In Bad Dürrheim kennt man Henriette Gärtner und ihr Können am Flügel. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Klassik: Uraufführung eines Werkes von Amadeus Wandelt

Bad Dürrheim. Schon bei der Begrüßung der 85 Konzertbesucher wurde die Besonderheit dieses Klavierabends mit der Nennung des Namens Henriette Gärtner spürbar. Diese Konzertpianistin von hohem Rang, ein Kind der Region, bekannt in zahlreichen Musikzentren national und international, wurde mit großer Begeisterung gefeiert. Die Zuhörer der Reihe "Klassik live" erlebten einen Tastenzauber, nicht überraschend, eher erwartet, denn man kennt ihre Begabung. Vor zehn Jahren bereits trat sie zum ersten Mal in der Konzertreihe Klassik Live auf.

Den Abend begann sie mit dem ersten Werk "Aus Holbergs Zeit – Suite im alten Stil" von dem norwegischen Komponisten Edvard Grieg, ursprünglich als Klavierwerk komponiert. Eine Suit, die der viel bekannteren mit dem Namen Peer Gynt in nichts nachsteht. "Der Stil dieser Musik sei den typischen höfischen Tanz- und Liedformen des frühen 18. Jahrhunderts verpflichtet." Solche Informationen gab Gärtner vor jedem ihrer ausgewählten Stücke mit Charme und starkem Kontakt zu den Hörern, die diese Hilfen gerne abnahmen.

"Wer kennt Amadeus Wandelt", wollte die Pianistin von ihren Zuhörern wissen und verweist auf die folgenden drei Stücke dieses unbekannten Schöpfers musikalischer Noten. Das Ergebnis: Natürlich keiner. Sie habe Nachfahren des in Breslau geborenen Komponisten getroffen und wertete anschließend die künstlerische Erbmasse dieses Mannes akribisch aus. Mit viel Beifall wurde die Präsentation dieser Ur-Aufführung in Bad Dürrheim bedacht.

Noch vor der Pause faszinierte das Publikum dann das "Rondo a capriccio" von Beethoven, genannt "Die Wut über den verlorenen Groschen, ausgetobt in einer Kaprize". Dieses Stück, eigenwilliger Launenhaftigkeit, verlangt vom Interpreten ausgeprägte Virtuosität, die alle Rhythmen, Farben, Themen, Aus- und Einbrüche dieses Rondos zu bändigen vermag. Die Bewunderung dafür bestätigte die Aussage Goethes über Beethoven, der über den genialen Komponisten sagte: "Zusammengefasster, energischer, inniger habe ich noch keinen Künstler gesehen." Dem folgte nach der Pause die "Fantasie in C-Dur", bekannter unter dem Namen "Wandererfantasie" von Franz Schubert. Ein Werk, das sich variationsreich und häufig taktwechselnd, hämmernd, melodisch, in kraftvollen punktierten Akkordtürmen bis hin zu rasanten Tremoli entfaltete.