Rund 30 Besucher hatte gestern der neu ins Leben gerufene "Treffpunkt Impuls". Das Organisationsteam freut sich über den guten Zuspruch. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder-Bote

Teilnehmer des "Treffpunkts Impuls" berichten von Weihnachtszeit in entbehrungsreichen Nachkriegsjahren

Von Markus Reutter

Bad Dürrheim. Das war eine besondere Bescherung gestern im neuen "Treffpunkt Impuls". Die rund 30 älteren Teilnehmer beschenkten sich gegenseitig mit ganz persönlichen Geschichten, Erinnerungen an Weihnachten aus Kindheitstagen.

Es waren nicht immer "die guten alten Zeiten", die da im Generationentreff Lebenswert wachgerufen wurden. Vielmehr wurden die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre lebendig. Eine Frau mit grauem Haar und leuchtenden Augen erzählte von der Flucht, als sie als kleines Mädchen mit der Mutter und den Geschwistern während zweier Wochen in der Eiseskälte in Deutschland unterwegs war. Die Mutter trieb die Kinder an, um vorwärts zu kommen und um die Kälte zu vertreiben. Irgendwann war das Ziel, ein Obdach bei Verwandten, erreicht und Weihnachten stand vor der Tür. An die Geschenke konnte sich die mittlerweile betagte Frau nicht mehr erinnern, aber "dass alle zusammen waren", darüber habe sie sich gefreut. Fast alle waren da. Ihr Vater wurde vermisst. Immer wieder sei sie im Bett aufgesprungen, habe gehofft, ihr Vater sei gekommen. Sie wollte ihn als erste begrüßen. Doch immer vergeblich. So häufig sei sie im Bett hochgeschreckt, dass ihr der Rücken weh tat.

Und irgendwann, so die Frau gestern, habe die Familie erfahren, dass der Vater im Krieg gefallen sei.

Auch andere aus der Runde berichteten freimütig aus ihrer Kindheit. Die Zuhörer nickten immer wieder bestätigend, teilten gemeinsame Erinnerungen. Und so wurde es in besonderer Weise Weihnacht beim Treffpunkt Impuls, standen Gemeinschaft und gegenseitiges Verständnis im Vordergrund. Ein Übriges trug das Organisationsteam zur wohligen Stimmung bei. Es wurde bewirtet, mit Kuchen und duftenden Bratäpfeln, mit Gebäck und verschiedenen Getränken. Weihnachtliche Weisen wurden solistisch gekonnt vorgesungen und miteinander angestimmt.

Und dazu gab es Geschichten, die das Herz berührten. Einer aus dem Orga-Team, Bernd Wegert, berichtete wie er als kleiner Bub zusammen mit seinen Geschwistern die traurige Mutter wieder glücklich machen wollte. Die Mutter hatte nämlich darüber geweint, dass es das erste Mal keinen Christbaum an Weihnachten gebe. Wegert und seine zwei Geschwister zogen dann abends heimlich in den Wald, fällten eine Fichte und steckten sie im Garten in den Schnee. Groß war die Überraschung, als die Mutter am Morgen zwei Christbäume im Garten entdeckte. Wie ein Weihnachtswunder kam das auch den drei Kindern vor. Wie sich herausstellte, hatte eine Tante von Bernd Wegert seiner Mutter eine Freude machen wollen und ihren Notgroschen für einen Weihnachtsbaum geopfert. So gesellte sich zum Christbaum der Kinder im Garten noch derjenige der Tante.

Eine andere Teilnehmerin erzählte von einer Puppe, die sie an einem Weihnachtsfest in den Nachkriegsjahren geschenkt bekommen hatte. Überglücklich sei sie gewesen, habe gleich mit ihrer Puppe gespielt, sie in ein Stühlchen gesetzt und der Puppe alles im Wohnzimmer gezeigt. Dabei sei die Puppe aus dem Stühlchen gerutscht, fiel zu Boden, und der Keramikkopf zerbrach. Die ältere Frau erinnert sich an das jahrzehntealte Geschehen. Starr vor Schreck sei sie gewesen, und ihre Mutter habe geweint. Es sei ein sehr trauriges Weihnachten gewesen. Doch Zeit heilt Wunden, jedoch keine Keramikköpfe. Ihre Kindheit über habe sie dann mit einer Puppe ohne Kopf gespielt.

Der gute Besuch des Treffpunkts Impuls ermuntert das Organisations-Team, das Angebot zu erweitern. Nächster Termin für das gemütliche Miteinander, das Möglichkeit zum zwanglosen Gespräch gibt, ist Mittwoch, 16. Januar. Ab Februar soll dann jeden zweiten und vierten Mittwoch eines Monats, jeweils von 14.30 bis 17 Uhr, der Treffpunkt Impuls im Generationentreff Lebenswert in der Viktoriastraße 7 ausgebaut werden.