Groß war das Interesse von Bürgern, als Erwin Nopper ( stehend im Hintergrund) im März 2019 die Nachbarschaftshilfe durch den Verein "Hilfe mit Herz und Hand" vorstellte. Archivfoto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Verein in Pandemie stark gefordert / Veränderte Situation für die ehrenamtlich Aktiven

Mit oder ohne Corona – der Bedarf an Hilfe, Unterstützung und Begleitung ist sehr groß, so die Erfahrung der ehrenamtlich Tätigen der Nachbarschaftshilfe. Sie trägt mit ihrer Arbeit dazu bei, Probleme und Nöte zu verringern.

Bad Dürrheim. "Egal, was kommt, wichtig ist uns, dass das Netzwerk gegenseitiger Hilfe in der Kernstadt und in den Ortsteilen weiter wächst, damit alle, also Familien und ältere Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen mit gutem Gefühl in Bad Dürrheim leben können und wissen, dass sie Hilfe und Unterstützung bekommen", so Erwin Nopper, der Vorsitzende von Verein "Hilfe mit Herz und Hand".

Seit der Corona-Krise habe sich die Situation auch bei der Nachbarschaftshilfe verändert. Dies begann beim ersten Lockdown, als gerade der Kurs "Häusliche Betreuung in der Altenpflege" lief. 18 Abende waren geplant, 22 Personen nahmen daran teil. Erst nach längerer Unterbrechung und unter erschwerten Bedingungen konnte der Kurs beendet werden, erinnert sich Nopper. Alle weiteren geplanten Veranstaltungen mussten ausfallen oder verschoben werden. Zu Beginn des Jahres ist ein Erste-Hilfe-Kurs vorgesehen.

Wichtig seien auch die Treffen der Helfer, die neben dem Erfahrungsaustausch einen inhaltlichen Teil haben. Derzeit verfügt der Verein über 103 Tätige, davon waren bis Ende Oktober dieses Jahres 80 Helfer aktiv. Einige hätten seit der Krise auf das Amt verzichtet, andere kamen hinzu.

Bei allen Begegnungen mit Helfern und Hilfesuchenden gelten die entsprechenden Schutzmaßnahmen, gibt Nopper bekannt. Der Verein stellt Mund-Nasenbedeckung zur Verfügung, bei Bedarf auch FFP-2-Masken. Die Dauer der Begegnungen werde beschränkt. Einige Hilfsbeziehungen seien vorübergehend unterbrochen worden. Das hatte die Folge, dass in den Monaten März/April die Hilfestunden auf 350 von zuvor circa 500 Stunden gesunken sind.

Bei den Hilfesuchenden, so informiert Nopper, sei der Anteil besonders gefährdeter Personen höher als im Durchschnitt, daher sei besondere Vorsicht geboten. Auch manche Helferinnen würden vorübergehend auf persönliche Begegnungen verzichten, oder sie stark einschränken.

Hilfeleistungen, auf die verzichtet werden könne, wie zum Beispiel direkte Gespräche, Vorlesen und Spielen, seien weniger geworden und oftmals wurden die unverzichtbaren Unterstützungen verkürzt.

Nopper weist auf die individuellen Unterschiede hin. Während einige auf jegliche Hilfe verzichten wollen, möchten andere keine Einschränkungen hinnehmen. Für die Helfer gelte es deshalb, die richtige Balance zu finden. Auch ein Gespräch am Telefon helfe. Während die Unterstützung mit längeren Begegnungen eher weniger geworden sei, haben Hilfeleistungen mit Einkäufen zugenommen, ebenso die Telefongespräche.

Als erfreulich bezeichnet es Nopper, dass neben den Angeboten des Vereins auch die spontane Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, spürbar gewachsen sei. So werden die Besorgungsdienste über die "Bürgerbörse" der Stadt übermittelt und Bringdienste von Handel und Gastronomie erweitert. "Wenn andere Angebote zur Behebung der Nöte entstehen und vielfältiger werden, freuen wir uns", sagt der Vorsitzende und zieht Bilanz: Der Bedarf an Hilfe, Unterstützung und Begleitung sei groß, im Jahr 2019 wurden 3839 Stunden dokumentiert, bis zum Ende dieses Jahres werden es über 5000 sein. Ohne Corona im März und April wären rund weitere 300 Stunden dazu gekommen. Nopper weist darauf hin, dass der Verein Rahmenbedingungen für Hilfe stelle.