Über Risiken der Massentierhaltung informierte der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, in einem Vortrag in Oberbaldingen. Foto: Bartler

Friedrich Ostendorff spricht über Risiken der Massentierhaltung. Biolandwirt sieht Handlungsbedarf.

Bad Dürrheim - Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag und Biolandwirt, besuchte die Baar und sprach im Gasthaus Rössle in Oberbaldingen vor Mitgliedern der Bürgerinitiative gegen die Schweinefabrik.

Angesichts dessen, dass sich die ganze Angelegenheit schon länger hinzieht, appellierte Ostendorff an die Bürgerinitiative: "Geben Sie nicht auf, machen Sie weiter!" Da Ostendorff Parteibruder und damit Bekannter der hiesigen Grünen ist, sei der Kontakt für den Besuch schnell zustande gekommen, erklärte Christoph Trütken. Inzwischen sind laut Bürgerinitiative (BI) 13.000 Unterschriften gegen die Schweinezucht zusammengekommen. Ostendorff sieht mit Blick auf die Antibiotikaabgabe den Gesetzgeber gefordert und rief auf, diesem gegenüber Druck zu machen. Er erläuterte der Versammlung Tatsachen aus Studien in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, zwar auf Geflügelzucht bezogen, dies aber auch nur, weil die Medikamentengaben von Tierärzten bei Schweinezüchtern noch nicht überprüft worden seien. Laut diesen Erhebungen ist es Standard, dass in NRW 96 Prozent der Hühner permanent Antibiotikum erhielten. In Niedersachsen seien es 83 Prozent.

In diesem Zusammenhang griff Ostendorff das Thema der gegen Antibiotika multiresistenten Keime MRSA auf, wies auf ESBL (die Abkürzung für Extended Spectrum Beta-Lactamase) hin und, dass die kürzlich aufgetretene EHEC-Epidemie durch Gülle bedingt gewesen sei, und die Schweinegrippe mit 15.000 Toten aus einem Schweinestall gekommen sei. In den Krankenhäusern der Niederlande sei übrigens ein Screening von Patienten auf die vorgenannten Keime ein übliches Vorgehen.

Aufgeregtes Gemurmel erhob sich, als Ostendorff darüber berichtete, dass allein ein Mastschwein, das gerade mal ein Jahr lebt, in dieser Zeit etwa 5,3 Mal antibiotisch behandelt werde. "Es geht um Tonnen verordneter Medikamente", machte der Grünen- Politiker deutlich.

Schockierend waren die Bilder von Schweinen, denen Schwänze und Ohren entfernt werden, damit sich die von Natur aus neugierigen und intelligenten Tiere solch einer Massenhaltung nicht aus Langeweile gegenseitig verletzen. Und bei alldem war dann noch nicht einmal die Notfallsituation eines Brandfalles behandelt. Nach vorliegenden Erkenntnissen würde die Bad Dürrheimer Wehr wohl 17 Minuten bis zum Eintreffen am Einsatzort benötigen, weitaus länger als in der Menschenrettung vorgesehen. Im wirklich schlimmsten Fall könnten 1200 Muttersauen mitsamt Ferkeln aufgrund baulicher Gegebenheiten in den Flammen umkommen, vom Atemschutz für die Einsatzkräfte aufgrund der sich entwickelnden Giftstoffe in der Luft einmal ganz zu schweigen. Aus Sicht des Biolandwirts Ostendorff sind sich automatisch öffnende Stalltüren die Lösung. Zusammengefasst sieht Ostendorff ganz klar Handlungsbedarf und die Anforderung, das Baurecht zu ändern. Er sprach der Bürgerinitiative Mut zu: "Geben Sie nicht auf, machen Sie sich bemerkbar, machen Sie weiter, auch wenn es lange dauert!" Und genau darin sieht auch Christoph Trütken die Herausforderung der BI.