwachsene, könnten sie das besonders gut. Sie hofft, dass dieser Rat befolgt wird. Es sei ein kleiner Aufwand, der Igelleben retten könne.

In ihrem tierischen "Kindergarten" sind neben Igeln auch kleine Füchse, Hasen und Marder zu Gast. Alle werden von Hand großgezogen, das bedeutet alle zwei Stunden ist Fütterungszeit, auch nachts.

Momentan hat sie für ihre Hilfsstation ein Übergangsdomizil in Hochemmingen, doch steht am Wochenende ein Umzug an. Die neue Bleibe, die langfristig ausgelegt ist, befindet sich in Biesingen im Garten der Familie van Almsick. Dort darf sie mit ihren Helferinnen einen Teil des großen Grundstücks nutzen, zusammen mit einem Kellerraum und sie hat fließend kaltes und warmes Wasser.

Dankbar für jede kleine Spende

Der Kontakt zu dem Ehepaar Helen und Bernhard van Almsick kam eigentlich wegen etwas ganz anderem zustande. Die erste Idee war ein Benefizkonzert für das Igelherz. Helen van Almsick erzählt, dass sie nach dem Kontakt das jetzige Domizil der Tierhilfe besuchte, danach kam ihr die Idee, ob man die Einrichtung nicht in dem großen Garten ihres Hauses einquartieren könnte. Das besprach sie mit ihrem Mann und der stimmte ebenfalls zu. Und so kam es, dass man nun mit Gehege und Tieren umzieht. Die Freude bei der Initiatorin Karin ist riesig.

Insgesamt ist sie immer wieder überrascht, wie sehr der Tierhilfe geholfen wird, in Form von Geld- und Sachspenden, wie beispielsweise Futter. Sie ist dankbar für jede noch so kleine Spende. "Nur dank dieser vielen Spender, die auch mal Geld überweisen, konnte Igelherz wachsen und das werden was es ist", erklärt sie überzeugt. Denn habe sie zu Beginn der Initiative viel eigenes Geld hineinstecken müssen, gehe es jetzt mit den Kosten Null auf Null auf.

Der Umzug soll an zwei Tagen bewerkstelligt werden. am Freitag wird alles, was sie nicht sofort benötigt, mitgenommen, am Samstagmorgen versorgt sie zunächst die Tiere und ab etwa 12 Uhr geht es an Teil zwei des Umzugs, dann werden auch die Tiere mitgenommen. Wenn jemand Zeit hat bei der Aktion zu helfen, kann er sich über die Facebook-Seite Igelherz melden.

Mit 31,75 Prozent wurde der Braunbrust Igel von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum Gartentier des Jahres 2020 gewählt. Die Population sieht man dort in Gefahr, die Zahl der Igel gehe seit Mitte der 1990er-Jahre zurück. Die Tiere leiden unter dem Insektensterben und unter der Zerstörung ihrer Lebensräume, auch der Klimawandel spiele dabei eine Rolle: "Wird es zwischen November und Februar zu warm, wachen die Winterschläfer zu früh auf und verlieren bei der Nahrungssuche zu viel Energie." Die Sielmann-Stiftung plädiert für ein Nachtfahrverbot für Mähroboter und der Einsatz von Motorsensen soll auf das Notwendige verringert werden.

Das Tier benötige Hecken, Holzstapel oder Reisighaufen, es wird empfohlen diese vor Mäharbeiten abzusuchen. "Schmuddelecken" im Garten, in denen das Laub nicht weggefegt wird und Äste herumliegen bieten dem Igel Unterschlupf, ebenso benötigt er Blumenwiese statt Golfrasen, so die Mitteilung.