Die Bundestagswahl 2017 sorgt für viel Aufregung. Foto: Weihrauch

Bundestagswahl: Glunz: Politik in Berlin und Stuttgart hat sich von den Wählern entfernt.

Bad Dürrheim - Die Bundestagswahl 2017 ist Geschichte, jetzt gilt es auch für die Kommunalpolitiker zu analysieren und sich Gedanken zu machen.

"Das Ergebnis ist insgesamt enttäuschend", kommentiert Heinrich Glunz Fraktionssprecher und Stadtverbandsvorsitzender der CDU das Abschneiden seiner Partei am Sonntag. Das Resultat werde in einer der nächsten Sitzungen besprochen und analysiert. Auf kommunaler Ebene sieht er eine gute sachbezogene Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen. Was ihn jedoch beschäftigt, ist das gute Abschneiden der AfD in der Kurstadt – sie lag hier über dem Bundesdurchschnitt. Glunz führt dies auch auf die Flüchtlingsproblematik zurück. Und auf ein weiteres: "Die Wähler fühlen sich nicht mehr ganz so von der hohen Politik vertreten, wie man es erwartet." Subjektiv hat er das Gefühl, dass sich "die Politik in Berlin und auch in Stuttgart von der Basis entfernt hat."

SPD-Oppositionsrolle bekommt spontan Beifall bei den Genossen

Andreas Nachbaur, Fraktionssprecher der SPD, sieht es als die richtige Konsequenz an, dass sich die SPD nicht mehr an der Regierung beteiligen wolle. Am Sonntag gab es dafür spontan Beifall, als Thomas Oppermann dies vor laufenden Kameras mitteilte. Er sei 2013 in die Partei eingetreten, um bei der Abstimmung die große Koalition zu verhindern. Seiner Ansicht nach hat es die SPD nicht geschafft sich genügend von der CDU und Angela Merkel abzugrenzen und ihr eigenes Profil zu stärken. Einen ganz großen Fehler sieht er darin, dass seine Partei beim Dieselgipfel so mitgemacht habe. Hier habe man eine Chance vertan. Man war zudem auch mitverantwortlich für die Regierung der vergangenen Legislaturperiode, und so konnte Martin Schulz auch nicht ganz frei Wahlkampf machen. Insgesamt sieht er die Notwendigkeit für mehr Konfrontation in der Politik. "Wie kann man von links außen nach rechts außen wechseln?" Andreas Nachbaur zeigt völliges Unverständnis für manche Wählerwanderungen, vor allem für die, die von der Linken zur AfD wechselten. Er zeigt sich auch überzeugt, dass die AfD nach der Kommunalwahl 2019 im Gemeinderat sitzt.

Bei Andrea Kanold, Kreisvorsitzender der FDP und Fraktionssprecherin im Gemeinderat, überwiegt natürlich die Freude, dass Marcel Klinge nun im Bundestag sitzt. "Ich denke das war gut, richtig, wichtig und wir freuen uns, dass wir aus dem Kreis mal wieder einen Bundestagskandidaten haben", äußert sie sich. Hier gab es mehrere Faktoren für diesen Erfolg. Zum einen der gute Listenplatz, zum anderen die FDP-Bundeskampagne und für das Bad Dürrheimer Ergebnis auch die maßvolle Politik auf kommunaler Ebene.

Schade findet sie das Abschneiden der CDU und so viele Wähler an die AfD verloren habe. Dies führt sie auf das konservative Potenzial in der Kurstadt zurück. Ihrer Ansicht nach habe man die Thematik Überfremdung unterschätzt. "Wir können in unserem Herzen nur ein gewisses Maß ertragen." Gleichzeitig ist sie jedoch auch geschockt über den Erfolg der Partei. Es gäbe noch andere Alternativen. Sie befürchtet, dass die AfD den Bundestag für ein Jahr lahm legt, und es ähnliche Vorgänge wie im Landtag Baden-Württemberg gibt. Andrea Kanold ist wie Andreas Nachbaur davon überzeugt, dass die Partei in zwei Jahren auch im Gemeinderat sitzt.

AfD ohne inhaltliche Impulse in Kreis- und Landtag

Wolfgang Kaiser, Fraktionssprecher der Grünen und Landesschatzmeister der Partei, freut sich über das beste Ergebnis, das man je in Baden-Württemberg hatte. Die Gründe dafür sieht er in der Besinnung auf die Kernthemen Ökologie, Gesundheit, Energiepolitik und Klimaschutz, die von den "anderen Parteien sträflich vernachlässigt wurden".

Der Erfolg der AfD stimme ihn nachdenklich. Die AfD grenze sich gerne ab. Jedoch sitze im ein Vertreter, der es noch nie fertig gebracht habe einen Beitrag zu leisten. Auch im Stuttgarter Landtag würden keinerlei inhaltliche Impulse kommen. "Wenn das das Demokratieverständnis der AfD ist, dann ist das problematisch."

Die Freien Wähler schickten keinen Vertreter ins Rennen. Die Kandidatin, die auf der Liste stand, ist von einem anderen Bundesverband, da der Landesverband der FW beschloss, keine Kandidaten aufzustellen. Im Bezug auf die Kommunalpolitik äußerte sich deren Fraktionssprecher Günter Tschida, dass man der Entwicklung entgegenwirken müsse mit einer guten bürgerlichen Arbeit, in der man auf diese zugeht und deren Anliegen beachte.